Interview

MSV: Joshua Bitter über Saisonabbruch, Fans und England-Traum

Herr Bitter, der MSV ist seit letzter Woche wieder im Training. Was haben Sie für Eindrücke sammeln können? Wir kommen jetzt so langsam wieder rein, aktuell trainieren wir abwechselnd noch in Zweiergruppen und halten dabei immer viel Abstand zum Trainerteam ein. Das ist ein bisschen komisch und schon sehr eingeschränkt, aber besser als für sich zu trainieren auf jeden Fall.

Sie hatten zuletzt mehr „Freizeit“ als sonst. In welcher Form konnten Sie diese nutzen? Erstmal wusste man nicht viel mit sich anzufangen, aber mit der Zeit findet man so langsam seine Abläufe. Wir haben natürlich auch einen Trainingsplan vom Verein bekommen. Da habe ich versucht, jeden Morgen früh aufzustehen, direkt laufen zu gehen und ein paar Übungen zu machen. Dann war es meistens so elf, zwölf Uhr. Und dann fing die Langeweile an. Da setzt man sich schon mal vor den PC, geht an die Playstation oder guckt Filme auf Netflix.

Die 1. und 2. Bundesliga soll nach letztem Stand im Mai wieder fortgesetzt werden. In der 3. Liga hält man sich die Option ebenfalls offen, wenngleich noch keine endgültige Entscheidung getroffen ist. Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass es weitergeht? Ich stecke natürlich nicht drin in der ganzen Sache. Aber man liest natürlich, was in den Medien steht. Und mein letzter Stand war, dass erst die 1. und 2. Liga wieder los geht und wenig später auch die 3. Liga folgen soll. Ich weiß nicht, ob das wirklich realisierbar ist und wie das aussieht, wenn mal ein Krankheitsfall dabei ist. Zum Glück muss ich die Entscheidung nicht treffen.

Bei einem Saisonabbruch: Wie sollte man Ihrer Meinung nach mit der Auf- und Abstiegsregelung verfahren? Da spielen natürlich viele Faktoren eine Rolle. Wenn die Saison wirklich abgebrochen werden soll, habe ich gehört, dass die Ligen nach oben aufgestockt werden – also mit Auf- und ohne Absteigern. Das wäre, denke ich, die beste Option, weil die hart arbeitenden Teams so einerseits für ihre Saison belohnt werden und andererseits den potenziellen Absteigern ihre Chance, in den letzten Spieltagen da unten doch noch raus zu kommen, nicht genommen wird. Was der DFB und die DFL dann entscheiden, weiß ich aber natürlich nicht.

Sie sind seit Juni 2019 beim MSV Duisburg und zählen dort seit dem ersten Spieltag der laufenden Saison zu den Leistungsträgern. Würden Sie sagen, Ihr nächster Karriereschritt ist bisher rundum gelungen? Ja, das würde ich genau so sagen. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können, es ist alles top gelaufen. Wir verstehen uns in der Mannschaft, dort läuft es super. Mit dem Trainer passt alles. Ich habe mich persönlich nochmal weiterentwickelt. Ich hoffe, das geht noch eine ganze Zeit so weiter.

Ihr Weg ging zuletzt Schritt für Schritt nach oben: 2017/18 Oberliga mit der Zweiten Mannschaft von Schalke 04 gespielt, 2018/19 Regionalliga mit Werder Bremen II und jetzt 3. Liga mit dem MSV Duisburg. So kann es weitergehen, oder? Ich wünsche mir natürlich, dass der Weg weiter nach oben geht. Das Ziel ist es, in der 1. und 2. Bundesliga zu spielen. Da tut man jeden Tag alles für.

Sie fühlen sich wohl in Duisburg. Wäre es für Sie umso schöner, wenn es mit dem MSV in der nächsten Saison in der 2. Liga weitergeht? Ja klar. Das wäre natürlich die Wunschvorstellung von uns allen. Wieder aufsteigen in die 2. Liga und es dann schaffen, den Verein zu etablieren. Da würden wir alle von profitieren.

Hätten die Fans das nach den vielen Auf- und Abstiegen in den vergangenen Jahren auch verdient? Ja, die Fans sind mindestens zweitliga-, wenn nicht sogar erstligatauglich. Ich habe ja vorher beim S04 gespielt. Die Fans sind natürlich in einer größeren Zahl vorhanden, unterscheiden sich sonst aber nicht viel voneinander. Die machen unfassbare Stimmung zuhause und das ist für die 3. und 2. Liga etwas ganz Außergewöhnliches, was auch überhaupt nicht selbstverständlich ist. Da sind wir als Team schon sehr froh drüber.

Wie sehen Ihre Ziele in den nächsten Jahren aus? Die Bundesliga ist mein Ziel. Aber ich würde auch gerne im Ausland spielen. Die Premier League ist da mein Traum. In England sind alle fußballverrückt. Wenn man sich die Premier League im TV anguckt, ist es einfach ein schnelleres Spiel. Und wenn man mit Leuten spricht, die dort spielen, sagen die einem, das ist ein Unterschied, den man sich nicht vorstellen kann. Was da für ein Tempo im Spiel ist, die Körperlichkeit und die Fans – das ist alles schon sehr fortgeschritten dort. Ich glaube, dass es fußballerisch gar nicht unbedingt die beste Liga ist. Spanien ist da schon sehr weit vorne. Aber mich spricht diese Liga einfach an. Ich finde es einfach geil da. Von daher hoffe ich, dass ich gesund bleibe und weiterhin meine Leistung bringen kann. Und dann sehen wir, wo die Reise hingeht.

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