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Hoffnungsträger Girth will als "gefühlter Neuzugang" wieder angreifen

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MSV Duisburg: Hoffnungsträger Girth will als "gefühlter Neuzugang" wieder angreifen
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Nach langer Verletzungspause ist Benjamin Girth wieder fit. RevierSport hat mit dem Sommer-Zugang des MSV Duisburg gesprochen.

Es war ein vielversprechender Start, den Benjamin Girth nach seinem Wechsel zum MSV Duisburg im vergangenen Spätsommer hinlegte. Drei Tore erzielte der 30-Jährige in seinen ersten beiden Einsätzen. Im dritten Spiel verletzte sich der aus Braunschweig gekommene Stürmer allerdings. Er zog sich eine Schultereckgelenkssprengung zu. Das Pflichtspieljahr 2022 war gelaufen.

Erst rund drei Monate nach diesem Schock stieg Girth zum Vorbereitungsstart im Dezember wieder ins Mannschaftstraining ein. Inzwischen ist er wieder gänzlich fit - und gilt als Hoffnungsträger für mehr Offensiv-Power bei den Zebras. Vor dem Auftakt beim 1. FC Saarbrücken (Samstag, 14 Uhr) haben wir den Torjäger zum Gespräch getroffen.

Die Spiele sind oft sehr eng und umkämpft. Ich denke, das passt gut zu mir: das Kampfschwein-mäßige, Robuste.

Benjamin Girth über die 3. Liga

Benjamin Girth, sind Sie und Ihre Schulter bereit für den Ligastart?

Mir geht es gut, ich fühle mich fit. Die Schulter ist wieder bei 100 Prozent und voll belastbar.

Erst die Verletzung, dann die WM-Pause. Seit über vier Monaten haben Sie kein Pflichtspiel bestritten. War das die längste Unterbrechung Ihrer Fußballkarriere?

Das war auch für mich neu und ungewöhnlich. Meistens dauern die Winterpausen ja nur ungefähr zwei Wochen. Für mich persönlich kam die lange Pause nicht ungelegen. Ich hatte mir als Ziel gesetzt, beim Vorbereitungsstart wieder mit dabei zu sein, um ausreichend Zeit zu haben, mir die nötige Sicherheit nach der Verletzung zu holen und wieder in den Rhythmus zu finden. Da haben mir die Einheiten mit der Mannschaft und die Testspiele sehr geholfen.

Sie waren gerade ein paar Tage in der Mannschaft, und dann aufgrund der Verletzung schon wieder raus. Das muss hart für Sie gewesen sein.

Natürlich, denn ich war nach Duisburg gekommen und wollte sofort angreifen. Ich bin sehr gut reingekommen, mit den zwei Toren bei meinem Debüt im Pokal und dem Treffer in meinem ersten Ligaspiel gegen Oldenburg. Dass ich mich dann im dritten Spiel direkt schwerer verletze, war mehr als unglücklich. Umso schöner ist es, dass ich jetzt als gefühlter Neuzugang wieder dabei sein kann.

Wie kann man sich die Zeit nach der Verletzung vorstellen?

Ich war direkt nach dem Spiel im Krankenhaus, die Diagnose stand relativ schnell fest. Drei Tage später wurde ich operiert. Zwei Wochen lang durfte ich keinen Sport treiben. Ich habe versucht, das Beste draus zu machen und die Zeit genutzt, um mit meiner Freundin abzuschalten. Dann bin ich zurück nach Duisburg gekommen - erst ins Hotel, inzwischen habe ich eine Wohnung gefunden - und habe eine Reha absolviert. Täglich habe ich drei, bis vier Stunden gearbeitet, um zum Vorbereitungsstart fit zu werden.

Die Karriere von Benjamin Girth in Zahlen

2011 - 2012: RB Leipzig II (7 Spiele, 1 Tor)

2012 - 2013: 1. FC Magdeburg II (-)

2013 - 2014: VFC Plauen (25 Spiele, 15 Tore)

2014 - 2016: Hessen Kassel (64 Spiele, 17 Tore)

2016 - 2018: SV Meppen (67 Spiele, 39 Tore, Drittliga-Aufstieg 2017)

2018 - 2021: Holstein Kiel (26 Spiele, 2 Tore)

01/2019 - 2020: VfL Osnabrück (Leihe, 35 Spiele, 11 Tore, Zweitliga-Aufstieg 2019)

2021 - 2022: Eintracht Braunschweig (22 Spiele, 3 Tore, Zweitliga-Aufstieg 2022)

2022 - offen: MSV Duisburg (3 Spiele, 3 Tore)

Wie nah waren Sie in dieser Zeit an der Mannschaft?

Ich habe versucht, mehrmals pro Woche zum Trainingsgelände zu kommen, um den Draht zu meinen Teamkollegen zu halten. Bei vielen Spielen habe ich auf der Tribüne mitgefiebert. Ich wurde generell super aufgenommen, kannte schon ein paar Jungs ein bisschen, weil ich schon öfter gegen sie gespielt habe.

Sie sind in Ihrer Karriere schon gut rumgekommen. Warum sind Sie bei noch keinem Verein sesshaft geworden?

Heimisch habe ich mich eigentlich bei all meinen Stationen gefühlt. Für mich hatte es immer Priorität, zu spielen. Da braucht man das Vertrauen des Trainers und muss schauen, was das Beste für einen persönlich ist. Aber ich habe viele Highlights erlebt: Der Zweitliga-Aufstieg mit Osnabrück oder die Bundesliga-Relegation mit Holstein Kiel, um nur mal zwei zu nennen. Missen möchte ich die Erfahrungen aus den letzten Jahren nicht.

Die meiste Zeit Ihrer Laufbahn haben Sie in der 3. Liga verbracht. Was macht die Liga für Sie so reizvoll?

Da reicht der Blick auf die Tabelle als Antwort. Oben und unten ist es eng. Es ist Tradition pur, es gibt etliche geile Duelle in jeder Saison. Es macht Bock, in den großen Stadien gegen die großen Vereine zu spielen. Die Spiele sind oft sehr eng und umkämpft. Ich denke, das passt gut zu mir: das Kampfschwein-mäßige, Robuste.

Sie sind als junger Spieler nicht aus einem NLZ direkt in den Profifußball gekommen, sondern haben sich von der 6. Liga bis in die 2. Bundesliga hochgearbeitet. Wie blicken Sie auf Ihren Werdegang zurück?

Ich hatte mich im Übergang von der A-Jugend zu den Senioren verletzt und war daher gezwungen, diesen Weg zu gehen. Er war nicht einfach, aber ich habe hart gearbeitet und das nötige Glück gehabt. Insofern macht es heute Spaß zurückzuschauen und zu sehen, wie ich Stück für Stück vorangekommen bin.

Haben es junge Spieler heutzutage leichter?

Auch in den NLZs muss man sich alles erarbeiten. Geschenke gibt es nirgendwo. Es ist sicherlich hart, aus dem Jugendbereich zu kommen und viel auf der Bank zu sitzen. Ich denke, dass der Weg über die Regionalliga und die 3. Liga geeigneter ist, um Fuß im Profifußball zu fassen. So kann man sich jeweils auf dem Niveau etablieren und Spielpraxis und Selbstvertrauen sammeln.

Jetzt sind Sie 30 Jahre alt und gehören zu den älteren Spielern beim MSV. Inwiefern sind Sie in einer Führungsrolle gefragt?

Das kommt im Alter automatisch. Allerdings hat sich im Fußball vieles verändert, was Hierarchien angeht. Auch junge Spieler können und sollen Verantwortung übernehmen, indem sie mit Leistung vorangehen. Ein gutes Beispiel dafür in Duisburg ist Caspar Jander. Wir Älteren sind vor allem auch verbal gefragt: indem wir taktische Anweisungen geben oder unsere Mitspieler pushen, wenn es mal nicht läuft.

Mit Ihrem guten Start beim MSV haben sie Erwartungen geweckt, zumal es in der Hinrunde offensiv auch mal holpriger lief. Bei einigen Fans gelten Sie als Hoffnungsträger. Wie gehen Sie mit der Erwartungshaltung um?

Damit beschäftige ich mich nicht. Ich gehe auch nie in eine Saison und nehme mir eine gewisse Anzahl von Toren vor. Für mich ist wichtig, dass ich so viele Pflichtspiele wie möglich mache und verletzungsfrei bleibe. Wenn ich der Mannschaft dann mit Toren helfen kann, umso besser.

In den letzten Tagen wurde viel gemunkelt, ob der MSV am Wochenende mit ein oder zwei Spitzen aufläuft. In welcher Formation fühlen Sie sich am wohlsten?

Ob ich alleine vorne unterwegs bin oder einen zweiten Stürmer neben mir habe, spielt für mich eigentlich keine Rolle. Ich kenne beides. Wir haben in der Vorbereitung gezeigt, dass beide Varianten gut funktionieren können. Ich weiß selbst noch nicht, wie der Trainer am Wochenende aufstellen wird. Lassen wir uns überraschen.

Ihr Vertrag beim MSV gilt bis Sommer. Sie sind zwar ein gefühlter Neuzugang, aber die Planungen der nächsten Saison laufen ja schon. Würden Sie gerne bleiben?

Nach nur zweieinhalb Einsätzen bin ich nicht in der Position, Ansprüche zu stellen. Ich muss erstmal in Vorleistung treten, um den MSV von einer Verlängerung zu überzeugen oder das Interesse anderer Vereine zu wecken. Ich fühle mich wohl, die Bedingungen sind gut. Wenn ich meine Leistung auf den Platz bringen kann, würde ich mich natürlich über ein Angebot von Duisburg freuen und wäre sicher nicht abgeneigt.

Das Auftaktprogramm der Duisburger hat es in sich: Saarbrücken, Mannheim, Osnabrück, Essen. Werden in diesen vier Spielen die Weichen für den Rest der Saison gestellt?

Die ersten beiden Spiele gehören ja noch zur Hinrunde, die wollen wir jetzt erstmal positiv beenden. Die Liga ist so eng, dass es sehr schnell gehen kann - in beide Richtungen. Wir wollen gut reinkommen und möglichst auf einen einstelligen Tabellenplatz springen.

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