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Nach dem dürftigen Saisonstart sollte man nicht in Panik verfallen. Ein Blick auf die letzte Spielzeit hilft ein wenig bei der Beurteilung der aktuellen Lage.

Nach 45 qualvollen Minuten hatte der Spuk schließlich ein Ende. Konsternierte Gesichter und Sprachlosigkeit allenthalben im Dortmunder Stadion nach einer desillusionierenden zweiten Halbzeit vergangenen Samstag gegen die Bayern. Eine ähnlich schmerzhafte Abreibung im heimischen Stadion setzte es zuletzt wohl vor neun Jahren gegen Schalke, seinerzeit hieß es am Ende 0:4. Jürgen Klopp scharrte sein Team noch auf dem Rasen zusammen, um ihnen klarzumachen, dass nicht alles schlecht war und man jetzt nicht in Aktionismus verfallen dürfe. Und ohne dass die Fans dieser Ansprache lauschen konnten, schienen sie deren Intention doch zu verstehen.

Unmutsbekundungen blieben die Ausnahme, sowohl während des Spiels als auch danach. Es wird von allein Seiten versucht, die Demütigung realistisch und sachlich einzuordnen, auch wenn es schwer fällt. Gehässig könnte man meinen, dass man ja langsam an solche Pleiten gewöhnt wurde. Fakt ist: Nach dem 1:4 in Hamburg, der 0:5-Pleite gegen Madrid und dem Spiel gegen Bayern ist von der Euphorie aus der Endphase der letzten Saison nichts mehr übrig geblieben als eine gewisse Ratlosigkeit. Und die Ursachenforschung gestaltet sich schwierig.

Foto: firo.

Nun zu behaupten, die Mannschaft habe bei ihrer Siegesserie über dem Zenit gespielt, wäre ungerecht. Aber mal von vorne. Zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison hatte der BVB lediglich drei Punkte mehr auf dem Konto und erlebte am 5. Spieltag ebenfalls eine Lehrstunde, damals in Hoffenheim. Gegen Schalke eine Woche zuvor war ein Debakel schon nah, einzig höhere Umstände verhinderten es. Gegen die Bayern spielte man am 2. Spieltag zwar 1:1, hatte allerdings ebenfalls nur eine gute erste halbe Stunde zu verzeichnen und durfte sich gegen zehn Mann am Ende noch über den einen Punkt glücklich schätzen. Siege gab es gegen Leverkusen und Cottbus.

Insgesamt betrachtet lässt sich schlussfolgern, dass es in Kloppos Premierensaison einer ganzen Menge Glück zu verdanken war, dass der Saisonstart nicht ähnlich ernüchternd aufgenommen wurde wie aktuell. Großartige Unterschiede zwischen dem Leistungsstand der Mannschaften sind bei näherer Betrachtung nicht wirklich zu erkennen, was weniger als Kritik denn als logische Konsequenz zu verstehen ist. Im Vergleich zum HSV oder den Bayern kommen die Neuzugänge der Borussia doch eher mau daher - ohne dabei irgendwem zu nah treten zu wollen.

Schon in der letzten Spielzeit war Dortmund diesen Mannschaften unterlegen, nur machte sich dies nicht so in den Resultaten bemerkbar. Was will man also nun erwarten, wo die Spitzenteams massiv aufgerüstet haben und der BVB im Gegenzug quasi auf der Stelle treten musste. Sicher, das ist keine Entschuldigung für solche Klatschen, aber es lässt sie sicherlich besser einordnen. Hinzu kommen darüber hinaus noch hausgemachte Probleme bei der Borussia, die den wackligen Auftakt perfekt machten.

Foto: firo.

Die Automatismen greifen noch nicht wieder so wie gewohnt, und auch das Pressing Kloppscher Prägung scheint irgendwie aus den Köpfen verflogen zu sein. Deshalb nun aber die Mentalität des Teams in Frage zu stellen, kommt der Realität nicht nah. Vielmehr sind es individuelle Probleme der Spieler, die einem funktionierenden Kollektiv im Wege sind.

Exemplarisch dafür steht momentan Tamas Hajnal. Dem kleinen Ungarn mangelnden Einsatz oder Disziplin vorzuwerfen, wäre in etwa so, als würde man Rafinha unterstellen, auf dem Platz zu lieb zu sein. Und doch kommt Hajnal einfach nicht in die Gänge, ebenso wenig wie das Prunkstück vergangener Tage, die Verteidigung, oder auch Neuzugang Lucas Barrios.

Irgendwie scheinen sie alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt, nur warum? Resultat all dieser Komponenten waren auf jeden Fall die derben Niederlagen der letzten Wochen. Es bleibt zu hoffen, dass Jürgen Klopp im zweitägigen Trainingslager den richtigen Zugang zu den Spielern gefunden hat und ihnen neues Selbstvertrauen einflüstern konnte, das sich dann bald auch wieder in einer gewissen Selbstverständlichkeit auf dem Platz niederschlagen sollte. So wie in der letzten Rückrunde. Damals spielte man vornehmlich gegen Mannschaften aus dem Mittelfeld bzw. dem unteren Drittel der Liga. Gegen diese Mannschaften muss man weiterhin Siege erwarten dürfen, Punkte gegen Bayern, HSV, mittelfristig wohl auch wieder Wolfsburg und Stuttgart hingegen wären Bonbons und nützliche Zugaben.

Alles in allem sollte man den Saisonstart daher nicht zu schwarz zeichnen, wirklich außergewöhnliches ist abgesehen von der Vielzahl an Gegentoren nicht passiert. Nun steht die erste wahre Bewährungsprobe dieser Saison bevor. Der BVB muss in der nächsten Woche zeigen, dass er wieder in die Spur finden kann. Gegen Hannover, Karlsruhe und Schalke kommen Mannschaften, die schon eher auf Augenhöhe sind. Nach diesen Partien wird sich eine erste Prognose abgeben lassen können, in welche Richtung es in dieser Saison geht. Das Schlagwort „Woche der Wahrheit“ trifft es daher schon ganz gut.

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