In seiner Heimatstadt Presov beim 1. FC Tatran begann Stanislav Sestak seine erfolgreiche Karriere, die ihn nicht nur zum slowakischen Meistertitel, der WM-Teilnahme 2010 und der EM-Teilnahme 2016, sondern auch in die Türkei, nach Ungarn und vor allem in den Ruhrpott zum VfL Bochum führte.
Mehr als 20 Jahre nach dem Beginn seiner Karriere hat sich der Kreis mittlerweile geschlossen. Sestak ist zurück in Presov und leitet seinen Jugendklub als Sportdirektor.
Im Januar 2002 verließ Sestak Presov kurz nach seinem 19. Geburtstag in Richtung des großen slowakischen Traditionsklubs Slovan Bratislava. Der Durchbruch gelang ihm allerdings erst nach einem weiteren Wechsel innerhalb der Slowakei. Beim MSK Zilna sammelte Sestak von 2004 bis 2007 74 Einsätze, erzielte 37 Tore und feierte 2006/07 sogar die Meisterschaft.
Viele Tore und Probleme mit der Ablöse beim VfL
Der VfL Bochum schlug anschließend zu und verpflichtete den Angreifer für 750.000 Euro. Auch in der Bundesliga wusste Sestak zu überzeugen und sammelte in drei Spielzeiten 43 Scorerpunkte in 91 Einsätzen für den VfL (28 Tore, 15 Assists). Anschließend verschlug es den Angreifer in die Türkei.
Erst wechselte Sestak auf Leihbasis, dann für rund 2,2 Millionen Euro fest zu Ankaragücü. Der Transfer des Slowaken bereitete dem VfL allerdings mehr als zehn Jahre lang Kopfschmerzen, da die volle Ablösesumme nicht überwiesen wurde. Erst 2021, elf Jahre nach dem ursprünglichen Leihgeschäft, einigte man sich auf einen Vergleich. Doppelt kurios: Nur zwei Monate nach seinem festen Wechsel hatte er sich damals bereits Bursaspor angeschlossen.
Im Anschluss an seine Station in Bursa kehrte Sestak 2014 noch einmal für ein Jahr zurück nach Bochum und sammelte für den damaligen Zweitligisten 29 Einsätze (neun Tore, sechs Vorlagen). Über Ferencvaros Budapest, wo er den ungarischen Pokal sowie die Meisterschaft gewann und sogar Champions-League-Qualifikation spielte, führte sein Weg zurück in die Heimat zum FK Poprad, wo er anschließend auch seine Laufbahn als Verantwortlicher startete.
Tatran Presov in schwieriger Lage
2021 meldete sich jedoch sein Heimatklub. Tatran Presov war nach zwei aufeinanderfolgenden Abstiegen 2017/18 sowie 2018/19 in die 3. Liga abgestürzt und befand sich in großen finanziellen Schwierigkeiten - so groß, dass die Stadt im Juli 2021 den Verein für rund 350.000 Euro kaufte, um ihn zu retten.
Ebenfalls im Juli 2021 trat Sestak sein Amt in der Führungsetage des Klubs an. "Ich bin froh, dass mir die Bürgermeisterin und die Stadt die Chance gegeben haben, die Marke Tatran Presov dorthin zurückzubringen, wo sie hingehört. Wir alle werden unser Bestes tun, um so schnell wie möglich kurzfristige und dann längerfristige Ziele zu erreichen", erklärte Sestak gegenüber dem slowakischen Portal "sportnet" damals stolz und gab sich optimistisch, den Verein dahin zu bringen, "dass Prešov und seine Umgebung wieder stolz auf ihn sein werden".
Direkter Durchmarsch knapp verpasst
Und tatsächlich: Für die Bürger der knapp 90.000-Einwohner-Stadt gab es gleich in Sestaks erstem Jahr etwas zu feiern: Die Rückkehr in die 2. slowakische Liga.
Und es kam noch viel besser: Im ersten Jahr nach dem Aufstieg spielte sich Presov gleich oben fest, verpasste den Meistertitel und den damit verbundenen Aufstieg zwar knapp, qualifizierte sich aber als Vizemeister für die Relegation. Nach einem 1:0-Heimsieg im Hinspiel gegen den FC Vion war der Aufstieg ins Oberhaus ganz nah, im Rückspiel aber verschoss der 1. FC Tatran einen Strafstoß und musste sich letztlich mit 0:3 geschlagen geben.
Auch in diesem Jahr kämpft Sestak mit seinem Verein um den Aufstieg. Nach 20 Spieltagen belegt Presov erneut den zweiten Platz, nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter Komarno.
Presov reist im VfL-Bus
Gleichzeitig verhilft der Ex-Profi seinem Jugendklub zu professionellen Strukturen - und hat bei diesem Vorhaben immer ein Stück VfL Bochum dabei.
Im August des letzten Jahres präsentierte der Verein seinen neuen, professionellen Mannschaftsbus. Gestellt wird dieser von Sestak und seiner Firma. Doch es ist nicht irgendein Bus: "Das ist ein maßgeschneiderter Bus aus Deutschland für den VfL Bochum. Ich habe ihn für meine Firma gekauft", erklärte er gegenüber "Sport.sk.". Mit einem neuen Anstrich in grün transportiert der Bus heute den 1. FC Tatran Presov mit dem einstigen Bochumer Torjäger durch die Slowakei - und möglicherweise schon bald zurück in die 1. Liga.