Er war nicht da, als es bergab ging. Als der ETB aus sechs Spielen nur einen Punkt holte, war Paul Voß in Australien. Er arbeitete an einem College in Sydney, trainierte dort Jugendspieler, gab Individualunterricht am Ball. Doch seit einem Monat ist er wieder da - bei seinem ETB. In den letzten beiden Pflichtspielen saß er bereits auf der Bank. Bis zu seinem ersten Spiel könnte es allerdings noch dauern. „Nachdem ich zurückgekommen bin, haben die Muskeln etwas gestreikt. Da musste ich eine Woche aussetzen, aber jetzt bin ich wieder voll im Saft“, sagt er. „Ich komme langsam wieder zur alten Stärke und hoffe, dass ich bald wieder zum Einsatz komme.“
Er weiß um die ehrgeizigen Ziel, die vor Saisonbeginn vom Vorstand vorgegeben wurden. Der ETB wollte aufsteigen, hoch in die Regionalliga West. Realistisch ist das kaum noch, aber von einer Zielkorrektur möchte Voß nicht sprechen. „Dass die Ziele ambitioniert sind, ist völlig klar. Ich würde nicht sagen, dass wir die Ziele korrigiert haben. Wir haben uns unsere eigenen Ziele gesteckt, die bleiben auch unter uns.“
„Wer die Tabelle lesen kann, weiß, da braucht man keine Ziele korrigieren“
Die internen Ziele wird Sebastian Michalsky, der Kapitän der Essener, auch kennen. Für ihn hat die Saison bisher zwei Hälften. „Die ersten Spiele hatten wir nicht im Griff, da kann man auch nicht von Unglück sprechen. Und jetzt sind wir, wie sagt man so schön, im Flow“, urteilt er. Auf ein neues Tabellenziel will er sich jedoch nicht festlegen. „Das bringt ja nichts,“ sagt er. Derzeit gehe es nur darum, Punkte zu sammeln, so viele wie möglich bis zur Winterpause. „Das ergibt sich ja von selbst. Wer die Tabelle lesen kann, weiß, da braucht man keine Ziele korrigieren. Das ist dann einfach Realismus.“
Diesem Realismus schließt sich auch Manfred Wölpper, Trainer der Essener, an. „Wir sind keine Fantasten“, sagt er, aber schürt trotzdem leichten Optimismus: „Ich bin lange genug im Fußballgeschäft und kann beurteilen, ob ich eine gute oder eine schlechte Mannschaft habe. Ich habe, meiner Meinung nach, eine gute Mannschaft.“ Die Tabellensituation bleibt aber bedrohlich. Die Schwarz-Weißen haben sich zwar aus der Abstiegszone befreit, aber bei einem Spiel weniger nur zwei Punkte mehr als der Fünfzehnte. Dafür macht die letzte Saison Hoffnung. „Wir sind letztes Jahr über die Jahreswende an zwölfter Stelle gewesen und wurden am Ende noch Sechster“, sagt Wölpper: Sein Zusatz: „Wir wollen auf jeden Fall noch den Platz vom letzten Jahr bestätigen.“ Dann hätte der ETB auch direkt ein neues Saisonziel.
Autor: Jonas Hüster