In einem beliebten Hafenstraßen-“Schlager“ kündeten die RWE-Fans einst vollmundig von einschlägigen Erfolgen auf nationalem und internationalem Parkett. 2010 sollte es so weit sein. Wenige Monate vor dem Beginn des Kulturhauptstadt-Jahres ist jener tollkühne und seit jeher wohl auch leicht selbstironische Slogan längst in der Mottenkiste der Vereinshistorie verstaut.
Wie blanke Ironie der Geschichte mag anmuten, dass die Fans nun den endgültigen Niedergang, ja sogar das Ableben ihres Klubs, prognostizieren. Fans neigen nun einmal bisweilen zur Überzeichnung und das ist nicht nur gutes Recht, sondern irgendwo auch Daseinsberechtigung. Fans dürfen, ja müssen, übertreiben. Irgendwo zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt leiden und lieben, hoffen und bangen sie mit ihren Klubs und bilden im besten Fall so etwas wie die Seele eines Vereins. Mit kühler Berechnung hat das alles wenig zu tun. Daher mag man auch schon fast geneigt sein, Verständnis für eine Aktion zu entwickeln, wie sie Unbekannte in der Nacht zum Donnerstag auf dem RWE-Vereinsgelände durchgezogen haben. Nichts weniger als die existenzielle Angst ums nackte Überleben diesseits der Bedeutungslosigkeit trieb sie um.
In höchstem Maße streitbar ist jedoch die Form des Protests. Man mag den Worten des Vorstandsvorsitzenden, der eine „zu kräftige Bildsprache“ anmahnte, kaum etwas hinzufügen. Etwas weniger diplomatisch könnte man aber auch von einer ausgewachsenen Geschmacklosigkeit sprechen. Spätestens T-Shirts mit Spielernamen und Grablichtern „verziert“ haben die Regeln des „Fair Play“ deutlich überschritten. Allein verzichtete man darauf, wie beim „Vorbild“ des Protests in Dresden, Gräber für die Akteure auszuheben.
Ein jeder, der diesem Symbol vorschnell Beifall spendet, sollte sich vor Augen führen, was damit angedeutet werden sollte. Und in dem Moment, wo es um Leben und Tod geht, wird auch die Zukunft eines ganzen Vereins zur Nebensache. Dennoch zeugt der Protest davon, dass der Verein eben nicht tot ist, auch wenn man gespannt sein darf, wie es mit ihm weiter geht: 2010, wir werden es schon seh‘n.