Die Entlassung von Bruno Labbadia hat beim Hamburger SV kurz vor Saisonende ein Vakuum im sportlichen Kompetenzbereich hinterlassen. Während Technik-Coach Ricardo Moniz die Hanseaten auf die verbleibenden Spiele in Bundesliga und Europacup vorbereiten soll, strickt der Vorstand um Klubchef Bernd Hoffmann hinter den Kulissen mit heißer Nadel an der Lösung der Trainerfrage für die kommende Spielzeit. Eile ist geboten, denn spätestens nach dem Europa-League-Finale am 12. Mai - so der HSV es denn erreicht - sollen die Planungen für die Saison 2010/2011 beginnen.
Die Situation erinnert ein wenig an das vergangene Jahr, als zuerst Trainer Martin Jol und dann Sportchef Dietmar Beiersdorfer den Verein verließen. Der damals gerade erst verpflichtete Labbadia versuchte sich gemeinsam mit Hoffmann in der Sommerpause als Krisenmanager - und leistete sich mit den Einkäufen von Markus Berg (zehn Millionen Euro) und David Rozehnal (fünf Millionen) gleich die ersten Transferflops. Den Stand der aktuellen Trainersuche mochte Hoffmann nach der Labbadia-Entlassung nicht kommentieren. Spekuliert wurde allerdings bereits vor der Trennung über mögliche Nachfolger.
Erste Gerüchte rankten schon vor Wochen um Bundestrainer Joachim Löw und erhielten durch die Verpflichtung von DFB-Chefscout Urs Siegenthaler als neuem HSV-Sportchef zusätzlich Nahrung. Genannt wurden auch der Franzose Gerard Houllier (derzeit Sportdirektor des nationalen Verbands), um den sich auch der VfL Wolfsburg bemüht, sowie der frühere englische Nationalcoach Steve McClaren (Twente Enschede). Weitere potentielle Kandidaten gibt es reichlich. Die Liste reicht vom derzeit arbeitslosen Bernd Schuster (ehemals Real Madrid) über Fenerbahce-Coach Christoph Daum bis hin zu dem beim Istanbuler Lokalrivalen Galatasaray tätigen Niederländer Frank Rijkaard. Denkbar wäre auch das schnelle Comeback eines erst kürzlich entlassenen Bundesligatrainers wie Lucien Favre (Hertha BSC Berlin), Marcel Koller (VfL Bochum) oder Armin Veh (VfL Wolfsburg). Heiß gehandelt wird zudem Ex-DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann, der sich nach Informationen der Hamburger Morgenpost vergangene Woche mit Hoffmann in einem Restaurant in der Hansestadt getroffen haben soll. Für Klinsmann spricht auch die Siegenthaler-Verpflichtung, denn der wurde 2005 vom Ex-Nationalspieler zum DFB geholt. Außerdem wäre "Klinsi" sofort zu haben, während andere Kandidaten derzeit noch vertraglich gebunden sind.