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Tripcke im Interview
"Kleinere Brötchen backen"

DEL: Geschäftsführer Tripcke im Interview
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Am Donnerstag startet die Deutsche Eishockey-Liga in die neue Saison. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke sprach zuvor über die Situation der Eliteklasse.

Am Donnerstag (19.30 Uhr/live bei Sky) startet mit der Partie zwischen den Adlern Mannheim und den Nürnberg Ice Tigers die Deutsche Eishockey Liga (DEL) in die neue Spielzeit. Im Vorfeld sprach DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) über die Situation der Liga, den Dopingfall Busch und die Situation des deutschen Eishockeys vor der Heim-WM 2010.

Herr Tripcke, alle stöhnen über die Wirtschaftskrise. Wie stark ist die DEL betroffen?

Die Krise schlägt natürlich durch. Wir müssen kleinere Brötchen backen. Auslaufende Sponsorenverträge zu ersetzen, war sehr schwer. Aber die Klubs haben auf der Kostenseite reagiert. Das Gehaltsniveau der Spieler ist deutlich runtergegangen. Neuverpflichtungen verdienen zehn bis 20 Prozent weniger als noch vor ein, zwei Jahren.

Schon in der vergangenen Saison gab es in Nürnberg oder Köln große wirtschaftliche Probleme ...

Es war unschön, wie lange es in Nürnberg nach dem Insolvenzantrag gedauert hat. Aber der Klub ist uns nicht verloren gegangen und geht gestärkt aus der Krise hervor. In Köln ist die Fixierung auf einen einzigen Geldgeber weg, es gibt jetzt eine Gruppe von zehn potenten Investoren. Aber diese lokalen Fälle hatten nichts mit der Wirtschaftskrise zu tun.

Können Sie für die neue Saison eine Hängepartie wie in Nürnberg ausschließen?

Wir haben darauf reagiert. Künftig kann kein Klub mehr an den Play-offs teilnehmen, wenn ein Insolvenzantrag läuft. Und nach drei Monate kann der Klub ganz aus der Liga geworfen werden. Das ging bisher nur, wenn das Insolvenzverfahren auch tatsächlich eröffnet wurde.

Auch in der neuen Saison verfolgt Sie der Fall Florian Busch. Er ist vom Internationalen Sportgerichtshof mit einer Zwei-Jahres-Sperre belegt worden, spielt er dennoch in der DEL?

Das Urteil ist derzeit nicht vollstreckbar, deshalb wird er nicht gesperrt, sondern lizenziert. Das ist mit der NADA abgestimmt. Busch hat beim Schweizer Bundesgericht Rechtsbeschwerde eingelegt. Erst wenn in der Schweiz endgültig entschieden ist, will die WADA zum Kammergericht Berlin gehen, um die Sperre in Deutschland vollstrecken zu lassen. Das kann sich noch Monate hinziehen. So lange wird er spielen.

Die DEL lässt in der neuen Saison als erste Profiliga neben der Fußball-Bundesliga Trainingskontrollen durch die NADA durchführen. Ist das eine Reaktion auf den Fall Busch?

Wir dokumentieren damit, dass wir nichts zu verbergen haben, und wir wollen mit einem Fehlimage aufräumen. Denn wir haben kein Dopingproblem im Eishockey. Den letzten Dopingfall gab es in der Saison 1999/2000.

Florian Busch (Foto: firo).

Die neue Saison endet mit der Heim-WM in Köln, Mannheim und Gelsenkirchen. Gibt sie der Liga einen Schub?

Ob die WM über die Eishockey-Grenzen hinausstrahlt, hängt sehr vom sportlichen Erfolg ab. Die Nationalmannschaft muss ums Viertelfinale mitspielen. Aber ob das reicht, um eine Euphorie auszulösen, weiß ich nicht.

Davon war die DEB-Auswahl als Vorletzter bei der WM in der Schweiz weit entfernt ...

Das Abschneiden in Bern hat sicherlich nicht geholfen. Deshalb haben wir dem DEB ja auch unsere Hilfe angeboten.

Wie hat der DEB reagiert?

Gar nicht. Er glaubt, es aussitzen zu können, und sieht offensichtlich überhaupt keinen Handlungsbedarf. Es war ja nur Schusspech in Bern. Zu unserem Konzept gibt es kategorische Ablehnung, ohne jegliche Begründung.

Weil Sie die Nationalmannschaft übernehmen wollen ...

Nein, wir möchten nur, dass der DEB sich mit unserer Hilfe neu aufstellt. Was wir vorgeschlagen haben, orientiert sich an der Fußball-Nationalmannschaft und an anderen Ländern.

Was würden Sie denn vor der Heim-WM anders machen?

Eine wirkliche Image-Kampagne wäre nötig. Es reicht nicht, nur Karten verkaufen zu wollen und die Hardcore-Eishockey-Fans anzusprechen. Das Eröffnungsspiel auf Schalke ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber da müsste mehr kommen. Ich sehe keine Strategie. Man setzt allein auf den Zufall, auf den sportlichen Erfolg.

Der Nationalmannschaft könnte ja zugute kommen, dass der Anteil der deutschen Spieler in der DEL wieder gestiegen ist ...

Die Zahl der Deutschen war schon vorher gut. Aber jetzt dreht sich auch bei den Torhütern immer mehr das Verhältnis. Immer mehr Klubs setzen auf eine deutsche Nummer eins.

Das gilt auch für die Trainer ...

Es ist gut, dass jüngere deutsche Trainer wie Jürgen Rumrich oder Ulrich Liebsch in die Liga kommen. Eigentlich hat uns nach Hans Zach eine ganze Generation gefehlt. 15 bis 20 Jahre lang hat das Eishockey seine größten Namen verloren, sie sind nicht Trainer geworden, sondern in andere Bereiche gewechselt, weil es sich im Eishockey nicht lohnte. Jetzt denken die Klubs um.

Gestiegen ist auch die Zahl der Deutsch-Kanadier ...

Darin sehe ich kein Problem. Im Kunstturnen ist außer Fabian Hambüchen keiner in Deutschland geboren, in der Fußball-Nationalmannschaft von den Stürmern auch niemand. Es bekommen jetzt viele Kanadier einen deutschen Pass, die seit vielen Jahren in Deutschland sind. Aber das haben die Klubs vor 20 Jahren auch nicht anders gemacht. Das große Reservoir ist nun mal Nordamerika und Russland. Es gibt keine Deutschen zweiter Klasse, es gelten die Gesetze der Leistungsgesellschaft.

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