Das war eine Packung, daran gibt’s nichts zu deuteln. Mit einem fetten 0:5 hat Borussia Dortmund II die Rot-Weissen unter der Woche nach Hause geschickt. 0:5 – das muss auch der RWE-Anhang erst einmal verdauen.
„Im ganzen Leben hätte ich nicht daran gedacht, dass es ein solches Ergebnis werden könnte“, schüttelt Rot-Weiss-Trainer Karsten Neitzel noch immer den Kopf. „Aber nun ist es so gekommen, und wir werden deshalb sicher nicht geduckt umherlaufen.“ Würde sich auch schlecht machen, denn die Aufgabe am Samstag gegen Fortuna Düsseldorf II (14 Uhr, Hafenstraße) erfordert wie gewohnt Selbstbewusstsein und Konzentration. Also, Mund abputzen und weiter geht’s – beweisen, dass man es besser kann.
Neitzel: Hätten drei, vier Tore machen müssen
„Wir müssen selbstbewusst bleiben und an die Dinge glauben, die uns stark gemacht haben“, fordert Neitzel. Und er sei guter Dinge, dass das gegen Düsseldorf wieder funktioniere. „So, wie die Jungs mit der Pleite umgegangen sind, habe ich nicht das Gefühl, dass da noch etwas in den Kleidern hängt.“ Dass die Fans kritisieren, dass sie meckern, all das kann Karsten Neitzel verstehen. Das sei ja auch alles berechtigt. Aber der Fußballlehrer lässt sich nicht beirren, egal, was die Leute sagen, egal, was das Ergebnis suggeriert. „Wir haben uns die Dinge noch einmal angeschaut und sie von allen Seiten beleuchtet. Fakt ist, wir hätten drei, vier Tore schießen müssen. Wir hatten dreimal so viele Chancen wie in Wiedenbrück.“
Tatsache ist aber auch, dass die Rot-Weissen bei den Gegentoren im Kollektiv ziemlich alt aussahen. Da fehlte ihnen jeglicher Zugriff, die Abwehrkette war zerrissen, keine Zweikampfnähe und kein Biss. Die Essener ließen sich schlicht übertölpeln, wobei auch Neitzel die Verantwortung nicht scheut und einräumt, dass die taktische Ausrichtung angesichts der gegnerischen Aufstellung vielleicht ein wenig zu forsch geraten war. „Aber ich habe es meiner Mannschaft zu 100 Prozent zugetraut“, sagt Neitzel. Im Nachhinein ist man ja immer schlauer. Abwehr, Angriff, Trainer. „Da haben wir eben alle Fehler gemacht.“
Düsseldorf könnte Essen überholen
Natürlich haben die millionenschweren Profis Shinji Kagawa, Sebastian Rode oder der dreifache Torschütze Alexander Isak herausragende Klasse und in der 4. Liga nichts zu suchen. Und ja, wenn sie mal spielen und mal nicht, kann es mitunter den Wettbewerb verzerren. Aber es ist erlaubt und entspricht den Statuten. Es ist eine Schwäche des Systems und kein böser Wille des Gegners. Selbstverständlich nutzt ein Bundesligist diese Möglichkeit, seinen Fußballern auf diesem Niveau Spielpraxis zu ermöglichen. Gegen die Düsseldorfer U23 könnte es ähnlich kommen, nur dass das Bundesliga-Schlusslicht wohl nicht eine derart exklusive Auswahl zur Verfügung hätte wie der BVB als Spitzenreiter und Champions-League-Teilnehmer.
Das Regionalliga-Team aus der Landeshauptstadt hatte in der Vorsaison Glück und konnte den Abstieg soeben noch abwenden. Wäre der KFC Uerdingen damals in der Aufstiegsrelegation gescheitert, hätte es die Düsseldorfer erwischt. So bleiben sie aber Stammgast in der Regionalliga.
Der Start in die neue Saison verhieß ebenfalls nichts Gutes, es gab nur einen Sieg aus sechs Spielen. Doch die Mannschaft von Trainer Nico Michaty hat sich mittlerweile gefangen und punktet regelmäßig. Zuletzt holte sie drei Dreier in Folge, unter anderem beim Wuppertaler SV (3:2), was immerhin für Tabellenplatz zehn reicht. Die Rot-Weissen sollten am Samstag jedenfalls nicht nur ans Toreschießen denken, sondern auch defensiv stabil stehen. In den drei Partien zuvor (1. FC Köln II, WSV, Herkenrath) erzielte die Fortuna neun Tore. Sie scheint in guter Form, was auch an der Tabelle abzulesen ist. Mit einem Sieg in Essen würde sie an RWE vorbeiziehen.
Autor: Rolf Hantel