SG Schönebeck: Club schafft Nische und hofft auf verbesserte Infrastruktur

Wißing: „Kompakter geworden“

„Beide Mannschaften müssen sich neu beweisen und wollen gut aus dem Quark kommen“, sieht der SGS-Manager ein Duell „auf Augenhöhe“. Am Ende der vergangenen Spielzeit trennte die Essenerinnen von den „Wölfinnen“ gerade einmal ein Pünktchen. Zum Auftakt geht es zunächst aber um einen ordentlichen Start, in den kommenden zwei Partien warten mit Bayern München und dem FCR Duisburg gleich zwei echte Hausnummern. „Wir müssen ja schon fast gewinnen, denn nach dem heutigen Match warten zwei Hammerpartien auf uns.“

Beide Teams hat der Sportliche Leiter auch auf dem Zettel, wenn es um die Vergabe des Meistertitels geht. „Frankfurt, Duisburg und Bayern sind für mich die Top drei. Hinter Turbine Potsdam steht immer ein kleines Fragezeichen“, zählt Wißing seine Favoriten auf und schiebt die Zielvorgabe für die SGS gleich hinterher: „Wir wollen uns in jedem Jahr verbessern. In der vergangenen Spielzeit haben wir 33 Zähler geholt, diesmal sollen es mindestens 34 werden. Unter die ersten vier Mannschaften zu kommen, wäre schon eine Top-Angelegenheit.“

Dass jeder Bundesligist immer für eine Überraschung gut ist, haben die Essenerinnen selbst demonstriert, als sie gegen die „Großen“ dreifach punkteten. „Das kommt auch immer auf die Tagesform an“, weiß Wißing, der vor allem die Ausgeglichenheit im Kader als größte Stärke ansieht. „Die Neuzugänge sind allesamt ernsthafte Alternativen, wir sind kompakter als in der letzten Spielzeit.“ Dennoch verschweigt der Manager nicht, dass der Weggang von Linda Bresonik (FCR Duisburg) ein großes Loch gerissen hat. „Uns fehlt eine A-Nationalspielerin, dafür haben wir aber nicht mehr so ein starkes Gefälle innerhalb des Teams. Spielerinnen wie Deniz Özer sind heiß auf die Bundesliga.“

Wenn Wißing die Liga betrachtet, sieht er vor allem die Verjüngung, die bei fast allen Mannschaften auszumachen ist. „Alle jungen Talente haben seit 2003 die DFB-Schule genossen und eine ganz andere Ausbildung erfahren als die heute 30-Jährigen. Man kann ja fast von einer U23-Bundesliga reden, so viele junge Hüpfer rücken nach.“

Gerade mit Blick auf die WM 2011 im eigenen Land unternehmen DFB und die Vereine gleichermaßen enorme Anstrengungen, um den Frauen- und Mädchenfußball in den Vordergrund zu rücken. „Wir bewegen uns momentan in einer Nische“, weiß Wißing, der nicht von einer Kooperation mit einem Bundesligisten profitieren kann. „Wir haben die Möglichkeiten nicht. RWE ist Viertligist und hat selbst genug Probleme.“ Dennoch setzt Wißing auf die Zukunft und Verbesserungen der Essener Infrastruktur: „Da wird sich in Sachen Stadion und Trainingsgelände was tun, davon wollen wir dann auch etwas haben. Aber bis es soweit ist, müssen wir die Zeit noch überbrücken.“

Um wertvolle Synergieeffekte zu nutzen, steht Wißing regelmäßig mit der Stadt und RWE in Kontakt. „Im Moment erleben wir gerade das Vorgeplänkel, bis 2011 wird es eine Explosion im Frauenfußball geben. Das ist natürlich sehr positiv, da durch die geschaffenen Strukturen auch für nachhaltige Ergebnisse gesorgt wird. Die Qualität wird weiter steigen.“ Für die SGS heißt das, die Entwicklung nicht an sich vorbeiziehen zu lassen.

Das weiß auch Wißing: „Professionalisierung ist gut, aber der Frauenfußball darf kein Anhängsel der Männer werden.“ Die Schönebecker wollen sich ihre eigene Nische schaffen und Wißing stellt klar: „Wir sind jetzt fünf Jahre in der Bundesliga und werden auch noch weitere überstehen.“