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Lehmann zwischen Hoffnung und Bank

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Im Verein war Jens Lehmann schon immer die klare Nummer eins, in der Nationalelf sitzt er hinter Oliver Kahn nur auf der Bank. Auch sein Wechsel zu Arsenal London hat an diesem Status nichts geändert.

Geradezu Hilfe suchend fleht Jens Lehmann einen italienischen Reporter an. "Sagen Sie Rudi Völler doch, dass die italienischen Fans mich am Mittwoch zwischen den Pfosten sehen wollen. Ich würde so gerne gegen Italien spielen." Aber daraus wird mal wieder nichts. Der ehemalige Torwart von Borussia Dortmund, der kurz vor Saisonbeginn in einer Blitzaktion für 3,5 Millionen Euro zum englischen Pokalsieger Arsenal London transferiert wurde, muss auch am Mittwoch im Klassiker zwischen der deutschen Nationalmannschaft und der "Squadra Azzurra" in Stuttgart (20.45 Uhr/live im ZDF) mit dem ungeliebten Platz auf der Bank vorlieb nehmen.

"Oliver Kahn ist meine Nummer eins, deshalb wird er auch gegen die Italiener spielen. Jens ist die Nummer zwei, er wird aber hin und wieder seine Chance bekommen", stellte Rudi Völler vor dem ersten Saison-Länderspiel unmissverständlich klar. Damit erteilte der DFB-Teamchef den hoch gesteckten Ambitionen des England-Legionärs knapp ein Jahr vor der EM-Endrunde in Portugal erneut einen Dämpfer.

Lehmann hofft auf den Fußball-Gott

Doch der 33-jährige Lehmann, der das letzte seiner bislang gerademal 16 Länderspiele am 21. August vergangenen Jahres beim 2:2 in Bulgarien bestritt, will sich auch von solchen Aussagen nicht abschrecken lassen. "Vielleicht hat der Fußball-Gott ja ein Einsehen mit mir, damit ich mal wieder öfter spiele", sagt er fast schon mit Galgenhumor. Dabei lässt der BWL-Student aber keinen Zweifel daran, dass er sich insgesamt für einen Tick stärker als seinen langjähriger Widersacher Kahn hält: "Statistiken sind zwar nicht alles, aber wenn ich sie betrachte, frage ich mich schon, warum ich nicht spiele." Immerhin räumt Lehmann, der am 18. Februar 1998 seine Länderspiel-Karriere beim 2:0 gegen den Oman in Maskat begann, ein, dass Kahn ein "sehr guter Torwart" sei, der im vergangenen Jahr eine hervorragende WM gespielt habe. Dies sei aber Vergangenheit.

Die Zukunft will der oft introvertiert wirkende Schlussmann ganz aktiv von der Millionen-Metropole London aus mitgestalten. "Bei Arsenal kann ich noch ein Menge lernen. Dadurch kann ich nur noch besser werden", erklärt der unter Völler-Vorgänger Erich Ribbbeck zwischenzeitlich als 1b-Torwart titulierte Lehmann, der den Kampf um die Vorherrschaft im deutschen Tor nicht aufgeben will. "Aus meinen Leistungen in den vergangenen Jahren schöpfe ich die Hoffnung, dass es vielleicht doch noch klappt. Sonst würde ich nicht mehr zur Nationalmannschaft fahren."

Familienmensch Lehmann plant langfristig

In der englischen Hauptstadt will Lehmann, der zurzeit noch im Hotel ohne deutsches Fernsehen und ohne deutsche Zeitungen lebt, für länger Fuß fassen. Für sich und seine Familie - Ehefrau Conny sowie die beiden Kinder Lasse und Matts - hat er im Norden Londons bereits ein schönes Haus gefunden. "Matts wird dort demnächst in die Schule gehen und die zweite Klasse besuchen", berichtet Lehmann, für den die Familie zu einem wesentlichen Bestandteil geworden ist.

"Damals in Mailand war ich alleine, da geht man dann schon mal schneller, wenn es nicht so läuft", erinnert er sich an sein nur sechsmonatiges Gastspiel 1998 beim AC. "Diesmal habe ich die Familie bei mir, deshalb wird mir das nicht noch einmal passieren. Da verabschiedet man sich nicht so einfach", sagt der UEFA-Cup-Sieger von 1997, der bei den "Gunners" bis 2006 unterschrieben hat.

In den nächsten Wochen und Monaten will "Mr. Leeman", wie ihn die Arsenal-Fans rufen, zunächst mal sein Englisch perfektionieren. Und so ganz nebenbei in der englischen Premier League mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machen, so dass Rudi Völler eines Tages nicht mehr an ihm vorbei kommt. Dann bräuchte Lehmann weder die Hilfe des Fußball-Gottes noch die aus Italien.

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