In einem offenen Brief an die Fans von Schalke 04 hat die Dortmunder Polizei zu Beginn der Woche vor dem Aufeinandertreffen der Revierrivalen für ein friedliches Derby geworben und Verhaltensregeln für den respektvollen Umgang miteinander aufgestellt. Christoph Schill, Michele Ufer und Max Manroth sind da schon gleich mehrere Schritte weiter.
Die drei Marathonläufer werden sich am Samstag um 08.30 Uhr an der Arena in Gelsenkirchen gemeinsam mit dem Ziel Signal-Iduna-Park in Bewegung setzen, um für ein friedliches Derby zu werben. Und nebenbei wollen die Extremsportler Gutes tun. Mit ihrem ungewöhnlichen Lauf, der von beiden Vereinen unterstützt wird, wollen Sie Spendengelder für die Kinderkrebsstation im Klinikum Dortmund und den Verein Kinderglück e. V. sammeln.
Das Außergewöhnliche daran: Während das Herz des Oer-Erkenschwickers Schill für die Königsblauen schlägt, sind Ufer und Manroth eingefleischte Borussen-Fans. Die beiden Dortmunder holen ihren Gast an der Arena ab und laufen mit ihm gemeinsam nach Dortmund. Die Route führt vorbei an der Zeche Ewald in Herten, dem Strommuseum Recklinghausen, dem Schiffshebewerk Henrichenburg und dem Dortmund-Ems-Kanal bis zum Dortmunder Hafen.
Dort soll gemeinsam das Clubschiff „Herr Walther“ besucht werden. Dann geht es vorbei am „U“ über die Reinoldikirche und den Friedensplatz bis zum Stadion. Um 15.00 Uhr wollen die Läufer dort eintreffen. Dann werden sich die Fußballfans das Spiel ihrer Vereine anschauen. Voraussichtlich in einer Kneipe, denn Karten fürs Stadion haben sie nicht.
Manroth, der im früheren Leben Protokollchef im Bundesministerium des Innern und danach Personenschützer für deutsche und amerikanische Prominente war, hatte die Idee. Er wollte nicht länger tatenlos zusehen, weil es in den vergangenen Jahren bei den Spielen zwischen den Knappen und dem BVB immer wieder zu Ausschreitungen kam. „Ich bin sicher, dagegen kann man etwas tun“, überlegte sich Manroth.
Mit der ungewöhnlichen Fan-Aktion will er ein Zeichen für einen sportlich fairen Verlauf des Derbys setzen. Mit seinem Teampartner Michele Ufer hat Manroth, der von 1999 bis 2004 auch Matthias Sammer und seine Familie sowie bekannte Schauspieler wie Harrison Ford beschützt hat, die Grundidee für die Aktion entwickelt und ist die Strecke probeweise abgelaufen.
Schill erreichte die Einladung der beiden Dortmunder etwas überraschend: „Auf Facebook habe ich gelesen, dass ein Borusse einen laufenden Schalke-Fan für ein Projekt zum Revierderby suchte“, erinnert sich Schill. „Ich war neugierig und habe ich mich gemeldet. Einige Telefonate und E-Mails später war klar: Da mache ich mit!“
Persönlich kennengelernt haben sich die drei Sportler erst vor wenigen Tagen bei einer Laufeinheit am Phoenix-See in Dortmund. „Wir haben schnell festgestellt, dass es auch menschlich zwischen uns passt“, war sich Schill schnell mit Ufer und Manroth einig.
Der BVB und Schalke haben handsignierte Trikots, einen Ball und Jahrbücher zur Verfügung gestellt, die in Kürze zugunsten der Kinder versteigert werden sollen. Doch dabei soll es nicht bleiben. „Wenn sich neben den Vereinen auch die Fans der gegnerischen Reviervereine überzeugen lassen, und nur jeder einen Euro spenden würde, dann können wir viel für die Kinder in unseren Städten erreichen“, hofft Manroth auf viele weitere Spenden für den ersten Derby-Charity-Lauf. Denn der soll kein Einzelfall bleiben.
Für das Rückspiel hat Schill die Gegeneinladung ausgesprochen. Dann holt er seine neuen Dortmunder Freunde am Signal-Iduna-Park ab und läuft mit ihnen zur Arena nach Gelsenkirchen. Spenden gehen dann an zwei soziale Einrichtungen in Gelsenkirchen.
Zurück zum bevorstehenden Derby und zur Polizei. Die hat für Samstag in Dortmund ein Verbot für Glasflaschen verhängt. Gut für Manroth - der pflegt seine Läufe barfuß durchzuführen.