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Revier: Die Herausforderungen des Schiedsrichter-Jobs
„Der Großteil pfeift aus purem Idealismus“

Revier: Die Herausforderungen des Schiedsrichter-Jobs
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Rund 80000 Schiedsrichter gehen Woche für Woche auf Deutschlands Fußballplätzen ihrem Hobby nach. Als 23. Mann sind sie unverzichtbar für den Spielablauf, aber die einfachste Rolle übernehmen sie nicht. Mit ihren Hilfsmitteln ausgestattet, der Pfeife und der Gelben sowie Roten Karte, müssen sie sich ihrer Aufgabe stellen. Nicht selten werden sie dabei lediglich als notwendiges Übel betrachtet.

"Jedes Spiel ist eine Herausforderung, man weiß nie was auf einen zukommt", betont Markus Häbel, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses Herne. Die erste Partie unter seiner Leitung war eine F-Jugend-Paarung im Jahr 1993. „Man fängt immer im Jugendbereich an und wird dann langsam an die folgenden Aufgaben herangeführt“, erzählt Häbel. Aber genau hier liegt bereits die erste große Hürde, die sich maßgeblich auf den weiteren Verlauf der Karriere auswirken kann, denn die Begegnungen der Nachwuchs-Kicker stehen in der Regel unter besonderer Aufsicht. „Die Erwartungen sind von Beginn an sehr hoch. Was fehlt ist die Zeit um Erfahrungen zu sammeln. Sobald es eine strittige Situation gibt werden die Jungschiedsrichter von den Eltern angegriffen.

Als Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses ist Markus Häbel unter anderem für die Ansetzungen der Senioren-, Damen- und A-Jugendspiele, Verbandsangelegenheiten sowie für die Ausbildung mitverantwortlich. Außerdem fungiert er als Bindeglied zur Spruchkammer und zu den Vereinen.

Dadurch verlieren sie natürlich auch schnell die Lust“, ärgert sich der Unparteiische. Die Neulinge sind zwischen 14 und 18 Jahre alt und werden bei ihren ersten Einsätzen von erfahrenen Kollegen begleitet, damit sie zugleich weniger Angriffsfläche für die Eltern bieten. Im Kreis Herne wird außerdem darauf geachtet, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine dastehen, sondern über ihren Ärger reden können.

2007 wurden rund 50, zumeist minderjährige Schiedsrichter ausgebildet. An Interesse mangelt es somit nicht, Handlungsbedarf besteht aber dennoch. „Nicht bei der Schiedsrichtergewinnung, sondern bei der Haltung liegt die Schwierigkeit. Die Fluktuation ist einfach zu enorm, von daher arbeiten wir bereits daran die Erhaltung zu optimieren“, argumentiert Häbel, der in der kommenden Saison in der NRW-Liga pfeifen wird. Grundsätzlich darf der Spaß am Hobby nicht verloren gehen, aber daneben ist ein weiterer Faktor von zentraler Bedeutung.

In schwierigen Situationen ist konsequentes Durchgreifen erforderlich (Foto: firo).

„Der Großteil pfeift aus purem Idealismus“, so der Fachmann.

In der Vergangenheit nahm vor allem die Gewaltbereitschaft auf den Amateurfußballplätzen stetig zu, Spielabbrüche gehören beinahe zur Tagesordnung. Der Unparteiische avanciert unfreiwillig zur Hauptperson und wird in die Rolle des Sündenbocks gedrängt. „Diese Problematik wird man leider nicht ausmerzen können. Das Fußballherz schlägt, aber der Sachverstand ist nicht auf gleicher Höhe“, bemerkt Häber und appelliert: „Schiedsrichter müssen als Teil der Sports betrachtet werden und nicht als notwendiges Übel.“ In regelmäßigen Schulungen, die auch dem Austausch von Erfahrungswerten dienen, lernen die Unparteiischen unter anderem wie sie deeskalierend einschreiten können und der Situation entsprechend reagieren sollten: „Wichtig ist es die Sachlichkeit und Souveränität zu bewahren, konsequent durchzugreifen und keine weiteren Provokationen zuzulassen. Die Kenntnis des Regelwerkes ist eine weitere Voraussetzung.“ Dennoch liegt es nicht nur in der Macht des Refeeres für einen gelungenen Ablauf zu sorgen. Neben den Akteuren auf dem Feld ist des Weiteren die Unterstützung durch die Fans gefragt. Das Ausbleiben von Ausschreitungen auf den Rängen fördert die Konzentration auf den wesentlichen Aspekt, die sportliche Darbietung und diese sollte durchweg im Mittelpunkt stehen.

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