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Zwischen den Polen
Dritte Halbzeit am Flughafen in Donezk

Zwischen den Polen: Dritte Halbzeit am Flughafen
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Bissig, kampfbetont, action- und abwechslungsreich, ja, so war sie. Die dritte Halbzeit am Internationalen Sergej Prokofjew Flughafen in Donezk.

Immerhin habe ich seit Lwiw meine Lektion gelernt. Ich nehme nur Shuttle-Busse vom und zum Flughafen, der Rest (welcher Rest?) wird zu Fuß bewältigt, keine Taxen. Keine Frage der berühmten/nachgesagten großpolnischen Sparsamkeit (wir Großpolen gelten als die Preußen, die Schwaben, die Schotten von Polen), vielmehr eine Frage der Vernunft, ein leiser Überlebensinstinkt.

Am riesigen Flughafenneubau von Donezk spiele ich zunächst Fußball mit zwei jungen Spaniern, vielmehr lasse ich mir zeigen, wie man spielt. Zur selben Zeit versammelt am anderen Ende des Flughafens ein Zweijähriger ein Massenpublikum, welches für tolle Torparaden des Kleinen beim Elfmeterschießen gegen seine „madre“ Applaus spendet.

Gleichzeitig braut sich langsam ein Unheil zusammen. Die ungewohnt vielen Maschinen mitten in der Nacht überfordern das Personal – klare Anweisungen fehlen, es herrscht die Anarchie. Aus einer bereits drei Stunden vorm Abflug von den Deutschen gründlich gegründeten (vielleicht sogar registriert?) Schlange (hätten sie bloß noch die Strandtücher dabei…) bilden sich schnell drei Schlangen heraus, die T-förmig parallel und rechtwinklig zum Schalter stehen.

"Animal-Farm" am Schalter 6

The Clash of Cultures ist vorprogrammiert. Die Schlangen-Primus Deutschen und eine halbe spanische Familie rutschen durch, bevor ein arroganter Russe (bin ich froh, dass es kein Pole war) aus der Reihe tanzt. Dies missfällt den Spaniern und aus dem Rückraum hört man schon eine gewaltige Portion italienischer Schimpftiraden. Der ukrainische Russe oder russische Ukrainer am Check-In-Schalter gibt sich leider parteiisch, was die Stimmung zum Kochen bringt. „Animal Farm“ am Schalter 6, da darf ein echtes „Kampfschwein“ nicht fehlen. Gewohnt kampfstark, wie in alten Zeiten, drängt sich, wie aus dem Nichts, Marc Wilmots (Businessseats) an uns allen vorbei. Einmal Eurofighter, immer Eurofighter. Dass wir danach alle sowieso am selben (wie sich rausstellt falsch angezeigten) Gate oder im selben Bus sitzen, scheint im Eifer des Gefechts niemanden zu kümmern. Ich bin zu müde, um Herrn Wilmots um ein Foto zu bitten.

In der Morgendämmerung herrscht an der Start-und-Landebahn ein Verkehr wie auf dem DFB-Fax zum Transferschluss. Bin dankbar, dass unser Bus vorm richtigen Flugzeug stehen bleibt. Übrigens, die Czech Airlines kann ich nur empfehlen. Das Personal ist bezaubernd. Bezaubernd kompetent. Erneut bin ich über 24 Stunden wach, als ich von Terminal 1 zu Terminal 2 in Prag sprinte. Schließlich will ich den Anschluss nach Warschau nicht verpassen, dafür ist das heutige Halbfinale zu wichtig. „Rossija, Rossija!!!!“ noch in den Ohren, heute darf aber ruhig wieder „Polska! Biało-Czerwoni!” in Warschau ertönen. Schließlich sind wir in Polen und zwei „unsere“ Jungs haben noch etwas zu holen. Vielleicht schreien wir einfach: „Deutschland-Biało-Czerwoni???”

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