Jan Kocian ist der neue starke Mann an der Linie des Klubs. Mit Freundin Milica ist er seit Montag in Nanjing. Nach dem Besuch des Trainingsgeländes lernte Kocian das Vereinsmanagement kennen. „Das hat alles einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen“, war der frühere Trainer der Sportfreunde Siegen sichtlich angetan.
Und ließ den Worten schnelle Taten folgen. Gleich am Abend unterzeichnete er einen Zweijahresvertrag. Heute gab es dann die offizielle Pressekonferenz in der der Slowake die Journalisten auch gleich auf Chinesisch begrüßte: „Ni hao! Wo shi ke qi an!“ (deutsch: Guten Tag. Ich bin Jan Kocian.)
„Die wichtigste Hürde war schnell genommen“
„Als die Anfrage vom deutsch-chinesischen Fußballnetzwerk goal2china über den früheren Bundesligaprofi Chen Yang kam, habe ich kurz mit meiner Freundin gesprochen. Sie kennt das Land bereits durch eine dreiwöchige Reise. Da fiel mir das Überreden nicht schwer. Die wichtigste Hürde war also schnell genommen“, zwinkerte der Ex-Profi.
Seine rechte Hand wird eben besagter Chen Yang. Der 36-jährige Chinese war in der 1. Bundesliga von 1999 bis 2002 als erster Chinese im deutschen Profifußball bei Eintracht Frankfurt aktiv. In der Saison 2002/03 wechselte er ans Millerntor zum FC St. Pauli. Und somit verpasste er seinen heutigen Trainerkollegen nur um wenige Tage, denn Kocian war in der Folgezeit Assistent von Willi Reimann.
Gemeinsame Planung – danach Heimaturlaub
Für Kocian war es wichtig, mit Yang zusammen zu arbeiten. „Mit Chen habe ich einen deutsch sprechenden Co-Trainer an meiner Seite, der die Kommunikation gewährleisten wird.“ Gemeinsam geht es jetzt in die Planung der kommenden Spielzeit, die am 2. April beginnt. Bevor Kocian sich allerdings voll auf seine sportliche Aufgabe konzentrieren kann, steht die Wohnungssuche an.
Besonderen Wert legt der ehemalige slowakische Nationaltrainer im Fußball auf deutsche Tugenden. Darum legte er als Fussballsprache beim Training „Deutsch“ fest. Allerdings nicht ohne Eigennutzen des Trainerteams. Yang kann zwar chinesische Dinge übersetzen, spricht aber wenig Englisch. Seit seiner aktiven Zeit in Deutschland und nach dem Erwerb der A-Lizenz Anfang des Jahres in Leipzig kann er sich mit seinen Deutsch-Kenntnissen jedoch sehen lassen.
In der ersten Saison will Kocian das Team kennen lernen und in der Tabelle stabilisieren. Langfristig ist ein Platz unter den ersten vier Teams einkalkuliert, der zur Teilnahme an der asiatischen Champions League berechtigt.
Am Montag wird Kocian wieder nach Europa zurückfliegen. Vorher wird sich der 52-Jährige noch die Spieler seines neuen Arbeitgebers genauer ansehen. Ein Ausflug nach Shanghai ist ebenfalls noch geplant, bevor es dann wieder über die Feiertage in die Heimat geht.