Anders kann man die Vorstellung bei der peinlichen 0:1-Niederlage beim Abstiegskandidaten 1. FC Köln U21 nicht bewerten. Mit einer dürftigen und teilweise unmotivierten Spielweise verabschiedete man sich in die Winterpause.
Die letzte Auswärtsfahrt für die Rot-Weissen im alten Fußballjahr wurde zur Tortur: Über zwei Stunden dauerte die Anreise an den Rhein, der Mannschaftsbus stand lange im Stau, die Weihnachtsmarkt-Touristen lassen grüßen. Und in der ersten Halbzeit sah es so aus, als seien die rot-weissen Angreifer noch im Bus geblieben. Im Aufbauspiel lief bei den Gästen wenig bis gar nichts zusammen, RWE-Coach Karsten Neitzel hatte die Startelf auf zwei Positionen verändert: Timo Brauer und Daniel Heber bekamen eine schöpferische Pause, für sie begannen Nico Lucas und Timo Becker.
Wesentlich spielfreudiger und engagierter war der Tabellen-Vorletzte, der zur Winterpause den Kontakt zu den sichern Plätzen nicht gänzlich abreißen lassen wollte.
In der ersten Viertelstunde hätte das Team von Trainer Andre Pawlak, das nicht gerade als “Offensiv-Monster” der Liga gilt, gut und gerne in Führung gehen können. Schon nach vier Minuten musste sich Essens Keeper Robin Heller mächtig strecken, um den verdeckten Schuss aufs lange Eck von Lucas Nottbeck zur Ecke zu klären. Und nach 15 Minuten zeigte Heller eine spektakuläre Parade, als er aus kurzer Distanz gegen Adrian Szöke aus fünf Metern reaktionsschnell die Faust rauszucken ließ. Einmal eingeschossen, reagierte er bei einer Doppelchance von Nartey und Szöke (18.) prächtig. In dieser Verfassung ist er der erhoffte Rückhalt fürs ganze Team.
Nach vorne war das Spiel der Essener förmlich eingefroren. Marcel Platzek hat nach langer Verletzungspause noch längst nicht wieder seine Form erreicht, in fast jedem Zweikampf ist er zweiter Sieger. Sein Schussversuch in den dritten Stock (22.) war die erste notierbare Beinahechance auf Seiten der Gäste. Und auch ein Freistoß-Trick zwischen Kapitän Benjamin Baier und Lucas Szepanik (35.) verpuffte in der Entstehung. Das war zu wenig bis zur Halbzeit.
Nach der Pause war der Sturm endlich auch im Spiel. Nachdem die Kölner durch den auffälligen Führich (47.) noch eine dicke Chance aus 14 Metern vergeben hatten, kam RWE besser auf. Bei einer gelungenen Vorarbeit von Wirtz und Kopfballverlängerung durch Platzek zögerte am langen Eck Kai Pröger zu lange beim Abschluss, sein Schuss wurde noch abgeblockt. Nach 55 Minuten waren die Essener der Führung sehr nah: Kapitän Benjamin Baier hatte den Ball auf dem rechten Fuß und zog aus 22 Metern ab: Torhüter Jan-Christoph Bartels ließ nach vorne abklatschen und Platzek setzte völlig frei den Nachschuss neben den Pfosten.
Das kleine Zwischenhoch war danach allerdings wieder vorbei. Die Kölner hatten ihre Spielfreude noch nicht verloren: Und nach einer Ecke in der 63. Minute war es dann so weit, Yann Aurel Bisseck kam am Elfmeterpunkt ziemlich unbedrängt zum Abschluss und ließ sich die Chance nicht entgehen: 1:0.
Nach dem Rückstand brachte Neitzel mit Florian Bichler und in der Schlussphase mit Ismael Remmo noch nominelles Angreifer-Personal, doch am allgemeinen Bild änderte sich bis zum Schlusspfiff im bitterkalten Franz-Kremer-Stadion nichts mehr. Trostlos.
Autor: Ralf Wilhelm