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S04: Kein Kinderhandel
Solidarpakt der Vereine gilt nicht mehr

S04: Gegen Kinderhandel
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England sucht den Superstar - und die Top-Vereine wie Chelsea kennen keine Verwandten. Auf Schalke regiert beim weltweiten Kinderhandel die Vernunft.

Auf der Suche nach dem Supertalent im globalisierten Fußball haben die großen Vereine vor allem aus der Premier League genannten Weltliga anscheinend jegliche Moral verloren und ködern schon kleine Milchbärte mit Barem auf die Insel.

Die "Blues" wurden inzwischen von der FIFA mit einer Transfersperre belegt, weil sie den 17-jährigen Gael Kakuta vom RC Lens zum Vertragsbruch angestiftet und zuvor den elfjährigen (!) Jeremy Boga vom ASPTT Marseille nach London gelockt hatten.

Vergleichbare Verhältnisse gibt es in Deutschland nicht, doch nun haben einige Klubs den seit neun Jahren währenden Solidarpakt unter den 36 Bundesligisten in der ersten und zweiten deutschen Spielklasse verlassen. Das nicht schriftlich fixierte Abkommen beinhaltete unter anderem, dass man nicht in der Nachbarschaft wildere, also zum Beispiel Borussia Dortmund keinen jungen Kicker vom VfL Bochum abwerben durfte.

Diese Zeiten sind vorbei. Bayern München, der BVB, der Hamburger SV und Werder Bremen mögen sich nicht mehr an diese Vereinbarung halten - schlechtes Vorbild sind die oben erwähnten Briten.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc (Foto: firo).

Während BVB-Sportdirektor Michael Zorc Transfers von Spielern unter 18 Jahren am liebsten grundsätzlich verbieten und somit zurück unters Dach der guten, alten Solidargemeinschaft zurückkehren möchte, spricht Schalkes Uwe Scherr offen von einem schändlichen Kinderhandel. "Leider ist es so, dass sich auch schon in der Vergangenheit einige Vereine nicht an den Pakt gehalten und Spieler abgeworben haben", hebt der Sportliche Leiter der S04-Nachwuchsabteilung an. "Es kann aber nicht sein, dass ein viel versprechendes Talent hier seine Ausbildung genießt und noch in der Jugend zu einem anderen Klub wechselt, nur weil er dort mehr Geld erhält."

Schalke will im Kampf um die besten Talente nicht den Kürzeren ziehen, auch wenn die Vereinskasse momentan leer ist. Um die vielversprechendsten Youngster an sich zu binden, bieten die Königsblauen Jungs wie U17-Spieler Noah Korczowski, gleichzeitig Kapitän der deutschen U16-Nationalelf, über drei Jahre laufende Förderverträge.

Diese sind mit einem normalen Ausbildungsplatz in der freien Wirtschaft zu vergleichen und werden dementsprechend vergütet. "Schalke baut auf die Jugend. Gerade unter Chef-Coach Felix Magath zeigt es sich, dass es sich lohnt sich hier durchzubeißen, denn oben kommt die Chance manchmal schneller als man denkt", fallen Scherr sofort die Namen der A- beziehungsweise U21- Nationalspieler Christian Pander, Manuel Neuer und Benedikt Höwedes ein, um erfolgreiche Ausbildung auf Schalke zu dokumentieren.

Die drei sind nicht nur sportliche Vorbilder für die nächste Generation der "jungen Wilden" in Gelsenkirchen, sondern stehen auch für die ganzheitliche Nachwuchsarbeit der Königsblauen. "Neben der optimalen fußballerischen Schulung achten wir darauf, dass sich die Jugendlichen auch charakterlich weiter entwickeln. Da sind viele gute Jungs dabei, aber ich habe auch schon ganz andere Fälle erlebt", berichtet Scherr. So habe noch neulich ein 13-Jähriger nicht in Begleitung eines Erziehungsberechtigten bei ihm angeklopft, sondern hatte schon seinen eigenen Berater im Schlepptau.

In Absprache mit dem Verband der europäischen Profi-Ligen (EPFL) sowie den größten Verbänden sollen künftig grenzüberschreitende Transfer-Bedingungen klar festgeschrieben werden. Die FIFA überwacht bereits Transfers von Minderjährigen, die UEFA will in Europa internationale Wechsel von Spielern unter 18 verbieten. Das ist allerdings nach EU-Recht kaum möglich, denn die Regel würde der Freizügigkeit bei der Wahl des Arbeitsplatzes widersprechen. So ist zu befürchten, dass der hemmungslose Kinderhandel à la Chelsea ungestraft weitergehen wird.

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