In den letzten Wochen kam bei Rot-Weiss Essen viel Unmut auf. Trainerhoffnung Argirios Giannikis hat im Januar nach gutem Start seinen Abgang zum Saisonende verkündet. Dies rief bei vielen Fans Unmut hervor. Nicht wenige forderten seinen sofortigen Rauswurf, einige wenige übertrieben es sogar vollkommen und suchten den künftigen Trainer des Drittligisten VfR Aalen auch privat auf.
Nach dem misslungenen Restrunden-Start mit nur einem Punkt aus drei Partien hatten die Fans genug gesehen: Es folgte ein Stimmungsboykott. Wo sonst Anfeuerungsrufe herkamen, durchdrangen nur noch Privatgespräche die Stille auf der Tribüne. Zudem riefen die Fans den Verein auf Bannern jedes Spiel aufs Neue dazu auf, Lösungen zu finden. Eine Lösung ist gefunden. Karsten Neitzel ist ab sofort neuer Trainer bei Rot-Weiss Essen.
Zwar haben die Fans lange auf den neuen Chef an der Seitenlinie warten müssen, doch Neitzel und RWE - das könnte passen. Der gebürtige Dresdner, der lange als Co-Trainer von Volker Finke beim SC Freiburg und bei den Urawa Red Diamonds in Japan arbeitete, gilt als emotionaler Vertreter, der sich für niemanden verbiegt. Davon konnten sich die Fans nicht nur bei den ersten Einheiten einen Eindruck verschaffen, sondern auch in einem YouTube-Video, in dem er mit dem ehemaligen Osnabrück-Trainer Joe Enochs aneinander geraten war. Ironischerweise mit dem Fußballlehrer, der als erstes mit Rot-Weiss Essen in Verbindung gebracht wurde. Damals war Neitzel, für den das Ruhrgebiet seit seiner Zeit beim VfL Bochum sein Zuhause ist, jedoch noch in Elversberg unter Vertrag.
Neitzel hat eine faire Chance verdient
Auch wenn die Geduld der Anhänger des Deutschen Meisters von 1955 in den letzten sieben wenig erfolgreichen Jahren Regionalliga überstrapaziert wurde: Neitzel hat eine Chance verdient. Schließlich sprechen nicht wenige Kieler auch davon, dass der Aufstieg in die 2. Bundesliga und der sich anbahnende Durchmarsch in die Bundesliga von ihm eingeleitet wurde. Zu einer fairen Chancen gehört auch, dass der Stimmungsboykott mit der Partie in Wuppertal beendet wird.
Neitzel steht für ein neues RWE. Das sagte auch der Vorsitzende Marcus Uhlig: "Keine Angst, Mut, mehr in Chancen und weniger in Risiken denken." Das sollten sich die Fans für den Neuaufbau unter Neitzel vornehmen und wieder für Stimmung auf den Rängen sorgen.