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Schwarzer Tag für deutsches Duo

Real Madrid: Maulkorb für Spieler, Özil der Sündenbock
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Nach seiner schwachen Leistung und einer frühen Auswechslung musste der Mesut Özil in Diensten von Real Madrid als Sündenbock für das 0:5 in Barcelona herhalte

Vorgeführt, ausgewechselt, verspottet: Mesut Özil war der Sündenbock. Nach der "Lachnummer des Jahrhunderts" beim FC Barcelona stand der bislang hochgelobte deutsche Nationalspieler bei Real Madrid im Kreuzfeuer der Kritik. Sein erster Clasico war ein Desaster. "Er hat in den 45 Minuten nichts beigetragen. Özil war im Kampf verschwunden", lästerte die Sportzeitung Marca am Tag nach dem denkwürdigen 0:5 im Camp Nou.

Startrainer Jose Mourinho hatte sein Urteil bereits zur Halbzeit gefällt. Die Auswechslung des hilflosen Özil, seine einzige personelle Maßnahme in der Pause, erklärte der sonst so exzentrische Portugiese mit versteinerter Miene. "Ich war darauf bedacht, dass mein Team seine Würde behält. Das Spiel war schon verloren", sagte Mourinho und ließ offen, ob die Aussage auch explizit auf Özil gemünzt war.

Mourinho verdonnert Maulkorb

Der Jungstar selbst durfte nichts sagen. Mourinho verpasste dem gesamten Team einen Maulkorb. Das, so versicherten langjährige Begleiter, hatte es bei den Königlichen noch nie gegeben. Doch an diesem Abend, an dem die "Weltstars gefressen wurden" (El Mundo Deportivo), hatte Real weit mehr verloren als nur das erste Saisonspiel. Viel mehr. Die Tabellenführung, die Ehre, den Nimbus der Unbesiegbarkeit unter Mourinho und nach unzähligen Frustfouls und Provokationen auch viele Sympathien.

Zu allem Überfluss wurde Mourinho am Dienstag von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) wegen der Vorkommnisse im Champions-League-Spiel in Amsterdam für zwei internationale Spiele, wobei das zweite Match zu einer dreijährigen Bewährung ausgesetzt wurde, gesperrt. Darüber hinaus verhängte die UEFA saftige Geldstrafen gegen Real (120.000 Euro), Mourinho (40.000 Euro) und die beteiligten Spieler.

Grund für die Bestrafung waren die Gelb-Roten Karten in der Schlussphase des Champions-League-Spiels der "Königlichen" bei Ajax Amsterdam, die Xabi Alonso und Sergio Ramos in den letzten Minuten beim 4:0-Sieg mit Spielverzögerungen provoziert hatten. Mourinho soll die Anweisung dazu angeblich über Ersatztorwart Dudek und Stammkeeper Casillas weitergegeben haben, damit seine beiden Schützlinge im unbedeutenden letzten Gruppenspiel gegen AJ Auxerre und nicht im Achtelfinale gesperrt sind.

"Viel zu viel Barca für so wenig Madrid"

Özil und sein Nationalmannschafts-Kollege Sami Khedira mussten durch das Redeverbot in einer ihrer bittersten Stunden immerhin nicht nach Worten ringen. In ihrem so sehnsüchtig erwarteten ersten Clasico waren sie mit der Mannschaft gegen den "granatblauen Orgasmus" (El Mundo Deportivo) völlig chancenlos. "Eine denkwürdige Sinfonie - viel zu viel Barca für so wenig Madrid", schrieb Marca.

Özil sah auf der zentralen Position einer offensiven Dreierreihe kein Land, seine Auswechslung war folgerichtig. Khedira musste Xavi, Andres Iniesta und Lionel Messi im defensiven Mittelfeld 90 Minuten lang wehrlos hinterherrennen. "Khedira konnte seine physische Kraft nicht durchsetzen" war in der Bewertung der spanischen Zeitungen noch das Positivste.

"Nach so einem Spiel muss ich schon kräftig schlucken", sagte Madrids Trainer, der in der zweiten Halbzeit von den Barca-Fans minutenlang mit "Hau ab, Mourinho"-Sprechchören verhöhnt wurde: "Dieses Spiel hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, denn wir hatten nie eine Chance zu gewinnen. Wir waren einfach nur schlecht und sind bestraft worden."

"Hau ab, Mourinho"

Nach einer tollen Startserie sind die Galaktischen unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Mourinho empfand die Leistung offenbar als persönliche Beleidigung und stellte nach der ersten Niederlage im 20. Pflichtspiel die Qualitätsfrage. "Barcelona ist eben eine gewachsene Mannschaft, Real ist es noch nicht und wird auch noch lange brauchen, um es zu sein", sagte er und nahm seine Profis, die allenfalls bei Rangeleien vollen Einsatz gezeigt hatten, in die Pflicht: "Ich hoffe, das gibt keinen psychologischen Knacks", sagte er: "Wir dürfen jetzt nicht weinen. Wir müssen Charakter zeigen."

Für die Barca-Spieler war der höchste Clasico-Sieg seit 17 Jahren eine Genugtuung. "Das war keine Antwort auf die Provokationen Mourinhos und des weißen Klubs", sagte Iniesta lächelnd: "Das war einfach ein sensationelles Spiel, von dem man hier noch lange reden wird."

Dies glaubt auch Trainer Josep Guardiola, der am 111. Klub-Geburtstag auch seinen fünften Clasico als Trainer gewann. "Wir werden diesen 29. November immer als den Tag in Erinnerung behalten, an dem wir Real 5:0 geschlagen haben", sagte er nach dem fünften Sieg mit fünf Toren Vorsprung im 167. Duell - einen höheren Erfolg feierte Barca nie.

Seit der 0:2-Niederlage am 2. Spieltag gegen Hercules Alicante war Barca den Madrilenen hinterhergehechelt. Die Gala durch Tore von Xavi (10.), Pedro (18.), zweimal David Villa (55./58.) und Jeffrey (90.+1) rückte die Verhältnisse wieder zurecht. "So ein Spiel hätten wir selbst in unseren kühnsten Träumen nicht erwartet", sagte Abwehrspieler Dani Alves.

Özil und Khedira wohl nicht in ihren schlimmsten.

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