Ganz gleich, wen man dieser Tage rund um die Hafenstraße anspricht, das rot-weisse Personal antwortet stets mit demselben entrückten Lächeln. Dafür ist sicherlich das neue Heim der Essener verantwortlich. Mehr und mehr beseelt die Essener aber die Vorfreude auf Montagabend. Es ist Zahltag. Mindestens 90 Minuten sind der Lohn für den beschwerlichen Weg zur Verteidigung des Diebels-Niederheinpokals.
Gleichsam kann der Regionalligist die Herkules-Aufgabe gegen den Zweitligisten Union Berlin restlos tiefenentspannt angehen. Das Team von Ex-RWE-Trainer Uwe Neuhaus ist in der Bringschuld. Nach dem Ausscheiden an fast gleicher Stelle im Vorjahr umso mehr.
Die Zeit ist sogar überreif: Bei den letzten fünf Versuchen schied Union Berlin fünfmal gleich in Runde eins des Pokalwettbewerbs aus. Zu bewerten, für wen das Gesetz dieser blamablen Serie nun spricht, das überlässt Waldemar Wrobel anderen. Sie wollen eben alles auf sich zukommen lassen, denn letztlich bildet sich der 42-Jährige nicht ein, dass seine Mannschaft die Geschehnisse im Wesentlichen beeinflussen könne. „Es hängt vor allem davon ab, was Union anbietet. Wenn sie abrufen, zu was ein Zweitligist in der Lage ist, dann wird es schwer für uns.“
Einige entscheidende Faktoren wähnt Wrobel bei der Wiederauflage des Vorjahres aber nicht auf seiner Seite. Dass die „Eisernen“ RWE erneut auf die leichte Schulter nehmen, hält der 42-Jährige für ausgeschlossen. Auch mit dem baufälligen Ambiente des Georg-Melches-Stadions könne RWE das Profiteam in diesem Jahr zwangsläufig nicht mehr schocken. „Das Überraschungsmoment RWE hat sich abgegolten“, glaubt Wrobel. Gleichzeitig hat sich auch die Essener Mannschaft verändert. Durchaus nicht zu ihrem Nachteil. Das lässt nicht nur die Papierform erahnen, davon zeugen auch zwei Siege zum Saisonstart. „Wir sind weniger berechenbar und in der Breite ist die Mannschaft auch besser“, findet der Essener Trainer. Dies sei jedoch vor allem für die weitere Saison von Bedeutung. Sportlich kann der Regionalligist dem zwei Klassen höher spielenden Personal nunmal nicht das Wasser reichen.
„Daher ist dieses Spiel für uns ein Bonbon, ein Präsent.“ Zudem hoffen die Essener natürlich auf die Kulisse. Nachdem der Anhang sich beim Pokalspiel am Mittwoch eingesungen und erstmals den „Schreck vom Niederrhein“ angestimmt hat, munkeln viele bereits, dass das neue Stadion noch stimmungsvoller, zumindest aber noch lauter als das „GMS“ sein könne. Näheres lässt sich dazu wohl spätestens am Montag um 18.30 sagen. In jedem Fall werde die Kulisse „imposant“, so Wrobel. Darüber hinaus ist alles möglich. „Die können uns den Arsch vollhauen, es kann aber auch anders herum laufen.“ Entscheidend ist eben, wer zuletzt lacht.