Am 14. Januar 2023 eröffnete Rot-Weiss Essen das Pflichtspieljahr mit einem Heimspiel gegen den Halleschen FC (0:0). Fast auf den Tag genau elf Monate später wurde dieses Jahr gegen den HFC auch abgeschlossen. Die Gemütslage an der Hafenstraße hätte bei diesen beiden Duellen jedoch nicht unterschiedlicher sein können:
Während sich RWE zu Beginn des Jahres noch im Abstiegskampf befand, folgte am Dienstagabend durch den 3:2-Last-Minute-Erfolg der Sprung auf Rang vier – dazu hat Essen die Nachholpartie bei 1860 München in der Hinterhand.
Wenn 2024 anbricht, mischt RWE also im Aufstiegsrennen und nicht im Abstiegskampf mit. Das hätte vor der Saison wohl kaum jemand für möglich gehalten. RevierSport hat nach dem emotionalen Jahresabschluss mit Marcus Steegmann, Direktor Profifußball bei Rot-Weiss Essen, gesprochen:
Marcus Steegmann, was geht nach diesem verrückten Spiel in Ihnen vor? Wie lautet Ihr Fazit zum Jahresabschluss gegen den Halleschen FC?
Nach einem 0:2-Rückstand so zurückzukommen, war einfach toll. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass die Mannschaft in der Lage ist, diese Partie zu drehen. Gerade nach dem 1:2 war die Hafenstraße voll da. Das war Rot-Weiss Essen at its best. Die Mannschaft hat mit unseren Fans eine unfassbare Wucht entwickelt. Das war fantastisch. Dieser Sieg war die Krönung dieses tollen ersten Halbjahres. Ein Riesen-Kompliment an die gesamte Mannschaft, den Trainer, den Staff, die Fans, aber auch an alle anderen Personen, die dazu beigetragen haben.
Sie sprechen die Fans an. RWE erlebte tolle Heimspiele, aber auch Auswärtspartien in Dortmund und Duisburg mit enormer Unterstützung. Wie groß ist dieser Faktor für den Erfolg?
Ich muss unseren Fans wirklich ein großes Lob aussprechen. Wir haben den absoluten Support vom ersten Spieltag bis jetzt gespürt. Das ist eine absolute Einheit, die Fans und Mannschaft gemeinsam ausstrahlen.
Auch gegen Halle hatte man das Gefühl, dass bei Rot-Weiss Essen eine homogene Mannschaft auf dem Platz steht, die sich von Negativerlebnissen in einer Partie nicht unterkriegen lässt und ein gemeinsames Ziel verfolgt. Können Sie diesen Eindruck bestätigen?
Definitiv. Dazu kann ich sogar ein, zwei Anekdoten verraten. Es gibt ein Video von Aaron Manu in der 80. Minute, als er beim Stand von 2:2 auf der Tribüne in die Kamera sagt, dass wir dieses Spiel noch 3:2 gewinnen und Leo Vonic das Tor erzielt. Ich bin selbst in der 87. Minute runtergegangen und habe Aaron Beißwenger und Christian Flüthmann gesehen, die einfach geschafft und fertig waren. Dann habe ich gesagt: 'Komm, wir gehen raus und gewinnen das Spiel noch.' Man merkt, dass wir eine Mannschaft sind. Der Trainer hat dieses Team zu einer Einheit geformt.
Wir haben in den letzten Wochen den Markt beobachtet und auf verschiedenen Positionen geschaut, welche Optionen es gibt. Das ist ein ganz normaler Prozess. Man muss aber auch immer bedenken, dass wir ein finanziell sehr schwieriges Jahr 2022 hinter uns haben. Wir sind da immer noch in der Konsolidierung. In dieser Saison haben wir deutlich weniger ausgegeben, als im Jahr zuvor.
Marcus Steegmann.
Jetzt stehen die Winterpause und Weihnachten vor der Tür. Kann auch der Direktor Profifußball mal ein paar Tage abschalten oder ist dies schlicht nicht möglich?
So ganz abschalten ist natürlich nicht möglich (lacht). Das war eine sehr intensive Zeit seit dem 01. April. Wir haben in den letzten Wochen den Markt beobachtet und auf verschiedenen Positionen geschaut, welche Optionen es gibt. Das ist ein ganz normaler Prozess. Man muss aber auch immer bedenken, dass wir ein finanziell sehr schwieriges Jahr 2022 hinter uns haben. Wir sind da immer noch in der Konsolidierung. In dieser Saison haben wir deutlich weniger ausgegeben, als im Jahr zuvor. Wir müssen auch sehen, ob es vielleicht unzufriedene Spieler gibt, die uns verlassen wollen. Ein Beispiel ist Fabian Rüth. Da haben wir offen ein Gespräch geführt und müssen schauen, was für den Spieler am besten ist.
Eine Frage zum Abschluss: Was wünschen Sie sich für das Jahr 2024 bei Rot-Weiss Essen?
Ich wünsche mir, dass der Zusammenhalt so bleibt, wie er jetzt ist.