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Dreiband: Wie Thorsten Frings zum Billard kam
Männer in schwarzen Anzügen

Dreiband: Wie Thorsten Frings zum Billard kam
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Das Treffen mit Thorsten Frings war ganz unkompliziert. Ein Anruf genügte, und der vereinbarte Termin klappte sofort. Kein Wunder, handelte es sich doch nicht um den Fußball-Nationalspieler aus Bremen, dessen Vorname ohne h geschrieben wird, sondern um seinen Fast-Namensvettern vom BC Feldmark. Der ist auf dem besten Wege zur Titelverteidigung in der Dreiband-Bundesliga und hat mit der Ansprache Nationalspieler keine Probleme.

Herr Frings, wie oft werden Sie beim Billard auf Ihren Namen angesprochen? Als ich in der Billard-Bundesliga neu war, ist das natürlich häufiger passiert. Das ist immer ein guter Aufhänger, um ins Gespräch zu kommen, so nach dem Motto: 'Sie sind doch der mit dem berühmten Namen'!

Kennen Sie auch dessen Spitzname 'Lutscher'?

Davon habe ich schon mal gehört, aber zum Glück bin ich so noch nichtangesprochen worden. Als Torsten Frings aber 2005 von München nach Bremen gewechselt ist, bekam ich einen Anruf von einem Spediteur, der mir sagte: 'Sie sind die 23!' Ich wusste gar nicht, was der von mir wollte und erwiderte: 'Nein, ich habe die 37' und meinte natürlich meine Durchwahl.

Wie sind Sie zum Billard gekommen, einer Sportart, die zumindest in der von Ihnen ausgeübten Disziplin Dreiband wenig populär ist?

Bei mir war es ein Zufall, normalerweise landet man ja durch die Eltern oder Freunde bei einer bestimmten Sportart. Ohne davon zu wissen, habe ich in Marl 150 Meter von einem Billard-Club entfernt gewohnt. Als ich einmal draußen gespielt habe, sah ich, dass da Menschen mit merkwürdigen Klamotten reingehen. Sie hatten schwarze Hosen und Schuhe sowie ein weißes Hemd an, manche eine Weste oder einen Pullunder. Das wollte ich mir anschauen und bin mitten in ein Meisterschaftsspiel geplatzt. Die Leute haben gesagt: Komm doch die Tage wieder.

Was Sie gerne getan haben?

Ja! Ich habe mir zeigen lassen, wie Billard geht. Es hat beim BSC Marl auch gleich relativ gut geklappt, das ist mittlerweile 16 Jahre her, damals war ich zwölf.

Inzwischen sind Sie die Nummer eins beim amtierenden Deutschen Meister BC Feldmark und Nationalspieler. Worauf kommt es beim Billard an, um so gut zu werden?

Billard ist in erster Linie eine Konzentrationssache. Am Anfang muss man viel trainieren, aber später kommt viel aus dem Unterbewusstsein. Man muss wenig Fehler machen und viel Wissen. Was passiert mit dem Ball, was muss ich tun, damit der dorthin kommt, wo ich ihn haben will? Daher ist der Sport sehr gut mit Golf vergleichbar. Das Ziel ist es eben, den Ball oder die Kugel über eine gewisse Linie oder Bahn laufen zu lassen.

Wenn man national so weit oben angelangt ist, was gibt es da noch für Ziele?

Ein Titel bei der EM oder WM! Bisher war ich jeweils zwei Mal dabei, aber leider habe ich die letzten Europameisterschaften in Barcelona und Malaga verpasst, da ich in den vorherigen Qualifikationsturnieren nicht gut genug abgeschnitten habe. Die Team-WM findet jährlich in Viersen statt, das ist bei mir um die Ecke und vom Standort nicht so attraktiv, auch wenn dort die besten Spieler der Welt, wie zum Beispiel der Schwede Torbjörn Blomdahl, zusammen kommen.

Dreiband, die Königsdisziplin beim Karambol, führt als Randsportart ein absolutes Schattendasein. Snooker ist dagegen sehr populär. Welche sind die Gründe dafür?

Snooker kommt aus England und wird dort seit Jahren sehr gut vermarktet, Pool und Dreiband ist dagegen weitgehend unbekannt. Hierzulande wird der Sport durch ständige Fernsehübertragungen ebenfalls immer populärer. Wir müssen mit unserem Billard-Sport auch so weit kommen, dass wir über vermehrte Medienpräsenz an die Öffentlichkeit kommen.

Snooker-Profis verdienen richtiges Geld, können durch den Billard-Sport ihren Lebensunterhalt bestreiten. Kommt da bei Ihrer Gilde kein Neid auf?

Natürlich ist man ein bisschen neidisch, weil wir sicher nicht weniger leisten. Für uns ist das eine Plus-Minus-Null-Geschichte, die Reisekosten werden vom Verein übernommen und ab und zu wird ein Essen bezahlt. Aber Geld gibt es natürlich keins. Da ich über vier Jahre bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Holzwickede und in Möhnesee bei Soest war, kenne ich sogar das Gefühl, sein Leben nur auf Billard auszurichten. Das ist nicht ganz einfach! Pool ist hingegen als Freizeit-Vergnügen sehr beliebt. Gehen Sie auch ab und zu in die Spielhalle? Ja, ich spiele regelmäßig mit einem Freund, der in der Pool-Billard-Landesliga aktiv ist und sich sehr ärgert, wenn ich mal gewinne. Bis zu einem gewissen Level habe ich Vorteile, aber dadurch, dass ich im Dreiband andere Trainingsschwerpunkte setze, habe ich beim Pool Nachteile gegenüber Leuten auf Top-Niveau.

Das Revier ist eine Dreiband-Hochburg. Wie kommt das?

Ich denke, das hat sich so entwickelt, weil ein guter Verein pro Stadt der Vorreiter für den nächsten ist. In der Dreiband-Bundesliga spielen neben uns die Billardfreunde Horster Eck, der BSV Marl und unser nächster Gegner, die BSG Duisburg. In der 2. Bundesliga, Gruppe A, kommen sechs von zehn Mannschaften aus dem Ruhrgebiet. Früher hat man gesagt: Wenn du Westfalenmeister wirst, kannst du auch Deutscher Meister werden. So ist es auch.

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