Coronavirus

Das sagen die RL-West-Verantwortlichen zu möglichen Geisterspielen

Das Coronavirus nimmt nun wohl auch immer mehr Einfluss auf den Sport. Auch die Regionalliga West könnte ab dem kommenden Wochenende betroffen sein, nachdem NRW-Ministerpräsident Armin Laschet angekündigt hatte, der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu folgen, Großveranstaltungen mit über 1000 Zuschauern zukünftig erst einmal abzusagen.

Während die Bundesliga grundsätzlich betroffen wäre, sieht die Situation in der Regionalliga anders aus. Vereine wie Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen, aber auch der Wuppertaler SV oder Rot-Weiß Oberhausen haben einen Zuschauerschnitt von weit über 1000. Bei den Zweitvertretungen, dem SV Bergisch Gladbach oder SV Lippstadt wird diese Marke jedoch fast nie gekratzt. Vereine wie der SC Verl, die Sportfreunde Lotte, der VfB Homberg oder der TuS Haltern haben einen Schnitt von knapp über oder knapp unter 1000.

Offizielle Entscheidungen über mögliche Absagen gibt es noch keine. "Wir reden darüber. Aber es ist nicht unsere Entscheidung, sondern wir hören auf Empfehlungen der Gesundheitsämter", sagt Roland Leroi vom Westdeutschen Fußballverband (WDFV). Grundsätzlich seien jedoch noch viele Fragen offen. Soll es Geisterspiele oder Spielabsagen geben? Wäre es denkbar, 999 Zuschauer pro Spiel zuzulassen?

Diese Frage stellt sich auch Thomas Richter, Sportlicher Leiter des Wuppertaler SV. Am Samstag (14 Uhr) soll im Stadion am Zoo das Spiel gegen den SV Lippstadt über die Bühne gehen. Konkrete Gespräche mit der Stadt und dem zuständigen Amt soll es zeitnah geben. "Wir wollen aber auch noch mit anderen Regionalligisten sprechen. Eine einheitliche Regelung wäre das beste", so Richter. Denn sollten manche Partien in weniger gut besuchten Stadien stattfinden können, dürfte das die ohnehin schon schiefe Tabelle wohl nur noch weiter verzerren.

"Ich hoffe, dass der Verband sich mit den Vereinen berät und unterstützt, um eine gemeinsame Lösung zu finden", sagt Richter. Geisterspiele hält er für keine gute Idee. Kein Wunder: In der Regionalliga sind viele Vereine auf die Zuschauereinnahmen besonders angewiesen, das gilt erst recht für den finanziell angeschlagenen WSV, der zudem rund 500 Dauerkarteninhaber hat. "Was soll man denen sagen?", fragt sich Richter. Die Frage nach einer finanziellen Entschädigung für die Vereine konnte der WDFV am Montagmittag nicht beantworten.

Eine ligaweite Solidarität befürwortet auch Raimund Bertels: "Es wäre Wettbewerbsverzerrung, wenn die großen Vereine ohne Zuschauer spielen müssten, wir und andere Teams aber vor Publikum spielen können. Wir sitzen alle in einem Boot", sagt der Präsident des SC Verl. Die Entscheidung bezüglich Absagen oder Geisterspiele sollen aber die zuständigen Experten fällen.

Am Samstag gastieren die Ostwestfalen beim SV Bergisch Gladbach. Probleme mit der 1000-Zuschauer-Marke dürfte es dort keine geben, weshalb SVBG-Sportdirektor Christian Schlösser bislang von einem reibungslosen Ablauf des Spiels ausgeht. Bezüglich einer solidarischen Absage sagt er: "Da sind wir neutral, haben uns aber bisher auch noch keine Gedanken drüber gemacht. Für Solidarität sind wir aus Gründen eines vernünftigen Wettbewerbs immer." Generelle Absagen würden zugleich aber auch zu mehr Nachholspielen unter der Woche sorgen - was gerade für die Amateurvereine in der Liga eine Mammutaufgabe darstellt.

Uhlig über Geisterspiele: "Das wären für uns natürlich immense, brutale wirtschaftliche Schläge"

Rot-Weiß Oberhausen spielt erst in zwei Wochen wieder im Stadion Niederrhein. Doch Präsident Hajo Sommers hat schon einen Plan: "Zuerst einmal muss jemand entscheiden, wie es weitergeht. Das werden wir ja nicht sein. Sollte es so sein, dass nicht mehr als 1000 Zuschauer ins Stadion dürfen, dann würden wir alle Sponsoren und Dauerkarteninhaber reinlassen. Da wären wir dann knapp unter 1000 Menschen. Wir haben am Montag für unsere restlichen Heimspiele den Vorverkauf gestoppt. Aber man weiß nicht, wie sich das alles entwickelt. Unser nächstes Heimspiel ist erst in 14 Tagen. Aber noch einmal: Es muss uns jemand sagen, was wir machen sollen. Wir sind hier keine Virologen und auch nicht die Verantwortlichen dafür. Ich habe aber das Gefühl, dass wir aktuell dazu gemacht werden."

Die finanziellen Verluste halten sich laut Sommers bei Geisterspielen noch in Grenzen: "Wir haben da keine Ausfallversicherung oder dergleichen. Außerdem würde es in solch einer Versicherung bestimmt einen Passus geben, der dafür sorgt, dass man für solche Fälle keine Kohle erstattet bekommt. Nach dem letzten Sonntag werden uns mögliche Heimspiele mit nur 1000 oder gar keinen Zuschauern nicht mehr so weh tun. Die Euphorie ist bei uns weg. Wir haben noch drei Heimspiele. Sollten diese ohne Zuschauer stattfinden wäre das ein Verlust von vielleicht 50.000 bis 60.000 Euro. Das würde natürlich Geld kosten, aber wir würden es überleben."

Rot-Weiss Essen, das zu den Heimspielen [url=/fussball/regionalligawest-1920-zuschauer.html]im Schnitt mehr als 10.000 Zuschauer[/url] begrüßt, würden Geisterspiele finanziell richtig weh tun, wie Marcus Uhlig, Vorstand bei RWE, unserer Redaktion verrät: "Wie alle anderen warten wir auch auf verbindliche Signale aus der Politik und von den Behörden. Danach werden wir uns natürlich richten. Doch aktuell sind wir genauso schlau, wie jeder andere. Würden im Stadion Essen Spiele ohne Zuschauer stattfinden, dann wären das für uns natürlich immense, brutale wirtschaftliche Schläge. Das wären wirklich dramatisch hohe Einnahmeverluste. Dafür haben wir auch keine Versicherung. So ein Fall ist im System nicht vorgesehen."