Ein Experte mußtmaßt aber, dass die Geldgeber das Zukunftspotenzial der Kickerinnen unterschätzen. Erstmals in der Geschichte der DFB-Frauen waren eigens Marketingtage durchgeführt worden, um die vermeintlichen WM-Heldinnen ins rechte Licht zu rücken. "Trotzdem wir das Zukunftspotenzial der Fußballerinnen bei den Sponsoren unterschätzt", sagte Eberhard Feess. In diesem Zusammenhang wagte der Professor der School of Finance & Management bei der Global Business Week in Frankfurt folgende Prognose: "In 15 bis 20 Jahren werden 60 bis 70 Prozent der Zuschauer beim Frauenfußball diejenigen sein, die auch zum Männerfußball gehen."
Diesmal allerdings wollen die Geldgeber den einmaligen Familien-Charakter der Frauen-WM nutzen. "Sponsoren sehen das Turnier als nationales Event, um Gruppen heranzuführen, die nicht so Fußball-affin sind", meinte Oliver Günther, Redakteur der hr-info-Serie "Big Business Fußball".
Eine arabische Fluggesellschaft, Partner des Weltfußballverbandes FIFA, hat in Sachen WM-Werbestrategie bereits umgedacht. "Wir haben auch Frauen-Zeitschriften ins Visier genommen", sagte Volker Greiner, Vize-Präsident (Nord- und Mittel-Europa) der Airline. Ein Automobilhersteller will seinen Markenbotschafter Jürgen Klinsmann mit einbringen. Marketing-Bereichsleiter Frank Thomas Dietz verweist gleichzeitig aber auf viele Fragezeichen in punkto Werbestrategie bei der Heim-WM: "Es gibt ja keine vernünftigen Marktforschungsdaten."
Die Nationalspielerinnen jedenfalls haben ihr Bestes getan. In Düsseldorf fand vor ein paar Wochen unter anderem die Produktion von insgesamt sieben TV-Spots statt. Jede Spielerin hatte dafür einen Laufzettel erhalten und über 20 Stationen durchlaufen.
Natürlich standen die Jungstars Fatmire Bajramaj und Kim Kulig sowie die Routiniers Birgit Prinz und Nadine Angerer im gleißenden Scheinwerferlicht besonders im Mittelpunkt. "Es liegt in der Natur der Sache, dass die Spielerinnen, die mehr im Fokus stehen, auch in der Werbung eher gefragt sind", sagte DFB-Teammanagerin Doris Fitschen.
Dass dies zu Neid innerhalb der Mannschaft führen könnte, glaubt Fitschen nicht: "Ich sehe das Kollektiv dadurch nicht gefährdet", sagte die Ex-Europameisterin dem SID. Eine der Hauptaufgaben der 42-Jährigen war es zuletzt, die Nationalspielerinnen in den Werbekampagnen so zu positionieren "wie sie sind. Nämlich authentisch, modern, attraktiv und selbstbewusst", betonte Fitschen, die jetzt schon um Nachhaltigkeit kämpft: "Während der WM sind wir optimal vermarktet. Danach geht es darum, die Verträge zu verlängern."
DFB-Präsident Theo Zwanziger betrachtete zufrieden die Aktivitäten vor der Kamera. "Der Frauenfußball hat eine große Chance, sich rund um den Erdball weiterzuentwickeln. Diese Chance wollen wir nutzen", sagte der Verbandsboss mit Blick auf die Werbe-Weltmeisterinnen.