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Polens Rekord-Nationalspieler schwärmt vom deutschen Hirn

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Michal Zewlakow, Michal Zewlakow Foto: firo
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Deutschland gegen Polen: Dieses Spiel elektrisiert jedes Mal die Fußball-Fans - vor allem in unserem Nachbarland.

Es ist nicht nur der geschichtliche Hintergrund, der das Spiel jedesmal so besonders macht. Auch sportlich waren die Duelle fast immer höchst interessant. Wir erinnern an die legendäre Wasserschlacht von Frankfurt im Jahr 1974 oder den Dosenöffner zum Sommermärchen 2006, als Deutschland die Polen in Dortmund in letzter Sekunde besiegte. Mit dabei war damals auf polnischer Seite der heutige 40-jährige Sportdirektor von Legia Warschau, Michal Zewlakow. FUNKE Sport sprach vor dem erneuten Aufeinandertreffen zwischen der DFB-Auswahl und Polen (Donnerstag, 21 Uhr) mit dem polnischen Rekord-Nationalspieler (102 Länderspiele).

Michal Zewlakow, wissen Sie, was am Dienstag für ein Tag war? Nein, ich weiß nicht worauf Sie hinaus wollen.

Anders gefragt: Was passierte am 14. Juni 2006? Sie meinen die WM 2006 (lacht). Ja, Deutschland gegen Polen in Dortmund. Leider haben wir das Spiel in allerletzter Sekunde mit 0:1 verloren. Ich wurde in der 83. Minute ausgewechselt und war danach eine Art Sündenbock, weil ich nicht zu Ende spielte. David Odonkor war nach seiner Einwechselung mein Gegenspieler. Dieses Spiel bleibt natürlich in Erinnerung.

Ärgert Sie das Ergebnis heute noch? Ach, nein. Wir müssen ehrlich zu uns selbst sein: Bis zum Tor von Oliver Neuville hätten wir schon 0:3 zurückliegen müssen. Aber unser phänomenaler Torwart Artur Boruc hat einfach alles gehalten und uns so lange im Spiel gehalten. Viel mehr als dieses 0:1 ärgert mich unser Abschneiden bei der WM 2006. Aber das ist alles Vergangenheit.

Heute sieht es für Polen besser aus. Wie bewerten Sie das Auftaktspiel gegen Nordirland? Wir haben die erste Barriere bewältigt und sind sehr gut ins Turnier gestartet. Der 1:0-Sieg ist ein historischer Erfolg. Nie zuvor hat Polen ein EM-Spiel gewonnen. Dieser Fluch ist endlich beendet worden. Es war aber eine harte Pflichtaufgabe gegen die Nordiren. Deutschland wird ein noch schwierigeres Spiel.

Was halten Sie von der DFB-Auswahl? Die Deutschen sind immer gefährlich. Vor allem bei solch großen Turnieren. Ich denke aber auch, dass sie verwundbar sind. Sie scheinen aktuell nicht so gefestigt zu sein.

Das Team von Adam Nawalka besteht nicht nur aus Robert Lewandowski

Michal Zewlakow
Kann es vielleicht sein, dass die Deutschen ein wenig satt sind? Wie die Spanier in Brasilien, als sie in der Gruppenphase ausschieden... Die deutsche Nationalmannschaft besteht aus Spielern, die nur Erfolg kennen. Es geht immer um Siege und Titel. Das ist die Mentalität der Deutschen. Deshalb glaube ich nicht, dass die Mannschaft satt ist. Dafür wird Bundestrainer Joachim Löw schon sorgen und immer wieder neue Reizpunkte setzen. Aber natürlich ist es für die Deutschen nicht einfach. Wie auch in der Vergangenheit für die Spanier. Die Spieler sind das ganze Jahr unterwegs. In der Liga, im internationalen Wettbewerb, im nationalen Pokal und mit der Nationalmannschaft und meistens sind die Klubs der Spieler in allen Wettbewerben bis zum Ende vertreten. Das ist nicht einfach. Irgendwann gibt es einen Verschleiß-Prozess.

Vor welchem deutschen Nationalspieler haben Sie den größten Respekt? Toni Kroos! Er ist der Kopf, das Hirn der Mannschaft. Er wirkt so unscheinbar und normal, aber er ist der Taktgeber im deutschen Spiel. Seine Pässe sind immer fein gespielt und das sind nicht Alibi-Dinger über vier, fünf Meter. Jedes seiner Anspiele kann für den Gegner gefährlich werden. Ein toller Spieler.

Und Polen hat Robert Lewandowski... Ja und das ist auch gut. Robert ist unheimlich wichtig für die Mannschaft. Das hat er mal wieder gegen Nordirland bewiesen. Der Gegner hat ihn gedoppelt und manchmal waren sogar drei Gegenspieler an ihm dran. Das verschafft für die anderen viele Freiräume.

Ist es für Sie die beste polnische Nationalmannschaft der jüngeren Vergangenheit? Definitiv. Die Struktur und die Balance dieser Mannschaft stimmen einfach. Der Kader hat für unsere Verhältnisse viel Qualität. Im Tor sind wir mit Wojciech Szczesny, Lukasz Fabianski und Artur Boruc stark besetzt. In der Abwehr haben wir Leute wir Kamil Glik und Lukasz Piszczek, im Mittelfeld Grzegorz Krychowiak und Jakub Blaszczykowski, im Angriff Arkadiusz Milik und Lewandowski - das hat schon was. Das Team von Adam Nawalka besteht nicht nur aus Robert Lewandowski.

Wie weit kommen die Polen bei dieser EM? Das ist schwer zu sagen. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen. Deutschland wird ein harter Brocken. Ich erwarte ein tolles Fußballspiel in Paris und etwas Zählbares für uns. Auf einen Tipp will ich mich nicht festlegen.

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