Für den VfB Stuttgart geht es um wichtige Punkte im Abstiegskampf, für Trainer Jens Keller um seinen Arbeitsplatz. Sollten die krisengeplagten Schwaben heute (20.30 Uhr/Sky und Liga total!) auch das Auswärtsspiel beim Überraschungsteam Hannover 96 verlieren, muss der 40-Jährige mit seiner Entlassung rechnen.
Spekulationen zufolge soll für Keller ohnehin spätestens in der Winterpause Schluss sein. In Stuttgart werden bereits einige Nachfolger gehandelt. Als Favorit gilt demnach der frühere Hamburger und Leverkusener Coach Bruno Labbadia. Aber auch Christoph Daum, Hans Meyer und Lorenz-Günter Köstner sollen zu den Kandidaten gehören, die den VfB aus der Krise führen sollen. Bobic genervt von Diskussionen um Keller Stuttgarts Manager Fredi Bobic nervt die prekäre Situation offensichtlich. "Auf dieses Spielchen habe ich keine Lust", antwortete er gereizt auf Nachfragen zu Keller, "es gibt keine Fristen. Wir konzentrieren uns voll auf Hannover, diesem Spiel unterliegt alles. Spekulationen kommen im Abstiegskampf immer auf." Aus der Welt schaffen wollte Bobic diese Gerüchte aber auch nicht: "Wenn die Mannschaft verliert, reden wir am Samstag. Aber das ist hypothetisch. Tatsache ist, dass wir Punkte brauchen - nichts anderes."
Keller selbst gab sich vor seinem Schicksalsspiel betont kämpferisch. "Wir werden das Glück erzwingen, ich will das Spiel unbedingt gewinnen." Das klang ein wenig wie das Pfeifen im dunklen Wald, aber was soll der VfB-Coach denn sonst sagen? Etwa: Ich bin dann mal weg?
Viel hat sich an der Tabellensituation ja nicht geändert bei den ambitionierten Schwaben, seit Keller am 13. Oktober das Traineramt von Christian Gross übernommen hat. Platz 18 belegte der Klub nach der Ablösung des Schweizers, Platz 16 ist es jetzt. Die letzten fünf Spiele blieben sieglos. Die Abstiegsgefahr ist nach wie vor groß, die internationalen Ränge meilenweit entfernt.
"Es gehört dazu, dass bei unserer derzeitigen Tabellensituation Unruhe aufkommt, aber das kann ich nicht beeinflussen, deshalb beschäftige ich mich auch nicht damit", führte Keller weiter aus. Noch hat seine Mannschaft kein Auswärtsspiel gewonnen, 96 dagegen war in den letzten vier Partien siegreich. Die Favoritenrolle ist also vergeben - zumal es beim VfB offenbar auch innerhalb der Mannschaft wenig harmonisch zugeht. Keller: "Die Mannschaft lebt" Doch Auseinandersetzungen im Training, die in dieser Woche sogar zu einem Spielabbruch führten, will Keller nicht überbewerten - im Gegenteil: "Die Spieler sind aggressiv, entschlossen und voll dabei, da fliegen auch mal die Fetzen. Aber das zeigt mir, dass die Mannschaft lebt."
Dies muss Hannovers Trainer Mirko Slomka nicht extra betonen. Sein Team kann mit einem weiteren Dreier den bisherigen Klubrekord von fünf Siegen in Serie aus der Saison 2004/05 einstellen und bis Samstag sogar auf Platz zwei klettern. Selbst Träume vom internationalen Geschäft sind inzwischen bei den Niedersachsen erlaubt.
"Ich habe kein Problem damit - wenn die Spieler die Leistungen bringen, die sie nach Europa führen", meinte Slomka. Und Torwart Floria Fromlowitz ergänzte: "Es gibt viele Spieler, die leise anfangen, daran zu denken. Wir haben uns eine tolle Position erarbeitet. Aber wir wollen realistisch bleiben."