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Angeklagter will nicht aussagen

Wettskandal: Angeklagter will nicht aussagen
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Der erste Prozess um den größten Wettskandal im europäischen Fußball kommt nicht voran. Tuna A., der zum Führungskreis der Wettmafia gezählt wird, will schweigen.

"Er wird keine Angaben zur Sache machen", sagte sein Verteidiger Joachim Müller dem SID über der Angeklagten, der heute am vierten Verhandlungstag vor dem Bochumer Landgericht erstmals zu den Anschuldigungen aussagen soll.

Der Grund: Die Aussagen des Hauptverdächtigen Marijo C., der seit einigen Wochen vernommen wird, liegen Tuna A. und dessen Anwälten nicht vor. "Bei allen Anklagepunkten gegen unseren Mandanten spielt Marijo C. eine entscheidende Rolle", sagte Müller: "Er ist nach unserem Wissen seit sechs bis acht Wochen dazu befragt worden. Keine einzige seiner Aussagen ist zur Akte gelangt." Tuna A. grundsätzlich geständig

Müller hatte am dritten Verhandlungstag am 27. Oktober die Staatsanwaltschaft aufgefordert, die entsprechenden Protokolle zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich ist Tuna A., dem wie den drei anderen Angeklagten in Bochum gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen wird, geständig. "Er möchte sehr gerne Aussagen machen", sagte Müller. Ohne die Aussagen von Marijo C. zu kennen, werde dies aber nicht geschehen. Die Staatsanwaltschaft wollte keinen Kommentar abgeben.

Gegen Marijo C. soll zu einem späteren Zeitpunkt Anklage erhoben werden. Er wird von der Staatsanwaltschaft zusammen mit Ante S., der bereits in den Wettskandal um den ehemaligen DFB-Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt war, zu den mutmaßlichen Haupttätern gezählt. Die Beschuldigten sitzen seit knapp einem Jahr in Untersuchungshaft.

Der 55-jährige Tuna A. soll in 22 Fällen Spieler und Schiedsrichter bestochen haben, um Spiele in Deutschland und dem europäischen Ausland zu manipulieren, und dann hohe Summen auf diese Partien gesetzt haben. Besonders spektakulär ist der Fall des ehemaligen belgischen Zweitligisten Union Royale Namur. Tuna A. soll bei der Übernahme von Schulden in Höhe von 700.000 Euro zur Einflussnahme auf die Spieler laut Staatsanwaltschaft eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Verzögerung durch Befangenheitsanträge

Angeklagt sind in Bochum zudem Nürretin G. (35), Stevan R. (35) und Kristian S. (32). Der Prozess, der am 6. Oktober begonnen hatte, ist bereits durch mehrere Befangenheitsanträge gegen das Gericht verzögert worden. Zuletzt hatten die Verteidiger von Stevan R. und Kristian S., die nicht geständig sind, auch die Ablösung von Staatsanwalt Andreas Bachmann gefordert. Er habe in einer Verhandlungspause mit einem der Angeklagten ohne dessen Rechtsbeistand gesprochen.

Die vier Beschuldigten sollen für die Bestechung von Spielern und Schiedsrichtern 370.000 Euro aufgewendet haben. Insgesamt sollen rund zwei Millionen Euro auf die betroffenen 32 Spiele gesetzt worden sein, die Gewinne sollen sich auf 1,6 Millionen Euro belaufen. Der Prozess ist erst der Auftakt der juristischen Aufarbeitung des Wettskandals. Insgesamt wird gegen mehr als 250 Personen ermittelt. Die Wetteinsätze sollen sich auf rund 12 Millionen Euro, die erzielten Gewinne auf 7,5 Millionen Euro belaufen haben. Die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder beträgt nach Angaben der Ermittler etwa 1,5 Millionen Euro.

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