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Interview mit Robin Dutt
"Sonst wären wir als VfL langweilig geworden"

Foto: Udo Kreikenbohm
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Robin Dutt (54) ist der zweitdienstälteste Trainer in der Zweiten Bundesliga. Dabei ist der gebürtige Kölner gerade einmal 18 Monate beim VfL Bochum auf der Trainerbank.

Mit RevierSport hat Dutt exklusiv und ausführlich über eigene Fehler, den radikalen Umbruch des VfL und die Ziele für die kommende Saison gesprochen.

Robin Dutt, wann ist Ihnen und bei den Verantwortlichen die Idee gereift, einen radikalen Umbruch in der Mannschaft vorzunehmen?

So ein Gedanke entwickelt sich. Vor allem während der Rückrunde waren wir immer überzeugter, diesen Umbruch einzuleiten. Wir wussten irgendwann, dass wir die Saison maximal auf einem Mittelfeldplatz beenden werden. Da hatten wir als Verantwortliche einfach auch die Pflicht festzustellen, welcher Spieler am Zenit ist und welcher Spieler noch nicht. Wenn wir keinen personellen Umbruch angegangen wären, dann wäre die Gefahr groß gewesen, dass der VfL Bochum in Zukunft langweilig wird und keine Ambitionen mehr hat. Mit Stefano Celozzi und Tim Hoogland traf es unter anderem zwei erfahrene Spieler, die schon lange im Verein gewesen sind. Celozzi war sogar der Kapitän. Die Entscheidungen haben einige Fans nicht verstanden. Wir mussten nicht nur sportlich etwas verändern, sondern auch die Führungsstruktur innerhalb der Mannschaft. Wir mussten einfach einen klaren Schnitt machen, der ist jetzt erfolgt.

Stimmt denn auch die Mischung, oder ist die Mannschaft jetzt nicht vielleicht zu jung?

Die Mannschaft besteht zu einem Drittel aus jungen Spielern bis 23 Jahre, zu einem Drittel aus Jungs im besten Fußballeralter und zu einem weiteren Drittel aus Spielern mit Erfahrung. In Sachen Altersschnitt haben wir eine optimale Mischung.

Wie viel Zeit benötigt das Team, um erfolgreich sein zu können nach dem Umbruch?

Das kann man noch nicht sagen, Erwartungshaltungen kann man ohnehin nicht beeinflussen. Es kann auch sein, dass Mechanismen und Automatismen noch nicht greifen und man trotzdem Spiele gewinnt. Es kann aber auch sein, dass wir uns einspielen, ein gutes Gefühl haben und dann keine Spiele gewinnen. Fakt ist: Wir haben einen Umbruch gemacht und brauchen Zeit, um junge Spieler zu entwickeln. Wenn man davon profitieren will, braucht man Geduld. Das heißt aber nicht, dass man nicht sofort auch Ergebnisse abliefern kann. Das ist trotzdem möglich.

Der VfL ist als letzte Mannschaft in der Zweiten Liga in das Training eingestiegen. Wieso haben Sie sich mehr Zeit gelassen?

In den vergangenen 18 Monaten habe ich ein sehr gutes Vertrauensverhältnis zu den Spielern aufgebaut. Sie hatten deutlich vor Trainingsbeginn ein härteres Programm zu absolvieren. Die ganze Grundlagenarbeit im Ausdauerbereich mussten die Jungs selbst aufbauen - diese Hausaufgaben haben sie auch gemacht. In den vergangenen Jahren war es im Sommer sehr heiß, da hat die Sommervorbereitung viel Substanz gekostet. Deswegen haben wir uns dafür entschieden, das Modell anzuwenden und ein paar Tage später anzufangen, um den Spielern auch ein paar Tage mehr Urlaub zu geben. Wenn man sich die Werte anschaut, hat diese Idee wunderbar funktioniert.

Nürnberg, Stuttgart, Hamburg, Hannover - das sind die Favoriten auf den Aufstieg in der kommenden Spielzeit. Spielt der Rest um den fünften Platz?

Auf jeden Fall nicht freiwillig. Diese Mannschaften sind sicherlich die Favoriten, aber sie müssen ihrer Rolle erst einmal gerecht werden. Im vergangenen Jahr sind auch nicht alle Favoriten aufgestiegen. Wir hätten schon Spaß daran, zu den zwei Mannschaften zu zählen, die diese vier Mannschaften ärgern und oben mitmischen. Paderborn ist auch aufgestiegen, der HSV zum Beispiel nicht.

Sie sind seit 18 Monaten Trainer beim VfL Bochum. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des gesamten Vereins in dieser Zeit?

Es ist viel gemacht worden, Sebastian Schindzielorz hat im infrastrukturellen Bereich rund um die Mannschaft herum viele Dinge angeschoben. Ich versuche mich auch, in viele Bereiche einzubringen. Vor allem die Zusammenarbeit mit unserem Talentwerk möchte ich stärken. Da treffe ich auf offene Türen. Ich glaube, dass der Verein von diesen Maßnahmen in fünf oder sechs Jahren profitieren wird. Wir haben zum Beispiel mit Michael Lust einen sehr guten Fang für den Posten des Trainers bei der U19 gemacht. Er ist sehr erfahren und wird unsere Qualitäten steigern. Wir bauen ihn auch im Profibereich ein. Unsere Trainingsplätze waren bei meinem Dienstantritt nicht unbedingt zu benoten - gelinde gesagt. Mittlerweile hat sich das deutlich verbessert. Auch den athletischen Bereich haben wir auf die nächste Stufe gehievt, da haben wir ein noch professionelleres Konzept entwickelt.

Was fehlt dem VfL noch?

Da gibt es nie ein Ende. Es ist jeden Tag unsere Aufgabe, auch Entwickler und Forscher zu sein. Es vergeht eigentlich kein Tag, in dem nicht ein neues Tool für die Trainingsarbeit auf dem Schreibtisch liegt. Das betrifft dann alle Bereiche, wir müssen alles überprüfen. Die Arbeit verändert sich ständig. Ich habe viele junge Leute um mich herum, wir sind ständig auf der Suche, wie wir unsere Arbeit optimieren können. Die Digitalisierung ist auch im Fußball nicht zu verhindern. Du hast heutzutage viele Möglichkeiten, die Playstation- oder Xbox-Generation auf ihre Art und Weise anzusprechen. Jeder kennt meine Affinität zum digitalen Bereich, ich habe auch schon in den eSports-Bereich reingeschnuppert.

Nicht, dass Sie noch in diesen Bereich wechseln...

(lacht) Nein, das habe ich nicht vor, aber man sollte als Fußballer nicht so arrogant sein und so tun, als wäre das nicht da. Die Jungs müssen auch ordentlich etwas leisten.

Zurück zu Ihnen. Anderthalb Jahre Trainer in Bochum. Was haben Sie eigentlich mal so richtig falsch gemacht?

Falsch ausgewechselt, falsch eingewechselt, falsch aufgestellt. Falsch trainiert, zu lange trainiert, zu kurz trainiert. Zu wenig freigegeben, zu viel freigegeben. Du machst als Trainer ständig etwas falsch.

War es auch ein Fehler im vergangenen Jahr im DFB-Pokal gegen Weiche Flensburg nicht mit der vermeintlichen A-Elf aufzulaufen?

Da kann man natürlich sagen, dass es ein Riesenfehler von mir war. Vor allem dann, wenn man das Spiel auch verliert. Es hätte aber auch andersherum laufen können. Wenn wir mit der stärksten Mannschaft verloren hätten, hätte man auch sagen können: Warum hat er den anderen Jungs nicht eine Chance gegeben? Aber klar: Wenn man im DFB-Pokal rausfliegt, dann hat man einen Fehler gemacht. Trotzdem muss der VfL Bochum in jeder Aufstellung in der Lage sein, einen unterklassigen Gegner zu besiegen.

Die Spieler aus dem Talentwerk haben Euphorie in Bochum ausgelöst und Erwartungen geweckt. Wie müssen Sie die Spieler schützen?

Grundsätzlich muss der VfL Bochum einfach auf Spieler aus dem Talentwerk setzen. Wenn dann Jungs wie Römling, Bella-Kotchap und Kokovas, die auch noch in dieser Saison in der U19 spielen könnten, schon Zweitligaspiele gemacht haben, dann ist das Gold wert für alle Beteiligten. Für mich ist das der einzige Weg, aus dem ich auch eine eigene Motivation ziehe, der mir Spaß macht. Eine Mannschaft im mittleren Alter, die ohne Ambitionen im Mittelfeld rumdümpelt, würde mir keine Freude machen. Ich habe große Lust, gemeinsam mit meinem Trainerteam eine junge, gierige Mannschaft zu entwickeln.

Was haben Sie für eine Grundordnung für die kommende Spielzeit im Kopf?

Ich hänge das Thema Grundordnung nicht zu hoch, trotzdem versuche ich generell so oft wie möglich mit derselben Grundordnung zu spielen. In den vergangenen vier Spielen haben wir im 4-1-3-2 gespielt. Es spricht viel dafür, dass wir so in die Saison gehen werden. Unsere Spielidee ist aber davon nicht abhängig, sie kann in jeder Grundordnung umgesetzt werden.

Haben Sie noch einen Wunsch in Sachen Neuzugänge?

Ich habe keinen speziellen Wunsch. Wenn es aber einen Spieler gibt, der uns in der Spitze noch einmal verstärkt, dann müssen wir darüber nachdenken. Im vergangenen Jahr war es Chung-yong Lee, der uns noch einmal auf eine andere Stufe gebracht hat, obwohl wir schon viele Spieler hatten.

Und einen Wunsch ans Bochumer Publikum?

Nein, unsere Fans sollen so bleiben, wie sie sind: Nicht naiv, aber auch nicht dauernd pessimistisch. Ich habe es bisher als sehr gute Mischung erlebt. Wenn die Mannschaft Unterstützung benötigt hat, dann waren die Fans da. Wenn es etwas zu kritisieren gab, wurde das maximal mit Pfiffen quittiert. Es war nie unter der Gürtellinie. Unsere Fans sollen so bleiben, wie sie sind.

ch und gp

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