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Multi-Kulti im Revier
"Wir sind alle fußballverrückt"

Hagen: Multi-Kulti im Revier
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Der Fußballkreis Hagen scheint das Multi-Kulti-Fußball-Zentrum im Ruhrgebiet zu sein. Am Wochenende streitet man sich nicht um Politik, sondern um Punkte.

Fünf dieser Vereine spielen in der Kreisliga B1, in der neben Istanbulspor SV Hagen und dem AC Milan Hagen noch drei weiter Vereinsnamen auf die Herkunft der Mitglieder schließen lässt.

Die Vereine FC Bosna Hagen, FC Kosova Hagen 05 sowie Ivo Andric Hagen haben ihre Verbundenheit zu ihrer ethnischen Heimat gleich im Vereinsnamen verewigt, aus Verbundenheit zu ihrer Heimat. „Wir haben einfach gedacht, dass wir gut zusammen spielen könnten,“ sagt Zenel Kadrio, Gründungsmitglied und Spieler vom FC Kosovo Hagen 05. „Deswegen haben wir unseren Verein gegründet. Und um zu zeigen wo wir her kommen haben wir unsere Herkunft in unseren Vereinsnamen geschrieben. Mit Politik hat das nichts zu tun. Wir haben ja auch Polen und Türken in unserem Verein. Das sind alles super korrekte Leute und deshalb haben wir auch so viel Spaß am Fußball“, erzählt Kadrio gut gelaunt.

Auch der Trainer der zweiten Mannschaft vom FC Kosovo, Michael Kutscher, fühlt sich pudelwohl in seinem Club. „Mir gibt die Arbeit hier im Verein sehr viel. Diese Hilfsbereitschaft, die hier im Verein herrscht, sehe ich nicht als selbstverständlich. Hier hilft jeder jedem. Der Albaner dem Polen und umgekehrt.“ Und auch fußballerisch läuft derzeit alles rund bei den Hagenern. Die „Erste“ hat noch Chancen auf den Aufstieg in die Kreisliga A und genug von “König Fußball“ bekommt laut Kutscher so schnell kein Vereinsmitglied:

„Wir sind alle fußballverrückt und üben unseren Sport mit Leib und Seele aus. Selbst im Ramadan schont sich niemand und geht auch im Training an seine Grenzen. So wünscht man sich das als Trainer“, freut sich Kutscher bemerkt aber auch, dass man „als Kumpeltyp schon verloren hat. Den Südeuropäern fehlt manchmal ein wenig die Disziplin."

Da neben dem Kosovo Hagen auch noch andere Teams in der Liga spielen, die keinen Hehl aus ihrer ethnischen Herkunft machen, scheinen Konflikte vorprogrammiert. Doch diesen Vorwurf streitet Zenel Kadrio energisch ab: „Vor dem Match gegen Ivo Andric hatten viele Angst davor, es könnte Ärger geben, aber passiert ist nichts.“ Ganz im Gegenteil sogar. Der Unparteiische zückte gerade einmal zwei gelbe Karten und auch das Verhalten der Spieler nach dem Spiel sollte einigen „deutschen Vereinen“ als Vorbild dienen. Auch Michael Kutscher findet die Vorurteile, die seiner Mannschaft entgegen gebracht werden, traurig: „Dass es auf manchen Plätzen heiß her geht, ist doch nichts neues und Hitzköpfe gibt es in jeder Mannschaft. Es ist schon schade, wenn man dann Sprüche wie > Aha, mal wieder Albaner...< zu hören bekommt. Meine Jungs sind tadellose Fußballer und wollen, so wie alle anderen Fußballer auch, jedes Spiel gewinnen.“

Auch Zenel Kadiro distanziert sich von politischen Hintergedanken: „Wir haben zwar Teile unserer Familie im Krieg verloren. Aber wir wissen auch, die (Gegner) haben unsere Familien nicht umgebracht. Wir haben unseren Verein gegründet, weil wir gerne zusammen Fußball spielen, aus keinem anderen Grund.“

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