Beim Zurückblicken auf die Drittliga-Saison des KFC Uerdingen kommt dem handelsüblichen Fußballfan wohl in erster Linie ein Wort in den Sinn: Chaos. Nichts könnte die Spielzeit der Krefelder wohl besser beschreiben als dieser Begriff. Eine Negativ-Schlagzeile folgte in rasender Schnelle auf die nächste - die Anhänger des Klubs, die das alles zu allem Überfluss aufgrund der Pandemie auch noch hilflos von zu Hause mit ansehen mussten, kamen mit dem Lesen zuweilen gar nicht hinterher. Diese Übersicht will alle Uerdinger Tiefschläge der abgelaufenen Serie noch einmal fein säuberlich erfassen.
Weit verfehlte Zielsetzung: Mit Coach Stefan Krämer, der das Team im März 2020 zum zweiten Mal übernahm, und einem großen Umbruch sollte nach Platz 13 in der Vorsaison ein erneuter Anlauf in Richtung 2. Bundesliga unternommen werden. Der Trainer stellte wenig später jedoch klar: "Wir müssen nicht aufsteigen." Dieses Thema sollte aber nur kurze Zeit später langsam aber sicher ohnehin vom Tisch verschwinden.
Streit mit Kevin Großkreutz: Anfang Oktober berichtete RevierSport von der fristlosen Kündigung beim KFC für Weltmeister Kevin Großkreutz. Der Ur-Dortmunder hatte zuvor aufgrund fehlender Gehaltszahlungen gegen den Klub geklagt. Der Verein warf dem Spieler hingegen vor, nicht auf einen Teil seines Gehaltes verzichtet haben zu wollen und in einem unzureichenden Fitnesszustand zu sein. Dies bestritt dieser später in einem Interview vehement. Später erhielt Großkreutz von seinem alten Arbeitgeber eine Zahlung von knapp 450.000 Euro.
Weitere Konflikte vor Gericht: Der künftige Spieler des TuS Bövinghausen war jedoch bei weitem nicht der einzige, der aufgrund noch ausstehender Gehaltszahlungen den Weg vor das Krefelder Arbeitsgericht suchte. Auch weitere Ex-Spieler wie Dominic Maroh, Selim Gündüz oder Patrick Pflücke wählten dieses Vorgehen. Der KFC war jeweils hoffnungsloser Verlierer und musste auch in diesen Fällen Nachzahlungen tätigen.
Zahlungsrückstand: 174.000 Euro brutto forderte der Betreiber des Uerdinger Ausweichstadions Merkur Spiel Arena in Düsseldorf, D.Live, Mitte November vom KFC. Der Grund: Ruckstände in der Stadionmiete. Ein Spielausfall gegen Unterhaching konnte gerade noch abgewendet werden.
Fehleinschätzung in Sachen Grotenburg: Dann ein Rückschlag in Sachen Stadionfrage. Ende November wurde bekannt, dass die von der Stadt bereitgestellten 10,5 Millionen Euro zur Modernisierung des nicht drittligatauglichen Grotenburg-Stadions wohl nicht reichen werden. Die Kosten würden sich um einen damals noch nicht bekannten Millionenbetrag erhöhen.
Gündüz schlägt Alarm: Kurz danach [article=506279]machte ein RS-Interview mit Gündüz die Runde[/article]. Der Tenor: Auch aktuelle Spieler des Vereins warten offenbar noch auf ihre Gehälter, zudem sei der menschliche Umgang im Verein katastrophal. Der Satz, der sich bei den Lesern eingebrannt haben dürfte: "Ich würde niemandem raten, nach Uerdingen zu wechseln."
Strüver-Rücktritt: Die erste Personalie machte sich Anfang Dezember vom Acker. Geschäftsführer Frank Strüver trat zurück. Mögliche Hintergründe: Die unzureichend gezahlte Stadionmiete in Düsseldorf oder die Klagen ehemaliger Spieler wegen fehlender Gehälter.
Ponomarev kündigt Rückzug an: Vier Tage später dann der Paukenschlag: KFC-Boss Mikhail Ponomarev verkündete, dass die Saison 2020/21 "meine letzte Saison mit dem KFC Uerdingen [sein wird]". Als Grund hatte er mangelnde Unterstützung angeführt. Schon zu dieser Zeit brachte die "Westdeutsche Zeitung" armenische Geschäftsleute als Nachfolger ins Spiel...
Neuer Ärger um die Grotenburg: Mitte Dezember beschloss der Rat der Stadt Krefeld in einer Abstimmung, die Mehrkosten von nun festgeschriebenen "mehreren Millionen Euro" für die Sanierung der Grotenburg nicht übernehmen zu wollen. Der KFC nannte dies in einem Antwortschreiben einen "Schlag ins Gesicht". Die Fans starteten eine Petition für die Nutzung der Grotenburg. Darüber hinaus gab es neuen Krach mit D.Live: so forderte der Betreiber der Düsseldorfer Arena laut "Kicker" kurzfristige Zahlungen in Höhe von 230.000 Euro für die Miete, ansonsten drohe die Absage zweier Heimspiele.
Miete bezahlt, potenzieller Investor gesichtet: Durch getätigte Mietnachzahlungen konnte der KFC dann einem Rauswurf in Düsseldorf entgehen. Unterdessen berichtete die "Rheinische Post" über Roman Gevorkyan als potenziellen Ponomarev-Nachfolger. Die Mannschaft blieb in dieser Phase erstaunlich stabil und schien sich nicht von den Nebengeräuschen aus der Ruhe bringen zu lassen.
Ponomarev spricht von Regionalliga: Die Anzeichen für einen Nachfolger des scheidenden Klubbosses ebbten zu Januar-Beginn erst einmal wieder ab. Auf einer Versammlung sollten die KFC-Mitglieder für die Übergabe der Anteile Ponomarevs an einen neuen Geldgeber stimmen - jedoch war zu diesem Zeitpunkt niemand an der Angel. Ponomarev stellte daraufhin düstere Zeiten in Aussicht: ohne Investor bis zum 1. März drohe dem Klub der Absturz in die Regionalliga.