Zwar konnte mit dem Weiterkommen im Kreispokal die sportliche Krise zumindest etwas gebremst werden, Günther Oberholz, 1. Vorsitzender des FCK, macht im Interview mit RS online dennoch deutlich, dass man von der bisherigen Zielvorgabe abgerückt ist.
Herr Oberholz, am Montag gab es mit dem 4:0 im Pokal bei Blau-Gelb Überruhr zwischen all den Negativschlagzeilen um den FC Kray zuletzt ein kleines Erfolgserlebnis. Wie schätzen Sie diesen Sieg ein?
Nicht sehr hoch. Das war natürlich ein erwarteter Sieg gegen einen Kreisligisten. Das war vor allem für das Selbstvertrauen wichtig. Viel bedeutender waren die intern geführten Gespräche. Ich denke, dass die Mannschaft enger zusammen gerückt ist.
Wie erklären Sie sich den schlechten Saisonstart, der am vergangenen Wochenende beim 0:5 in Schonnebeck den vorläufigen Tiefpunkt fand?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen, weil wir noch keine gewachsene Mannschaft sind und sehr gute Einzelspieler haben, aber Sachen wie Teamgeist und Zusammenhalt noch verbessern müssen. Da werden wir hart dran arbeiten. Unabhängig davon haben wir unser sehr hoch gestecktes Ziel, sich als klarer Aufstiegsfavorit zu benennen und die Aussage ‚Wir können uns nur selbst schlagen’ revidiert, so dass wir nun einen einstelligen Tabellenplatz zum Saisonende anstreben.
Hat man sich bei der Formulierung des Saisonziels ‚Aufstieg’ vor der Saison vielleicht keinen großen Gefallen getan?
Ich denke, im Nachhinein betrachtet ist es sicherlich so. Wenn wir jetzt oben mitspielen würden, hätten doch alle gesagt: ‚Schau mal, die haben ein tolles Selbstvertrauen gehabt’. Wir haben deutlich formuliert, was andere im Verborgenen machen. Es haben sich ja auch noch fünf, sechs weitere Mannschaften als Favoriten gemeldet. Ich denke, dass man nun erst mal abwarten sollte, wie so eine Saison mit vielen neuen Leuten abläuft, um auch den Druck von den Spielern zu nehmen. Aber das Thema ‚Aufstieg’ ist nun ad acta gelegt. Die Mannschaft soll jetzt nach und nach enger zusammenwachsen und dann wollen wir mal schauen, zu welchem Ergebnis wir bis zur Winterpause kommen.
Kray-Boss Günther Oberholz.
Trainer Andreas Egler stand nicht zuletzt bei den Fans stark in der Kritik. Von der Vereinsspitze wurde ihm weiterhin das Vertrauen ausgesprochen. Nur eine vorläufige Galgenfrist?
Das sehe ich nicht so. Wir sind beim FC Kray so besonnen, dass wir weder in der letzten noch in dieser Saison einen Schnellschuss gestartet haben. Wir setzen auf Kontinuität und Gelassenheit. Natürlich fällt es schwer, insbesondere nach dem letzten Spieltag, das alles mit Lockerheit zu betrachten. Aber für Schnellschüsse sind wir nicht bekannt.
Die nächsten Partien bestreitet der FC Kray gegen Wermelskirchen, Sudberg und Schönebeck. Was macht Ihnen Hoffnung, dass diese Partien besser verlaufen als zuletzt in der Liga?
Wir arbeiten weiter im Bereich der mannschaftlichen Geschlossenheit. Natürlich hängt vieles davon ab, wie wir jetzt gegen Wermelskirchen aussehen werden. Wenn wir da den Hebel umlegen können, dann wird das auch zu mehr Selbstvertrauen führen. Das wäre schon ein guter Ansatz. Auf jeden Fall werden wir Sonntag eine andere Mannschaft des FC Kray sehen als letzte Woche in Schonnebeck. Das würden uns auch unsere Zuschauer sehr übel nehmen, wenn wir uns in ähnlicher Weise präsentieren würden.
Anfang der Woche gab es die Meldung, dass im Zuge des Konkurrenzkampfes innerhalb der Mannschaft der Kader ausgedünnt werden solle. Für wen wird dies Konsequenzen haben?
Nein, es wird im Moment keine personellen Konsequenzen geben. Es geht wie immer um das Leistungsprinzip. Sicherlich wird der ein oder andere, aufgrund der Größe des Kaders, auch mal in der zweiten Mannschaft spielen. Es sind ja auch Voraussetzungen geschaffen worden, dass wir mit der zweiten Mannschaft eine gute Truppe zusammen stellen können – das ist uns auch gelungen. Wenn der Konkurrenzkampf da ist und wir wenig verletzte oder gesperrte Kicker haben und wir einen tollen Kader zur Verfügung haben, dann wird manch einer eben auch mal in der Reserve auflaufen.
Das große, langfristige Vorhaben lautet nach wie vor, die dritte Kraft in Essen zu werden. Bis wann kann dieses Ziel Ihrer Meinung nach erreicht werden?
Dazu kann ich zur heutigen Stunde keine Auskunft geben. Es haben momentan andere Dinge Priorität. Dieser Begriff ‚Dritte Kraft’ ist entstanden, als wir in die Verbandsliga aufgestiegen sind und jahrelang kein anderer Verein in der Verbandsliga gespielt hat. Da können Sie die Schonnebecker genauso fragen – es ist immer eine tolle Sache in dieser Liga zu spielen, weil dort schon ein Unterschied herrscht zum Landesliga-Bereich. Wir von unserer Seite aus sollten jetzt erst mal etwas zurück stecken und uns darauf besinnen, dass wir bei uns Kontinuität rein bekommen. Andere Ziele wie ‚Aufstieg’ oder ‚Dritte Kraft’ werden jetzt erst einmal ausgeblendet.