Der Auftritt begann mit einem Satz, der ihn gleich mal drei Euro kostete, mit denen er das berühmte Phrasenschwein füttern musste. „Ein Punkt ist besser als keiner“, sagte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider am Sonntagmorgen zur Begrüßung als Gast der Sport1-Talksendung „Doppelpass“ zum 1:1 bei Werder Bremen. „Wir hätten natürlich gerne gewonnen“, fügte er noch hinzu.
Haben sie aber nicht. Die Aussichten der Schalker auf den Klassenerhalt werden immer düsterer, und Schneider steht als aktueller Verantwortungsträger für den sportlichen Bereich im Zentrum der Kritik. „Wir brauchen schleunigst eine Trendwende, damit wir das Ziel, das für viele jetzt unrealistisch ist, noch schaffen“, sagte er. Eine Durchhalteparole, die er mit einer weiteren anreicherte: „Am Ende müssen wir es auf dem Platz zeigen. Da muss es besser werden.“
Warum er das sagte, erklärte Schneider auch: „Wir können uns ja nicht aufgeben!“ Es seien „natürlich Fehler gemacht“ worden. „Aber wir müssen uns mit der jetzigen Situation befassen: Was können wir tun, damit wir da rauskommen?“
Stuttgarts Thommy kommt nicht
Ganz aktuell versucht Schneider, sich noch einmal auf dem Spielermarkt zu bedienen, bevor an diesem Montag das Transferfenster geschlossen wird. Gesucht wird noch eine schnelle Offensivkraft für die Außenbahn. Erik Thommy vom VfB Stuttgart allerdings werde es nicht sein, da zerschlugen sich Schalkes Hoffnungen.
Drei Neuzugänge (Sead Kolasinac, Klaas-Jan Huntelaar und William) wurden dem neuen Trainer Christian Gross bereits zur Verfügung gestellt. Jochen Schneider, der mit seinem Vertrauen in David Wagner und seiner Hoffnung auf Manuel Baum falsch gelegen hatte, nahm den von ihm im Dezember ausgewählten Trainer-Routinier in Schutz: „Insgesamt sieht man, dass wir uns schon ein Stück weit stabilisiert haben, seit er da ist. Ich habe ihn vor elf Jahren in einer ähnlichen Situation in Stuttgart erlebt. Er ist schon in der Lage, den Jungs den Druck zu nehmen. Aber der Rucksack ist natürlich enorm schwer.“
Sport1-Experte und Bild-Kolumnist Alfred Draxler fragte Schneider direkt, wer eigentlich jetzt die Zweitliga-Saison für Schalke plane, und fügte den Satz hinzu: „Sie werden es ja nicht sein.“ Er bezog sich dabei auf ein Interview, in dem sich Schneider für den Fall eines Abstiegs seinen Abschied angekündigt hatte. Schneider dazu: „Mir wurde die Frage gestellt: Sind Sie jemand, der an seinem Sessel klebt? Ich habe gesagt: Nein, das bin ich nicht. Und ich will von Schalke 04 auch keinen Euro, für den ich nicht gearbeitet habe. Das wird jetzt so interpretiert: Der ist ja eh weg.“
Schneider stellte klar, dass er im Austausch mit dem Aufsichtsrat stehe bei der Auswahl eines Sportdirektors, denn seit der Trennung von Michael Reschke ist die Stelle des Kaderplaners vakant. „Aktuell haben wir als Vorstand die Verpflichtung, zweigleisig zu planen“, sagte Schneider. „Da geht es um Zahlen und auch um den Kader.“
„Dann müssen wir mit dem Aufsichtsrat reden“
Auf den konkreten Hinweis, es gäbe Pläne im Verein, den derzeitigen Knappenschmiede-Chef Peter Knäbel zum Sportvorstand aufsteigen zu lassen, ging Jochen Schneider nicht ein. Aber indirekt gab er durchaus zu, dass er es für logisch hält, den Hut nehmen zu müssen, wenn auch die Mission von Christian Gross scheitern sollte. „Dann müssen wir mit dem Aufsichtsrat reden.“
Zum Stichwort Knappenschmiede hatte Schneider auch etwas zu sagen. Er ist der Meinung, dass Schalke weiterhin die Nachwuchsabteilung fördern müsse: „Wir haben eine fantastische Jugendabteilung, wir haben tolle Leute darin, mit Nobert Elgert den besten Jugendtrainer Deutschlands, wenn nicht sogar Europas. Deshalb haben wir auch in die Knappenschmiede investiert, und das muss auch in der Zukunft so bleiben. Aber die Zeiten haben sich auch geändert: Vor 20 Jahren sind dir die Talente zugeflogen, heute musst du darum kämpfen. Geld spielt auch eine Rolle.“
Am Ende blieben viele Fragen offen. Auch wenn Jochen Schneider verriet, was kurzfristig noch auf dem Transfermarkt passieren soll – langfristig besteht weiterhin deutlich mehr Klärungsbedarf.