Marco Reus hatte bei einer kleinen Schnellballschlacht mit seinen Teamkollegen große Freude, doch mit dem Spaß könnte es für den Kapitän von Borussia Dortmund schnell vorbei sein. Nach nur einem Sieg aus fünf Ligaspielen zieht Edin Terzic die Zügel beim schwächelnden Vizemeister merklich an - und Reus ist ins Visier seines Trainers geraten.
„Wir fordern von den etablierten Spielern, sich diesen Schuh anzuziehen, die Verantwortung zu übernehmen und die Dinge wieder in die richtige Bahn zu leiten“, sagte Terzic vor dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim. Fraglich ist allerdings, ob Reus dazu am Samstag (15.30 Uhr/Sky) die Chance erhält. Der 31-Jährige war von seiner Bestform nicht nur bei der schmerzhaften Niederlage beim SC Freiburg (1:2) ein gutes Stück entfernt, der 15 Jahre jüngere Youssoufa Moukoko drängt in die Startelf. „Er ist definitiv eine Option. Jeder kann sich zeigen und beweisen“, sagte Terzic über das Wunderkind.
Der Druck wächst - sportlich und finanziell
Unabhängig von den Personaldiskussionen muss der Tabellensechste zurück in die Spur finden - ansonsten droht der vor der Saison hoch gehandelte BVB auch sein Minimalziel Champions League zu verspielen. Vier Punkte beträgt der Rückstand auf Platz vier. Der Druck wächst - sportlich und finanziell. „Natürlich leiden alle Vereine wirtschaftlich unter der Pandemie. Die Planbarkeit ist anders als in den Vorjahren. Die Teilnahme an der Champions League hat einen gehörigen Einfluss darauf, wie du die nächste Saison planen kannst,“ sagte Sportdirektor Michael Zorc.
Daher knöpfte sich Terzic die BVB-Stars vor. Die Defizite seien „deutlich angesprochen“, sagte der 38-Jährige. Ihm sei es wichtig gewesen, „dass ich einige Dinge loswerde“. Von seiner Mannschaft forderte er für die Begegnung gegen Hoffenheim „viel Fleiß, viel Arbeit und einen guten Teamgedanken“.
Weitere Rückschläge dürfen sich die Dortmunder nicht erlauben. „Wir sind mit der aktuellen Punkteausbeute und der Situation in der Bundesliga nicht zufrieden“, stellte Zorc noch einmal klar. Das Vertrauen in die Ansammlung der Hochbegabten hat der Ex-Profi aber noch nicht verloren. Die Mannschaft sei „stark genug, um das Ziel Champions League zu erreichen“.
Davon sind auch die Spieler selbst überzeugt. Thomas Delaney wünscht sich aber einen Wandel in der Einstellung. „Wir sind zu ungeduldig. Oft blicken wir zu negativ auf die Dinge im Spiel. Wir brauchen eine positivere Einstellung“, sagte der dänische Nationalspieler und fügte an: „Ich wünsche mir manchmal eine Scheißegal-Mentalität.“
Alle Spieler hätten aber den Ernst der Lage verstanden. „Es ist ohne Frage das Ziel, dass es in die Champions League geht. Wir sind eine Champions-League-Mannschaft und müssen dabei sein. Das wissen alle“, sagte Delaney.