Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat die nervige „MVT“-Frage endlich geklärt und den Vertrag mit Martina Voss-Tecklenburg aufgelöst. Die Trennung sei das Ergebnis eines gemeinsamen Treffens am Freitag, teilte der DFB mit. Nach der wochenlangen Hängepartie und der verspäteten Analyse des WM-Debakels muss die zuletzt pausierende Bundestrainerin somit wie erwartet gehen.
„Nach eingehender Analyse des enttäuschenden Abschneidens bei der letzten Weltmeisterschaft bestand Einvernehmen, dass das Team einen personellen Neuanfang in der sportlichen Führung benötigt“, hieß es in einer Mitteilung des DFB. Die Gesellschafterversammlung und der Aufsichtsrat der DFB GmbH & Co KG hätten dem Schritt am Samstag in einer Sitzung zugestimmt.
DFB-Präsident Bernd Neuendorf dankte Voss-Tecklenburg daraufhin „im Namen des DFB und auch ganz persönlich für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren.“ In dieser Zeit seien „im Bereich des Frauenfußballs wichtige Impulse gesetzt“ worden, sagte er.
Die Vize-Europameisterinnen werden in der Olympia-Qualifikation bereits interimsweise von Horst Hrubesch betreut. Trotz der beiden Siege zuletzt unter der Regie Hrubeschs ist das Ticket für Paris 2024 in großer Gefahr. Wer das Team danach übernehmen soll, ist noch offen - genau wie der neue DFB-Posten als Sportdirektor oder Sportdirektorin Frauenfußball.
Unter der Leitung von Voss-Tecklenburg war der zweimalige Weltmeister bei der WM in Australien Anfang August erstmals in der Gruppenphase gescheitert. Zunächst sprach DFB-Boss Neuendorf der 55-Jährigen öffentlich das Vertrauen aus. Danach aber zeichnete sich ab, dass der DFB wie bei Hansi Flick die Reißleine ziehen muss.
Während der Analyse des historischen Scheiterns erkrankte „MVT“, anschließend genehmigte ihr der Verband einen Erholungsurlaub. In diesem sorgte Voss-Tecklenburg mit Vorträgen auf Tagungen und einem Statement auf ihrem Instagram-Kanal für Irritationen. Die Kommunikation mit ihrem Arbeitgeber verlief da schon über Anwälte.
Auch die Spielerinnen waren nach Dissonanzen rund um die WM längst auf Distanz zur Bundestrainerin gegangen, die 2023 in acht Länderspielen nur gegen die Niederlande (1:0), Vietnam (2:1) und Marokko (6:0) Erfolgserlebnisse verbuchte.
Die 125-malige Nationalspielerin hatte den Posten Ende 2018 als erklärte DFB-Wunschkandidatin übernommen. Bei der WM 2019 folgte wenige Monate später das Aus im Viertelfinale, 2022 aber gelang der Einzug ins EM-Finale gegen England (1:2 n.V.). Ihre Bilanz: In 57 Länderspielen stehen 41 Siege, fünf Unentschieden und elf Niederlagen zu Buche.
„Der Finaleinzug der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2022 in England hat dem Frauen- und Mädchenfußball einen enormen Schub verliehen. Dieser Erfolg ist und bleibt mit Martina Voss-Tecklenburg verbunden. Wir wünschen Martina Voss-Tecklenburg persönlich und sportlich alles erdenklich Gute“, sagte Neuendorf.
Voss-Tecklenburgs Vertrag war im Frühjahr bis zur EM 2025 verlängert worden. Damals hatte Neuendorf die gebürtige Duisburgerin noch euphorisch „als großartige Botschafterin des Frauenfußballs“ gefeiert. Nun endete die Zusammenarbeit vorzeitig.