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FC Kray: Bouchama überzeugt Erstliga-Trainer in Marokko

[article=466544]Am Montag saß der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler des FC Kray im Flieger Richtung marokkanische Hauptstadt Rabat[/article]. AS FAR Rabat, der Tabellen-Sechste der ersten marokkanischen Liga, hatte einiges an Videomaterial von Bouchama gesehen und war begeistert. Die Verantwortlichen um Trainer Talib Abderrahim wollten sich von den Qualitäten Bouchamas im Probetraining überzeugen.

In drei Einheiten - von Dienstag bis Donnerstag - sammelte der Krayer, der in der laufenden Oberliga-Saison zehn Tore erzielte und 13 weitere Treffer auflegte - viel Lob und Anerkennung. Er überzeugte den Erstliga-Trainer im Training.

Warum er dennoch die Rückrunde beim FC Kray absolvieren wird, erklärt er im RevierSport-Interview. Unsere Redaktion sprach mit dem in Essen geborenen Sohn eines marokkanischen und einer deutschen Mutter am Donnerstagabend via Telefon.

Yassine Bouchama, wie zufrieden sind Sie mit ihrem Aufenthalt in Marokko? Ich bin froh, dass ich diese Reise angetreten bin und mir selbst ein Bild von allem gemacht habe. Es wurde mir in Deutschland viel erzählt, wie es denn im marokkanischen Fußball zugeht und was mich erwarten würde. Manche Dinge sind eingetroffen, manche nicht. Auf jeden Fall weiß ich jetzt aus eigener Erfahrung, wie das alles in Marokko vonstatten geht.

Und: Sind Sie positiv oder negativ überrascht? Sowohl als auch. Da bin ich ehrlich.Der Verein ist professionell aufgestellt, hat eine riesige Anlage, inklusive eines Hotels für Spieler, die von außerhalb kommen. Auch ich habe hier die Tage über gelebt. Das ist schon alles sehr gut. Vor allem das Essen (lacht). Ich liebe die orientalische Küche. Aber es ist nicht alles so rosig. Ich habe mir das noch krasser vorgestellt. Aber als Essener würde ich am Ende sagen, dass Rot-Weiss Essen keine schlechteren Bedingungen als AS FAR Rabat besitzt. Im Endeffekt entwickelt sich der marokkanische Vereinsfußball noch. Das sieht man deutlich, wenn man vor Ort ist. Das alles kann man mit der 1. oder 2. Bundesliga nicht vergleichen.

Und sportlich? Da gibt es sieben, acht richtig gute Jungs. Der Rest fällt aber vom Niveau ab. Das ist dann eher Regionalliga-Fußball.

Dann konnten Sie sicherlich sehr gut mithalten? Ja, auf jeden Fall. Ich hatte wirklich keine Probleme. Der Trainer und Sportchef hätten mich am liebsten sofort verpflichtet. Zumindest haben sie mir das so erklärt. Es gibt aber eine Hürde.

Welche? Ich besitze nur den deutschen Pass. In Marokko dürfen nur vier Nicht-Marokkaner im Kader stehen. Das ist bei AS FAR Rabat bereits der Fall. Um einen marokkanischen Pass zu beantragen, benötige ich etwa drei, vier Wochen. Das wird schon klappen, dauert aber eben. Das Winter-Transferfenster in Marokko schließt am 16. Januar. Deshalb würde das mit dem marokkanischen Pass aktuell nicht mehr klappen.

Wie sind Sie denn nun mit den Rabat-Verantwortlichen verblieben? Sie haben gesagt, dass ich mich um die marokkanischen Papiere kümmern soll. Das werde ich tun. Noch im Januar wollen Sie mir ein Vertragsangebot mailen oder faxen. Dieser wäre dann ab dem 1. Juli 2020 gültig. Zum 30. Juni 2020 endet ja mein Vertrag in Kray. Mal schauen, was dann passiert. Rabat ist auf jeden Fall eine Option. Natürlich ist die marokkanische ‘Botola’ weltweit nicht so bekannt wie die Premier League, Spaniens La Liga oder die Bundesliga! Aber die besten Vereine, wie Wydad oder Raja Casablanca, IR Tanger und eben auch AS FAR Rabat spielen vor teilweise 70.000, 80.000 Zuschauern. Das ist natürlich ein Riesenanreiz für mich, dabei sein zu dürfen. Ich werde mir gut überlegen, was ich ab dem 1. Juli mache.

Hat Deutschland denn Priorität? Das weiß ich nicht. Es kommt darauf an, wer sich meldet. Wenn ein richtig guter Regionalligist wie zum Beispiel Rot-Weiss Essen anklopfen würde, dann müsste ich mir schon sehr gut überlegen, ob ich nach Marokko gehe oder doch in meiner Heimatstadt bleiben will. Mein Ziel ist es jetzt eine super Rückrunde mit dem FC Kray zu spielen, weiter an meinem BWL-Bachelor zu arbeiten und alles auf mich zukommen zu lassen. Ich freue mich, dass ich die Erfahrung mit Marokko gemacht habe, bin aber auch glücklich, wenn ich am Wochenende wieder zurück in Essen bin.