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Giovane Elber im Interview
"Ich war immer schuld“

Giovane Elber im Interview: "Ich war immer schuld“
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An den Brasilianer Giovane Elber erinnern wir uns als Spaßvogel. Doch nicht alles in seiner Laufbahn war so locker wie sein Charakter. Im Interview mit dem Fußballmagazin 11 Freunde spricht der treffsicherste ausländische Stürmer der Bundesliga über sein traurigstes Tor, Effes Launen und warum er bei Hitzfeld immer der Schuldige war.

Sie haben schon in ihrer Zeit in Stuttgart die Giovane Elber-Stiftung für Straßenkinder ins Leben gerufen. Sehen Sie es als Verpflichtung an, ihrer Heimat etwas zurückzugeben?

Siegertyp: Giovane Elber. (Foto: firo)

Eine Pflicht war es nicht, es kam von Herzen. Ich habe so viel erlebt und gesehen und wollte meiner Heimat etwas zurückgeben. Also gründete ich einen Verein, damit Kinder auf der Straße eine Zukunft haben. Es ist einfach schön, wenn man so etwas machen kann. Ich habe das Glück gehabt, dass ich neben mir immer gute Leute gehabt habe, die diese Idee auch sehr gut unterstützt haben. Ich sage immer so: Ich habe fast nur meinen Namen gegeben, die anderen haben die harte Arbeit gemacht. Sie haben Geld gesammelt, mit Sponsoren gesprochen. Trotzdem bin ich froh, mitgeholfen zu haben und heute noch bei diesem Projekt dabei zu sein. Und wenn man die Resultate sieht, die Kinder von diesem Projekt, die schon eine Arbeitsstelle hier in Brasilien haben. Dann weiß man, dass man etwas für diese Leute getan hat, weil die Kinder ohne dieses Projekt noch heute auf der Straße wären. Haben Sie in diesem Zusammenhang schon einmal daran gedacht, eine Fußballschule ins Leben zu rufen?

Nein, das habe ich mir nie gedacht, und ich hatte nie einen Zwang, so etwas zu machen. Jeder in Brasilien will Fußballer werden. Von 10.000 schafft es aber vielleicht nur einer. Was machen dann die anderen? Die gehen dann nicht zur Schule oder lernen keinen Beruf, weil sie nur Fußball im Kopf haben. Dann schaffen sie es aber nicht zum Profi und haben keine positive Zukunft vor sich. Daher glaube ich, eine Berufsschule ist besser. Klar, wenn in dieser Schule ein guter Fußballer dabei ist, werde ich mich stark für ihn einsetzen, um ihn bei einer Mannschaft unterzubringen. Aber ein Fußballcamp, um Spieler zu entdecken, habe ich nicht im Sinn.

Sie arbeiten als Talente-Scout für Bayern München?

Ja, das mache ich für den FC Bayern hier in Südamerika. Eine schöne Arbeit, man ist ständig unterwegs und schaut sich Spieler an. Dann ruft man bei Hitzfeld oder Uli Hoeneß an und erzählt ihnen von den Guten. Sagt ihnen, sie sollen sich den anschauen, weil das ein Großer werden kann. So ähnlich ist das jetzt auch mit Breno passiert.

Sie haben diesen Transfer also eingefädelt?

Ja, ich habe ihn fünf- oder sechsmal angeschaut. Habe dann noch mit dem Trainer gesprochen, der wie Paul Breitner auch in Brasilien war und ihn sich selbst angeschaut hat. Zum Schluss waren wir derselben Meinung: Ein guter Junge, den man kaufen muss. Das hat der FC Bayern jetzt gemacht. Scout ist nicht Ihr einziger Job – Sie besitzen auch eine Rinderfarm. Kann man sich Giovane Elber heute wirklich so vorstellen, dass er die Fußballschuhe gegen Cowboystiefel getauscht hat?

(lacht) Früher war es einfacher, weil man seinen Tagesablauf kannte. Unter der Woche morgens Training, nachmittags zu Hause und am Wochenende Spiele. Nun ist das ganz anders. Ich bin nach wie vor viel unterwegs, weil meine Rinderfarm nicht hier in Londrina ist, wo ich wohne. Man fliegt viel, besucht Rindermessen und hat einen ganz anderen Alltag als früher. Aber es macht auch Spaß. Außerdem bin ich ja nicht nur Rinderfarmer, bin eben Scout und auch als Co-Kommentator bei Champions League-Spielen im brasilianischen Fernsehen tätig.

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