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Behindertensport: Sebastian Dietz startet für Sevinghausen
„Schritt für Schritt nach vorne“

Behindertensport: Sebastian Dietz startet für Sevinghausen
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Bis Ende Januar drehte sich beim FSV Sevinghausen alles um Fußball. Seit ein paar Wochen allerdings ist der A-Kreisligist um eine Behindertensportabteilung reicher. Die besteht momentan aus zwei Personen: Abteilungsleiter Achim Cendrowski sowie Kugelstoßer und Diskuswerfer Sebastian Dietz.

Die Geschichte dahinter ist schnell erzählt: Dietz, der bei einem Autounfall vor fünf Jahren schwer verletzt wurde und während einer harten Reha zunächst wieder das Laufen lernen musste, konnte seiner Fußballer-Karriere (Vertragsamateur beim VfL Neustadt/Rheinland-Pfalz) nicht mehr nachgehen. „Nach kurzer Zeit der Verweigerung wollte ich unbedingt wieder Sport treiben, über Kontakte zu anderen Behindertensportlern bin ich zum TV Wattenscheid gekommen“, erklärt Dietz, der dort sein Talent für die Wurfdisziplinen erkannt hat.

Schnell konnte der 24-Jährige erste Erfolge feiern, noch heute hält er die nationalen Rekorde im Kugelstoßen und Diskuswurf. Nach einer enttäuschenden WM 2007 aber nahm sich Dietz eine Auszeit: „Ich wurde Fünfter und Sechster, das ist okay. Aber für die Nationalmannschaft hat es nicht mehr gereicht. So platzte der Traum von Peking und ich musste Abstand gewinnen.“ Das hat er auch getan - als C-Jugendtrainer und stellvertretender Jugendkoordinator beim FSV. Als aber die Lust auf die Karriere immer größer wurde, lag der Gedanke einer eigenen Abteilung im Heimatverein nahe. „Ich fühle mich im Klub sehr wohl und mächte gerne für den FSV an den Start gehen. Der Vorstand fand die Idee gut und hat sofort seine Zustimmung gegeben“, erinnert sich Dietz.

Zur Person > Nach einem schweren Autounfall am 24. Februar erlitt Dietz schwerste Verletzungen: Der zweite Halswirbel war angebrochen, der siebte mit Spinalkanalverengung. Der sechste Trümmer, ein weiterer Brustwirbel, beide Schulterblätter und zwei Rippen waren ebenfalls gebrochen. Beide Lungenflügel waren zusammengefallen. >nach elf Wochen konnte Dietz zur Überraschung der Ärzte wieder laufen. >beim FSV Sevinghausen betreut er die erste Mannschaft, ist stellvertrender Jugendkoordinator sowie Trainer der C-Jugend. >Im Kugelstoßen (12,21 Meter) und Diskuswurf (38,28 Meter) hält er den deutschen Rekord.

Für Cendrowski, 2. Vorsitzender des Gesamtvereins und Trainer der ersten Mannschaft, bedeutet dies totales Neuland: „Sebastian ist für den Klub enorm wertvoll. Er ist jemand, der sich einbringt und auch überlegt, was man verändern oder voranbringen kann. Deshalb habe ich ihm gesagt, dass wir ihn unterstützen, er sich aber um alles kümmern muss.“ Gesagt, getan: Zwei Wochen nach dem Antrag war die Behindertensportabteilung Leichtathletik geboren und Dietz hat sich für seinen Neuanfang schon Ziele gesetzt: „Natürlich möchte ich wieder in den Nationalkader, aber ich muss erst beweisen, dass ich dort hingehöre. Das heißt für mich, Schritt für Schritt an meine alten Leistungen anknüpfen und dann mal schauen, was kommt.“

Sein Trainer Friedrich Barth ist da schon optimistischer: „Es gibt sicher noch einiges zu verbessern, aber Sebastian trainiert ja auch erst seit ein paar Wochen wieder. Wenn er sich so weiterentwickelt, wird er noch in diesem Jahr seinen Rekord im Kugelstoßen verbessern. Die Anlagen dazu sind vorhanden.“ Zum Training fährt Dietz regelmäßig in die Helmut-Körnig-Halle nach Dortmund, wo Barth als Coach der LG Olympia beschäftigt ist. „Ich habe eine Sondererlaubnis bekommen, bei ihm zu trainieren, der Verband hat mir da sehr geholfen“, würde Dietz auch zukünftig gerne weiter von Barths Erfahrungen lernen. Dass der FSV schon bald eigene Trainer beschäftigt, ist nicht ausgeschlossen, aber eine Trainingsstätte gibt es nicht. „Unsere Anlage ist vollständig auf Fußball ausgerichtet, da müssten wir ausweichen“, grübelt Cendrowski und fügt an: „Das Sportzentrum Westenfeld ist sicherlich eine ausgezeichnete Halle, aber das ist alles noch Zukunftsmusik.“

Dass Dietz den Taktstock nicht auf Dauer alleine schwingen soll, steht fest. „Wir wollen die Abteilung auf jeden Fall um weitere Aktive vergrößern. Sebastian hat da schon Kontakte zu ehemaligen Weggefährten aufgenommen“, erzählt Cendrowski. Ob Dietz die Dreifachbelastung Beruf, Sport und Vereinstätigkeiten unter einen Hut bekommt, muss man abwarten. Der Handelsvertreter wird schließlich an einigen Wochenenden auf Wettkämpfen unterwegs sein. „Kein Problem, das regeln wir schon mit unseren Betreuern, die dann einspringen können“, betont Geschäftsführer Andreas Sippel. Schließlich hat Dietz neben der eigenen Karriere noch ein weiteres Ziel vor Augen: Den Aufstieg mit der C-Jugend in die Kreisliga B.

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