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Königsblau im Jahr 2013

Schalke: S04 im Jahr 2013
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Wir schreiben das Jahr 2013. Der Bundesligist FC Schalke 04 ist gerade Deutscher Fußballmeister geworden. Fristgerecht und streng nach Plan.

Während auf dem Rasen die letzten Vorbereitungen für die Titelehrung vorgenommen werden, flimmern phantastische Bilder über den Videowürfel in der Arena. Ein gewisser Klaas-Jan Huntelaar hat sagenhafte 42 Treffer erzielt, teils mit wuchtigen Kopfbällen, teils nach technisch überragenden Sololäufen über das halbe Spielfeld. An dieser hohen Fußballkunst kann und will man sich einfach nicht sattsehen. Felix Magath lächelt zufrieden. Er hat schließlich schon immer gewusst, dass erfolgreicher Fußball nur auf dem Reißbrett entworfen wird.


Die Mannschaft wirkt unschlüssig, wen sie vorschicken soll, um die Meisterschale in Empfang zu nehmen. Der ernannte Kapitän, Christoph Metzelder, hat sich nach Schlusspfiff absprachegemäß an die Seite Felix Magaths begeben. Blau-weißer Konfettiregen war noch nie sein Ding. Auf Wink des Herrn Hollerbach wird Pliatsikas nach vorne geschoben, der als dienstältester Grieche das größte Ansehen in der Mannschaft genießt. Als der beliebte Mittelfeldrenner die Schale in die Höhe reckt, zucken bunte Laserblitze durch die Arena. Ein farbenprächtiges Spektakel für Fernsehzuschauer und Stadionbesucher! Auf den Tribünen werden die Klänge der eigens komponierten Meisterhymne mit Beifall bedacht. Begeisterung überall. Facebook vermeldet einen Rekord: eine Million neue Magath-Freunde innerhalb der letzten zehn Minuten!

Trainer und Mannschaft lassen sich ausgiebig feiern. Ganze drei Ehrenrunden ringt ihnen das Arena-Publikum ab, bevor die Angestellten der Schalker Lizenzspieler GmbH den Platz verlassen, um sich auf die abendliche Gala vorzubereiten. Alles ist perfekt organisiert. Als zwei Stunden später der Schalker Tross, vorneweg der umtriebige Horst Heldt, die Meisterschale über den roten Teppich ins Steigenberger Parkhotel Düsseldorf trägt, stehen Dutzende von Jubelgroupies Spalier und schwenken ihre zartblauen Vereinsfähnchen. Es hat sich eben doch gelohnt, dass Rolf Dittrich, Assistent der Geschäftsführung mit Schwerpunkt „Kritiker und Problemfans“, bereits nach dem ersten Heimspiel der Saison 2011/12 die komplette Nordkurve sperren ließ. „Werde Schalker, auch im Kraichgau!“ lautete das Motto einer beispiellosen Kampagne, mit der die Runderneuerung der ehemals königsblauen Fanszene vorangetrieben wurde. Ein weiterer Meilenstein des erfolgreichen Umbruchs war die strikte Vergabe sämtlicher Dauerkarten an Magaths Facebook-Buddies. Den willkommenen Nebeneffekt, sich damit aller organisierten Fans und aller peinlichen Eurofighter-Romantiker entledigt zu haben, hat man gerne mitgenommen. Denn die Marke Schalke 04 benötigte dringend ein neues Image – modern, frisch und seriös!

In Gelsenkirchen ist alles ruhig

Schalkes Macher wissen, was sie geleistet haben. Dieser Abend gehört ihnen. Sie haben ihn sich redlich verdient. Die Anerkennung in Wirtschaft und Politik spricht eine deutliche Sprache. In nächster Zeit kann man es ruhiger angehen lassen. Es mangelt nicht an Angeboten, das Schalker Erfolgskonzept weltweit zu erklären. Ronny Gersch in Wildbad Kreuth, Dieter Cebulla in London, Rolf Dittrich bei der Bundespressekonferenz, Felix Magath in Harvard: Leistung lohnt sich immer.

Auch die Spieler sind bester Laune. Lautes Lachen, als Julian Draxler seine Meisterschaftsmedaille beim Hütchenspiel an Nicolas Plestan verliert. Die Mannschaft besäuft sich bis zum Abwinken. Ob nun Charisteas Junmin oder doch Karimi Uchida auf den Smoking gekotzt hat, lässt sich am Ende der rauschenden Ballnacht nicht mehr zweifelsfrei feststellen.

In Gelsenkirchen ist derweil alles ruhig. Dort ist man bereits am frühen Abend zu Bett gegangen. Dort ist in etwa alles so, als hätte sich gerade eine nicht näher definierbare Ansammlung hilfloser Marionetten beim Tabellenletzten der Liga eine Niederlage abgeholt...

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