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RS-Kommentar: Cup-Wettbewerb läutet die neue Saison ein
Pokal der armen Verwandten

RS-Kommentar: Cup-Wettbewerb läutet die neue Saison ein
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Eine gute, nur selten unterbrochene Tradition des hiesigen Fußball-Gewerbes ist, mit der ersten Pokal-Hauptrunde eine Saison einzuläuten. Am kommenden Wochenende ist es wieder so weit. Dann begeben sich die Stars aus den ersten beiden Ligen auf die Dörfer, bestreiten Pflichtspiele gegen die armen Verwandten aus den Unterhäusern.

Für die Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen, wenn ihnen das große Los einen Platz an der Sonne, sprich im Focus der Fußballöffentlichkeit beschert. Für ein paar Minuten in der gleichen Lostrommel zu liegen wie Bayern München. Die Endstation Sehnsucht für manchen Fußball-Funktionär.

Es ist die seltene Gelegenheit, auf den großen, gemeinsamen Baum jener Fußballgemeinde zu verweisen, aus der sich die vor Eitelkeit und Wichtigtuerei platzende DFL längst verabschiedet hat. Derzeit eilen der Profi-Funktionäre von einer Erfolgsparty zur nächsten. Es scheint keine Notwendigkeit mehr vorhanden, sich auf die eigenen Wurzeln zu besinnen. Tatsächlich aber sind es die Abertausend kleinen Vereine, die den Fußballnachwuchs für Rasen und Ränge hervorbringen. Auf den namenlosen Platzanlagen und schmucklosen Vereinsheimen wird die Fußballbegeisterung konkret in Millionen Herzen übertragen. Materiell profitiert davon am Ende der "Nahrungskette" nur eine winzige Minderheit.

Im Pokal sind alle gleich. Über alle Kreise und Bezirke des DFB erstreckt sich ein gigantischer Wettbewerb, bei dem sich am Ende die "Zwote" von Kleinkleckersdorf für Berlin qualifizieren könnte. Theoretisch. Doch die Bundesligisten haben zuletzt wieder mehr Spaß an den Fleischtöpfen des DFB-Wettbewerbs gefunden. Borussia Dortmund hat es ja zuletzt vorgemacht. Wie man eine bescheidene Saison mit einer Niederlage im Pokal-Endspiel "krönt" und dafür mit der Teilnahme am UEFA-Cup belohnt wird - als Liga-Dreizehnter. Auch die TV-Gelder fließen wieder üppiger, da werden sich die Sensationen in noch engeren Grenzen halten, wenn die Profis neuerdings wieder den Pokal als Gelderwerb auf dem Schirm haben. Das war ja beileibe nicht immer so.

Freuen wir uns auch darauf, wieder Klubs zu begegnen, die wir schon ins Langzeitgedächtnis verschoben hatten. Preußen Münster etwa, immerhin Bundesliga-Gründungsmitglied, rechnet sich eine Chance gegen den VfL Bochum aus. Und RW Essen gegen Borussia Dortmund versprüht den Charme der alten Oberliga West. Ein proppenvolles Haus dankt der Glücksfee, die die Partie ermöglichte. Und dann ist da noch der FC Homburg wie ein Gespenst aus den Achtzigern wieder auf der Matte. Die hatten seinerzeit als Bundesligist für Kondome auf dem Trikot geworben - "London hauchzart". Was regten sich damals alle auf. Von AIDS wusste noch keiner was. Gute, alte Zeiten.

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