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Vom Winzer zum Wortführer: Fritz Keller ist neuer DFB-Präsident

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Fritz Keller ist neuer Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Der 62-Jährige wurde am Freitag zum Nachfolger von Reinhard Grindel gewählt.

Fritz Keller war leicht desorientiert. „Wo muss ich denn hin?“, fragte der neue Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), als er im Anschluss an seine Wahl am Freitag um 12.30 Uhr mit einem übergroßen Blumenstrauß in der Hand seinen Platz auf dem Podium suchte. Nachdem er seinen Stuhl gefunden hatte, durfte er sich über den großen Vertrauensbeweis freuen - der 62-Jährige war beim Bundestag in Frankfurt/Main einstimmig gewählt worden.

Sein Aufstieg vom Winzer zum Wortführer war nach dem Votum der 257 Delegierten perfekt, Keller geht als 13. Chef in der 119-jährigen Geschichte des größten Einzelsportverbands der Welt ein. „Ich würde gerne anfangen als Spielertrainer, mich als Zehner einwechseln und danach als Trainer weitermachen“, sagte das Patenkind des deutschen Ehrenspielführers Fritz Walter mit Blick auf seine dreijährige Amtszeit: „Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln, Schuhe schnüren, Schienbeinschoner an - Anpfiff.“

Bundestrainer Joachim Löw begrüßte die Wahl des neuen Verbands-Oberhauptes. „Fritz Keller steht schon viele, viele Jahre für Professionalität, Bodenständigkeit und eine tolle Führungskultur“, sagte er: „Was ich bei ihm spüre, ist die volle Leidenschaft und viel Herzblut, das er da reinsteckt. Er hat große Ziele und viel Energie. Das wird uns gut tun.“

Vor seiner Wahl hatte Keller in einer Rede verdeutlicht, um was es zukünftig geht. „Wir wollen Vertrauen zurückgewinnen, an der Basis und in der Gesellschaft. Der DFB muss ein seriöser Anwalt, Dienstleister und Lobbyist für den Fußball sein“, sagte der Nachfolger des im April zurückgetretenen Reinhard Grindel: „Die Hauptaufgabe des DFB bleibt, Erfolge an der Spitze möglich zu machen. Unser Anspruch muss die Weltspitze sein. Wenn es der Spitze gut geht, werden wir unsere Dienstleistungen auch an die Basis weitergeben können.“

Die Aufgaben des Ex-Klubchefs des Bundesligisten SC Freiburg liegen auf der Hand. Keller möchte den jahrelangen Konflikt zwischen Amateuren und Profis beenden. Ganz nebenbei muss er den Verband aus der Dauerkrise führen, für eine moderne Struktur sorgen, den Bau der Akademie vorantreiben, den Weg der Nationalmannschaft zurück in die Weltspitze forcieren, die Zusammenarbeit mit den internationalen Gremien verbessern, einen neuen Grundlagenvertrag aushandeln - und die EM-Endrunde 2024 planen.

Bereits am Donnerstag hatte der DFB in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel den Grundstein für seine neue Zentrale im Frankfurter Stadtteil Niederrad gelegt. 150 Millionen Euro wird das Mega-Projekt mit einer Gesamtfläche von neun Hektar kosten. In rund zwei Jahren will der DFB seinen jetzigen Standort in der Otto-Fleck-Schneise verlassen und in die neue Heimat einziehen.

Damit sich Keller nicht wie seine Vorgänger verzettelt, bekommt er Helfer zur Seite gestellt. So soll Vizepräsident Rainer Koch als neuer „Außenminister“ fungieren. Als Folge des Grindel-Rücktritts ist der DFB derzeit weder im Council des Weltverbandes FIFA noch im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA) vertreten, zumindest ins UEFA-Exko will Koch einziehen.

Auch innerhalb des DFB, dessen Budget bei mehr als 400 Millionen Euro im Jahr liegt, wird Keller mit der Zeit nicht mehr so viel Macht wie seine Vorgänger besitzen. Zunächst will Keller als tatkräftiger Boss die Strukturreform in seinem Sinn gestalten, um später Aufgaben abzugeben.

„Wir müssen eine neue Organisationskultur wagen. Ich möchte nichts alleine entscheiden. Das geht in keinem Betrieb mehr, das ist nicht zeitgemäß. Ich werde reingrätschen, wenn es was zum reingrätschen gibt“, äußerte Keller: „Wir müssen so transparent sein, dass es langweilig ist, über uns zu reden.“

Unter dem 13. Präsidenten soll es eine deutlichere Trennung zwischen den wirtschaftlichen und den gemeinnützigen Aufgaben geben. Deshalb werden alle Aktivitäten, mit denen Geld verdient wird, künftig von der DFB GmbH verantwortet. Gemeinnützige Aufgaben obliegen dem DFB e.V.. Starker Mann der GmbH soll Generalsekretär Friedrich Curtius werden, Oliver Bierhoff ist als Geschäftsführer Sport vorgesehen.

So ist Keller nach den Statuten nicht mehr der Chef des Bundestrainers. Dennoch formuliert der künftige DFB-Boss auch in dieser Hinsicht seinen Anspruch: „Im Profibereich wollen wir international wieder dahinkommen, wo wir waren - mit der Nationalmannschaft und der Bundesliga.“

Zusätzlich will Keller seine eigenen Schwerpunkte setzen. „Nachhaltigkeit und Ökologie müssen stärker in den Fokus. Deshalb sollte der Posten eines Nachhaltigkeits-Vizepräsident geschaffen werden. Es ist fünf vor zwölf“, sagte der neue Boss: „Und Gleichberechtigung darf kein Lippenbekenntnis sein.“ sid

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