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Kamen: DFB-Pressekonferenz zum Schiedsrichter-Lehrgang (Ortstermin)
Die Pfeifen der Nation

Kamen: DFB-Pressekonferenz zum Schiedsrichter-Lehrgang (Ortstermin)
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Für Freitag, den 18. Juli hatte sich erneut Fußball-Prominenz in Kamen-Methler angekündigt. Für die Öffentlichkeit besteht der Vorort fast nur aus seinem SportCentrum Kaiserau, das ihn immer wieder mal in den Fokus der Medien rückt. Gerade einmal zwei Supermärkte gibt es hier, doch die Trainingsstätte wirkt modern und mondän.

Im Zuge der traditionellen Saisonvorbereitung für die 42 Schiedsrichter aus den ersten beiden Bundesligen lud der DFB zuletzt zur Pressekonferenz. Mit dabei war unter anderem ein gestresster Uli Hoeneß, der zuvor den Austausch mit den Referees gesucht hatte.

Das SportHotel in Kaiserau - nur von außen schnöde

Überpünktlich betraten Hoeneß und fünf weitere Teilnehmer den Raum „Madrid“ im SportHotel. Dort tragen alle Veranstaltungsräume den Namen einer spanischen Großstadt, seitdem die Nationalelf von der iberischen Halbinsel während der WM 2006 hier ihr Quartier aufgeschlagen hatte. Daran ändert auch die jüngste Finalniederlage der deutschen Auswahl bei der EM nichts. So erhielt das Treffen der besten „Pfeifen“ Deutschlands doch noch etwas internationales Flair. Rund 25 Journalisten hatten die Reise auf sich genommen, darunter ein dpa-Vertreter aus Frankfurt und das DSF. Weite Wege mit wenig Wirkung: Ihre Aufmerksamkeit konzentrierte sich hauptsächlich auf den Bayern-Manager, obwohl der zum Thema der Versammlung kaum etwas zu sagen hatte. Dementsprechend skeptisch und gelangweilt wirkte er – sein Kopf war dennoch wie gewohnt rot angelaufen und Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

Aber auch die „Oberpfeifen“ Volker Roth, Vorsitzender des Schiedsrichterausschuss, Lehrwart Eugen Strigel oder Herbert Fandel hatten wenig Neuigkeiten zu berichten: Zur neuen Saison wird es keine Regeländerungen geben und mit der Leistung der hiesigen Spielleiter-Zunft ist man hochzufrieden. Roth dazu: „Eigenlob stinkt, aber die deutschen Schiedsrichter gehören zur absoluten Weltspitze. Darauf sind wir stolz“.

Schiedsrichter Nummer eins im DFB: Herbert Fandel

Der Pianist Fandel wirkte sehr entspannt. Mit all der Erfahrung eines Mannes, der mit seinen klaviergeübten Händen bereits im Champions League-Finale 2007 die Pfeife zum Mund führte, berichtete er von seiner EM-Teilnahme: „Das hat richtig Freude gemacht. Ich erinnere mich an keine brutale Aktion“. Der Referee trat sehr souverän auf, verteilte Lob und nahm es selbst entgegen. Nein, Fandel machte nicht den Eindruck, als ob er künftig nach der Pfeife eines anderen tanzen würde. Da wollten ihn dann selbst die Journalisten nicht mehr auf seine mutmaßliche Fehlentscheidung im EM-Viertelfinale ansprechen. Immerhin ist Fandel nach dem Karriereende von Dr. Markus Merk die Nummer eins seiner Art in Deutschland. Der Weichspüler war sehr gefragt an diesem Nachmittag.

Für DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch und DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus blieb lediglich die Rolle der ewig lächelnden Statisten. Strigel erinnerte mit seinem leicht schwäbelnden Akzent immerhin noch etwas an Bundestrainer Jogi Löw. Koch machte mit seinem Schnauzbart Namensvetter Harry Koch in früheren Tagen alle Ehre. Haupttenor aller Beteiligten war es, sich noch mehr Kommunikation und gegenseitiges Verständnis zwischen Schiedsrichtern und Vereinen zum Ziel zu setzen.

Uli Hoeneß hatte es eilig

Als bereits eine halbe Stunde nach Beginn der Pressekonferenz eine letzte Frage an Uli Hoeneß gerichtet wurde, blickte dieser genervt zur Uhr. Nach seiner knappen Antwort wurde die Fragerunde beendet, der 56-Jährige schlug auf den Tisch und eilte hastig aus dem Saal, wo sein teurer schwarzer Mercedes bereits vor dem Hoteleingang wartete. Spätestens jetzt war klar: Kaiserau war für ihn nur eine lästige Pflichtaufgabe.

Es herrschte Routine an diesem Freitag. „Das ist hier nichts Besonderes, wir machen das seit 40 Jahren“, hatte Roth bereits zu Beginn gesagt. Unterschwellige Kritik am Medienauflauf, die von ihren Vertretern aber geflissentlich übergangen wurde. Nur für Lena von der Rezeption bedeutet der beinahe tägliche Umgang mit der Prominenz im SportHotel dennoch auch Freude und Motivation: „Es ist schon so, dass man oft mit einem Schmunzeln zur Arbeit geht“. Eine Eigenschaft, von der Uli Hoeneß sich vielleicht noch etwas abschauen könnte.

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