„So ein Training hatte ich noch nie.” Lukas Hinterseer, mit seinen 14 Treffern in der vergangenen Saison so etwas wie die „Lebensversicherung” des VfL Bochum, spricht ein großes Wort gelassen aus. Der 27-jährige Stürmer zählt schließlich zur Fraktion der erfahrenen Spieler im Zweitligakader.
Was Hinterseer sagen will: Er und seine Mannschaftskameraden werden im Allgäu zwar ordentlich gefordert, aber „mit Kopf”, wie der Österreicher sagt. Im Rückblick auf die turbulente Talfahrt der Mannschaft zu Beginn des Jahres fügt er noch an: „Im Winter haben wir das so nicht gemacht.” Hinterseer hatte damals seinen Stammplatz verloren und kehrte erst wieder ins Team zurück, als Robin Dutt kam. Seine drei Tore in Sandhausen („Das ist leider schon Vergangenheit, aber ich kann ja vielleicht meinen Enkeln davon erzählen”) wirkten wie ein Manifest der wiedergewonnenen Stärke und symbolisierten die Trendwende.
Die Stimmung kann auch kippen
Weil Hinterseer die Welt aber überwiegend mit nüchternen Augen betrachtet, ordnet er die damals folgenden Sympathiebekundungen des Publikums richtig ein: „Wenn ich jetzt in den ersten drei Spielen nicht treffe, wird das wieder kippen”, sagt er und fügt hinzu: „Jeder hat seine Aufs und Abs, und jeder sollte wissen, wie man damit umgeht.” Im Vordergrund steht für ihn der Erfolg der Mannschaft. Dass daran der aktuelle Trainer in großem Maße beteiligt ist, lässt Lukas Hinterseer durchblicken: „Wir haben von ihm einen klaren Plan mitbekommen, während wir vorher vielleicht eher unsere Individualität ausspielen mussten.”
Der Blick nach vorne ist nicht von Euphorie, aber von Selbstbewusstsein geprägt. „Wir starten nicht bei Null und haben schon ein paar Automatismen drin”, sagt der Stürmer und spricht von „Verfeinerung”. Das könne zu Saisonbeginn von Vorteil sein, andererseits sei die kaum veränderte Bochumer Mannschaft für die Konkurrenz sicher kein Buch mit sieben Siegeln: „Die anderen Klubs werden wissen, dass wir eine gute Rückrunde gespielt haben und uns entsprechend analysieren.”
ÖFB-Zukunft ungewiss
Doch der in schwerer See gefundene Teamspirit sei sicher auch ein Pluspunkt für den VfL: „Wir haben intern sehr viel geredet, auch als die Unruhe um den VfL ihren Höhepunkt erreichte.”
Lukas Hinterseer sagt gerne wir und demonstriert damit seine Zugehörigkeit zur Mannschaft. Gerüchte über einen möglichen Wechsel möchte er ebenso wenig kommentieren wie Spekulationen über eine womöglich festgeschriebene Ablösesumme. „Es kann schon sein, dass jemand interessiert ist an einem, der 14 Tore geschossen hat. Das ist für mich kein Thema. Ich bin mit dem Kopf voll beim VfL”, sagt der Österreicher, der momentan auch keine Gedanken an die Nationalmannschaft verschwendet. Sollte er weiterhin nichts von Franco Foda hören, der Marcel Koller als ÖFB-Teamchef abgelöst hat, sagt Hinterseer, werde er „nicht weinend auf der Couch liegen und aufgeben."