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Theo Zwanziger
DFL müsste viel mehr Geld an den DFB zahlen

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Theo Zwanziger kritisiert die Deckelung der Zahlungen von der DFL an den DFB. Die Frage ist: Warum tut sich der ehemalige DFB-Präsident das an?

Auf einem Holztisch stehen Schnittchen. Filterkaffee gibt es aus roten Kannen. Wir sind im Hotel Wilhelm von Nassau mitten in der Provinz in der Nähe von Nassau. Tischdecken, saubere Fenster. Gutbürgerlich. Hier in Diez ist die Welt noch in Ordnung.

Vorne sitzt Dr. Theo Zwanziger. 71. Schwarze Hose, blaues Hemd, schwarze Strickjacke. Er wirft Stapel von Akten auf den Tisch. Dann wirft der ehemalige DFB-Präsident, der zwischen 2006 und 2012 den größten Sportverband der Welt anführte, den Beamer an. Verträge tauchen auf zwischen DFB und DFL, viele Paragraphen. Zwanziger steht auf, spaziert durch den Raum, bleibt vor den vielen Buchstaben und Zahlen an der Wand stehen und umkreist mit dem rechten Zeigefinger einen rotunterstrichenen Satz. „Das soll der moderne, transparente DFB sein?“, fragt er in die kleine Runde. Dann holt Zwanziger Luft. „Das ist einfach nur respektlos.“

Zwanziger hat eingeladen. Er will etwas in Ordnung bringen. Diesmal geht es um den umstrittenen Grundlagenvertrag. Zwanziger kritisiert die Deckelung der Zahlungen von der DFL an den DFB auf 26 Millionen Euro pro Jahr, die durch eine Zusatzvereinbarung aus dem Jahr 2013 geregelt ist. Und dabei spiele der DFB, so Zwanziger, kein ehrliches Spiel. So habe das neue Führungsgremium seinen Landesverbänden bewusst genau diese Klausel unterschlagen. Dadurch gingen den Amateurklubs rund 30 Millionen Euro im Jahr durch die Lappen. „Die verzichten auf so viel Geld für einen gemeinnützigen Verband", zürnte Zwanziger, „mir würde so viel einfallen, was man mit dem Geld machen könnte. Ich halte das für respektlos." Konkret geht es um die drei Prozent der Einnahmen, die der Profifußball laut des ursprünglichen Vertrags aus dem Jahr 2001 an den DFB abgeben muss. 2013 wurden diese Einnahmen pro Jahr aber auf höchstens 866 Millionen Euro festgelegt - dabei kassieren die Profiklubs ab der kommenden Saison aber allein rund 1,5 Milliarden Euro durch den Verkauf der TV-Rechte.

Nicht die Wahrheit?

Zwanziger spricht davon, dass der DFB seinen Landesverbänden nicht die Wahrheit gesagt habe. Denn: „Eine Täuschung liegt auch dann vor, wenn man etwas auslässt.“ Der Grundlagenvertrag wurde im November 2016 bis 2023 verlängert. Darin steht, dass der Profifußball eben jene 26 Millionen an den DFB zahlt. Der Verband seinerseits lässt der Liga 20 Millionen aus den Einnahmen der Nationalmannschaft zukommen. Für die DFB-Haushalte der kommenden Jahre stehen die 6 Millionen Euro Plus bereits im Plan.

Es war aber nicht alles, das Zwanziger anprangern wollte. Aber warum kämpft er bloß diesen aussichtslosen Kampf?

Er sagt: „Ich will keine Rache, ich kämpfe gegen die Ungerechtigkeit. Ich empfinde keinen Hass gegenüber dem DFB. Ich will nur, dass die Wahrheit ans Licht kommt.“ Nachdem er das neue DFB-Präsidium um Reinhard Grindel abgearbeitet hat und mit einer Warnung versieht („Die müssen aufpassen, dass sie sich dabei nicht die Füße verbrennen“) will Zwanziger noch andere Dinge in Ordnung bringen. Natürlich geht es dabei um das Sommermärchen und die ominösen 6,7 Millionen Euro. Zwanzigers jahrelanger Kampf.

Der Auftrag des DFB an die Agentur Freshfields sei eine „Schnapsidee“ gewesen und hätte dem Verband sieben Millionen Euro gekostet. Da habe man gemeinnütziges Geld aus dem Fenster geworfen. Er habe doch immer eine Zusammenarbeit angeboten. Dabei hätte man viele Fragen gemeinsam beantworten können. Aber das wollten „die Herren“ nicht. Zwanziger spricht von Respektlosigkeit, sogar von „einem miesen“ Spiel, als eine Notiz seines Nachfolgers Wolfgang Niersbach auftauchte. Darin stand: Man solle mal etwas gegen Zwanziger in der Öffentlichkeit lancieren. Und dass der einstige Generalsekretär Helmut Sandrock Zwanzigers Amtszeit als Schreckensherrschaft bezeichnete, sei ungehörig. Auf eine Entschuldigung warte er immer noch.

Zwanziger hat fertig

Irgendwann geht der Beamer aus. Zwanziger hat fertig. Er steht auf, geht zu dem Tisch mit den Brötchen und beißt kräftig rein. Wir fragen ihn: Warum dieser sinnlose Kampf? Er könne doch in aller Ruhe zu Hause sitzen, am Kamin, ein Buch lesen. „Wissen Sie was? Genau das mache ich jetzt. Ich lese einen Roman aus dem Mittelalter.“

Dann packt er seine Akten, steckt sie in die Tasche und geht.

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