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"Kurzfristige Sachen bringen nichts"

Essen: Helmut Staudinger fördert Amateure
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In einer Zeit, in der sich Sponsoren immer mehr auf einzelne Vereine konzentrieren, ist es für Amateurklubs immer schwieriger den Spielbetrieb zu erhalten.

Sogar kleine Summe sind kaum aufzutreiben. Deshalb ist es besonders wichtig, dass es Menschen gibt, die nicht nur den kurzfristigen Erfolg sehen, sondern Vereine nachhaltig unterstützen. RevierSport hat einen solchen Mann gefunden.

Begonnen hat alles nicht im Fußball, sondern mit einem Engagement bei der Handball-Spiel-Gemeinschaft „Am Hallo“, dem Verein, mit dem er die „gravierendste Geschichte“ in seiner langen Sponsorentätigkeit verbindet. „Als 1990 die Halle der HSG durch Brandstiftung zerstört wurde, war der ganze Klub über Nacht im Prinzip ausgelöscht“, erinnert sich Staudinger. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihm die Geschehnisse des folgenden Tages. „Rudi Jelinek, der damalige Vorsitzende des Vereins, der heute 1. Bürgermeister der Stadt Essen ist, saß mit mir zusammen und hatte Tränen in den Augen. Wir haben dann gemeinsam überlegt, was wir alles brauchen, um die HSG zu retten. Die ganze Aktion ist mir sehr nahe gegangen.“

Staudinger setzte sich daraufhin ans Telefon und organisierte Sponsoren, die dabei halfen, Trikots, Pässe, Bälle und eine vorübergehende Halle zu finanzieren. „Ohne die schnelle Hilfe wäre der Verein weg gewesen. Das war das beeindruckendste Erlebnis in meinem Leben“, blickt er zurück.

Helmut Staudinger (Foto: privat).

Ähnlich war es Mitte der 90erJahre bei der Fußball-Freizeitliga Essen, die nach einem Vorstandswechsel plötzlich vor Altlasten stand, die den Bankrott bedeutet hätten. „Über Nacht habe ich 4.800 Mark zusammen bekommen und die Liga damit gerettet“, berichtet Staudinger. Unterstützt wird er bei dieser wichtigen Aufgabe von seinen Mitarbeitern Thomas Rausch und Thomas „Kalle“ Förster, der früher bei Rot-Weiß Essen als Vertragsamateur spielte.

Inzwischen engagiert sich der 53-Jährige, der seit 1992 mit großem Erfolg eine Versicherungsagentur in der Frohnhauser Straße 137 in Essen betreibt, bei rund 20 Amateurvereinen in Essen und Umgebung mit Geld- und Sachleistungen. Doch darin sieht Staudinger nicht seine Hauptaufgabe. Sein Anliegen ist es vor allem, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, wenn der Aufbau von Netzwerken für Sponsoren und Gönnern ansteht. „Es geht darum, den Vereinen zu erklären, wie sie lange etwas von Firmen haben, die sich bei ihnen engagieren. Wie man zum Beispiel Sponsorentreffen organisiert und sich mit geringer ‚men power’ so aufstellen kann, dass man langfristig überleben kann“, erklärt Staudinger.

Dementsprechend hält er wenig von Sponsoren, die sich ausschließlich auf einen Verein konzentrieren und diesen mit großem finanziellen Aufwand möglichst schnell möglichst weit nach oben bringen wollen. „Die Gefahr ist allgemein bekannt. Wenn ein Verein einen großen Geldgeber hat und der sich plötzlich zurückzieht, bricht alles zusammen. Und man hat schon oft gesehen, dass so etwas nach hinten losgehen kann“, warnt Staudinger vor den Gefahren des kurzfristigen Erfolgs und mahnt zu mehr Nachhaltigkeit. „Wenn man 15 oder 20 kleinere Sponsoren hat, dann kann man es problemlos verkraften, wenn einer aussteigt. Kurzfristige Sachen bringen heute nichts mehr. Es nützt keinem, wenn man einfach nur Geld auf den Tisch legt. Man muss vorausschauend planen.“

Für Staudinger, der derzeit auch im Wirtschaftsrat von Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen aktiv ist, kommt es zudem darauf an, dass das Verhältnis zu den Vereinen freundschaftlich ist. Dadurch bilde sich ein Netzwerk, von dem beide Seiten profitieren. „Es ist letztlich ein Geben und Nehmen“, betont der Versicherungsfachmann. Irgendwo als großer Investor aufzutreten, kommt für ihn nicht in Frage. „Ich möchte kein Hauptsponsor sein. Das ist nichts für mich. Ich bin mehr der Kumpeltyp. Und das kommt bei den Leuten im Fußball und im Revier gut an.“

Seine eigene Laufbahn beschreibt Staudinger mit einem Schmunzeln: „Ich habe in Freizeit- und Berufsmannschaften gespielt. Aber ein großer Fußballer war ich nicht. Ich war ein Kämpfer“, sagt er und sieht darin eine Parallele zu seinem aktuellen Engagement: „Das, was ich auf dem Platz gemacht habe, habe ich richtig gemacht. Genau wie heute.“

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