Das letzte Spiel des Jahres beim BV Brambauer ging mit 0:4 verloren, die Folge war der "Worst Case", der einstige Aufstiegsfavorit überwintert auf einem Abstiegsplatz. RevierSport sprach mit Klaus Berge darüber, wie der DSC versucht, die Krise aufzuarbeiten - und warum der Trainer immer noch Klaus Berge heißt.
Klaus Berge, nach der Klatsche in Brambauer nahm der Verein folgendermaßen Stellung: "Unsere einzige zeitnahe Aufgabe besteht darin, gemeinsam mit der Sportlichen Leitung, die sportliche Situation zu analysieren und daraus die notwendigen Konsequenzen zu ziehen." Wie weit sind Sie bisher gekommen?
Es hat intern schon mehrere Gespräche gegeben, es werden noch welche folgen. Dann ist es an der Zeit, das Ganze in Worte zu fassen - und auch in Entscheidungen. Aber alle Beteiligten sind natürlich enttäuscht, dass sich die Dinge nicht so entwickelt haben, wie wir es erwartet hatten.
Bei den sehr vielen Unentschieden war verständlich, dass die Verantwortlichen beim DSC mit den Ergebnissen gehadert haben. Aber spätestens nach der 0:4-Niederlage in Brambauer musste sich der Verein ja Schwächen eingestehen, oder?
Für dieses Spiel müssen wir eigentlich schon dankbar sein. Wir waren nicht grottenschlecht, aber Brambauer war richtig gut. Die haben sich nicht wie ein Tabellenletzter präsentiert, sondern waren richtig bissig. Das war imponierend. Die Möglichkeit der Schönfärberei ist seitdem definitiv nicht mehr gegeben. Das sollten wir in der Analyse als unsere Chance sehen.
Immerhin haben Sie dazu noch die Möglichkeit.
Das ist in der Tat sehr angenehm. Normalerweise heißt es in so einer Situation sicherlich: "Berge, weg mit dir!" Denn wir hatten ganz andere Vorstellungen und Wünsche, und anderswo wird der Trainer da ganz bestimmt in Frage gestellt.
In Wanne-Eickel nicht?
Ich habe selbst gesagt, dass man auch mal über den Trainer nachdenken muss. Aber da will der Verein nichts von wissen und deshalb überlegen wir weiterhin gemeinsam, mit welchem Konzept es beim DSC Wanne-Eickel weitergeht. Ein Konzept zu haben ist dabei das eine, man muss das natürlich auch mit Ergebnissen untermauern. Zur Zeit ist es schwer, Argumente zu finden, aus denen sich langfristige Ziele ableiten lassen. Das habe ich dem Vorstand auch gesagt. Das alles muss man kritisch hinterfragen, wobei das in sehr angenehmer Atmosphäre geschieht. In einer für den Trainer schon überraschend angenehmen Art. In den Gesprächen mit dem Funktionsteam gab es auch Lob für das Training oder die Vorbereitung - und das Fazit, dass es eher an den Spielern liegt. Aber das ändert ja nichts an meiner Verantwortung.
Gab es denn bei Ihnen auch mal Rücktritts-Gedanken?
Für mich ist nicht interessant, was in irgendwelchen Internetforen geschrieben wird. Der Vorstand ist der maßgebliche Faktor. Ich bin doch selbst enttäuscht, dass ich das Vertrauen, das mir vom Vorstand entgegengebracht wird, nicht habe zurückzahlen können! Dann hinterfrage ich mich natürlich erstmal selber - und nicht irgendwelche Stürmer, die zu wenig Tore geschossen haben. Das ist nur ein Aspekt. Noch ist es aber nicht so weit, dass Konsequenzen verkündet werden können. Es ist auch nicht soweit, dass ich sage: ich habe keinen Bock mehr oder der Vorstand sagt, dass er keinen Bock mehr hat, oder Namen von neuen Spielern genannt werden. Da dringt nichts nach draußen.
Auch ohne Namen zu erfahren: wird es Bewegung im Kader geben?
Klaus Berge bleibt zuversichtlich (RS-Foto: Neumann).
Rauswerfen werden wir sicherlich keinen, es gibt aber bestimmt Spieler, die von sich aus sagen, dass sie einen anderen Weg gehen wollen. Dass es in der bisherigen Konstellation nicht so richtig passt, muss man sich sicher eingestehen, aber einfach zu sagen: Vorstand, ich will acht neue Spieler haben - das bringt es nicht. Wichtig ist auch, dass wir bestimmte Dinge mal ganz offen angesprochen haben. 80 Zuschauer, drei Fans und die fehlende Qualität in der Jugendabteilung - das sind strukturelle Schwierigkeiten, die auch bedacht werden müssen.
Nach dem "Liebesentzug" durch bestimmte Fans hatten Sie gehofft, dass das auch eine Trotzreaktion hervorrufen und die Mannschaft enger zusammenschweißen könnte. Das hat aber offensichtlich nicht geklappt.
Es ist eher das Gegenteil passiert. Diese wenig positive Atmosphäre hat unsere Probleme noch verschärft. Obwohl ich mich dahinter nicht verstecken will, deshalb haben wir nicht 0:4 in Brambauer verloren. Das mag an den Spielern liegen, aber die habe ich ja ausgesucht. Das ist meine Mannschaft, ich hab keinen Haufen von irgendjemandem übernommen. Wir sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben und haben zu wenige Tore geschossen. Darüber müssen wir weiter diskutieren.