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Doping-Sumpf weitet sich aus
Auch Zabel und Aldag haben gedopt

Doping-Sumpf weitet sich aus: Auch Zabel und Aldag haben gedopt
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Rolf Aldag und Erik Zabel haben als weitere Radprofis des früheren Team Telekom Epo-Doping gestanden. Der bei Milram unter Vertrag stehende Zabel ist der erste noch aktive Fahrer, der sich geoutet hat. Der Sprintspezialist sei nach seiner "Bauchentscheidung" bereit, alle Konsequenzen zu tragen. Aldag erhält beim Team-Telekom-Nachfolger T-Mobile, der sich weiter bis 2010 im Radsport engagieren will, eine zweite Chance. "Es tut mir leid. Ich möchte nicht mehr lügen. Es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Mein Sohn fährt selber Rad, und ich möchte nicht, dass er oder seine Freunde - sollte einer von ihnen ins Renngeschehen einsteigen - eine ähnliche Situation vorfindet wie wir", sagte Zabel.

Zuvor hatte er zugegeben, 1996 für 256 Mark Epo ausprobiert und auch den viel besagten "Zaubertrank" von Jef d´Hont zu sich genommen zu haben.

Er habe aber, so Zabel, Epo nach 20 Tagen wieder abgesetzt, nachdem es Nebenwirkungen gegeben habe. "Ich hatte eine erhöhte Körpertemperatur und einen niedrigeren Ruhepuls. Ich war aber immer nur gut, wenn Kopf und Beine im Einklang standen. Das war nicht mehr der Fall, sodass ich entschieden hatte, damit aufzuhören. Ich habe natürlich auch den Zaubertrank von d´Hont getrunken. Ich wusste nicht, was da drin war, aber Jef hat mir hoch und heilig versprochen, dass ich keine Probleme bei der Dopingkontrolle bekomme. Ich habe gedopt, weil es ging", sagte der 36-Jährige.

Unter Tränen gab der bisher immer als "Saubermann" geltende Erik Zabel zu, gedopt zu haben. (Foto: firo)

Wie es nun weitergeht - Zabel steht bis 2008 noch bei Milram unter Vertrag - weiß er nicht. "Ich habe an der Garderobe mein Leben abgegeben und es in Eure Hände gelegt", sprach der Vize-Weltmeister zu den Radsport-Fans und -Verantwortlichen an den Bildschirmen. Ob seine unzähligen Erfolge noch vor Gericht Bestand hätten, sei nur eines seiner "geringeren Probleme".

Reinen Tisch machte auch Zabels langjähriger Zimmerkollege Aldag. "Ich schäme mich. Man soll nicht glauben, dass es schön ist, zu dopen. Es ist erniedrigend. Ich habe nächtelang nicht ruhig schlafen können. Es macht auch keinen Spaß, morgens um 5 Uhr mittels einer Zentrifuge seinen Hämatokritwert zu messen", berichtete Aldag.

Epo

Erythropoetin ist ein Glykoprotein-Hormon, das als Wachstumsfaktor für die Bildung roter Blutkörperchen (Erythrozyten) von Bedeutung ist. Je mehr rote Blutkörperchen, desto leistungsfähiger arbeitet der gesamte Organismus, weil entsprechend viel Sauerstoff den Zellen zur Verfügung steht. Durch den erhöhten Anteil an Erythrozyten im Blut steigt allerdings die Gefahr von Blutgerinnseln. EPO steht seit 1990 auf der Dopingliste der internationalen Anti-Doping-Organisation WADA

Nachdem er 1994 bei einer Rundfahrt "abgeschlagen auf einem Rinnstein" gesessen hatte, habe er im Jahr darauf "aktiv, nach Doping-Produkten nachgefragt". Im Vorfeld der Tour 1995 habe er dann mit Epo-Doping begonnen. Im Zuge des Festina-Skandals 1998 habe er erstmals ein schlechtes Gewissen bekommen. Nachdem er aber 1999 bis 2001 nicht für die Tour nominiert worden war, hatte er via Internet Epo-Produkte aus Holland bestellt. Kurze Zeit später sei ihm aber klar geworden, wie lebensbedrohlich dies sein kann. "Das war für mich der Schlussstrich, und ich habe gesagt: Jetzt ist genug."

Auch Rolf Aldag (l., hier beim Bochumer Sparkassen-Giro), räumte Epo-Doping ein. (Foto: firo)

Systematisches Doping im Team wollten beide weder ausschließen noch bestätigen. "Bei mir lief es intim ab", sagte Aldag: "Ob es systematisches Doping gab, müssen die sagen, die den Überblick hatten." So wollte er auch über mögliches Epo-Doping bei Jan Ullrich nichts sagen.

Obwohl er die Öffentlichkeit und seinen Teamchef belogen hatte, gibt es für den Westfalen trotzdem eine Zukunft im Team. "Wir haben seit acht Monaten Hand in Hand gearbeitet und was Tolles aufgebaut. Ich habe mit den Fahrern und Mitgliedern im Team gesprochen. Er hat die Unterstützung aus der Mannschaft. Es ist wichtig, dass er weitermacht und den Weg im Anti-Doping-Kampf mitgeht", sagte T-Mobile-Teamchef Bob Stapleton, der einräumte, angesichts des schweren Dopingproblems im Radsport "ein wenig naiv gewesen zu sein", als er den Job bei T-Mobile angetreten hatte.

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