Dass der ehemalige Spieler von Galatasaray Istanbul mit seinem Griff ins Gesicht von Kevin Pires-Rodrigues eine Grenze überschritten hatte, war klar. Ebenso indiskutabel war sein Tritt auf die Ferse des ehemaligen Esseners. Doch bei genauer Betrachtung der Szene kamen auch Lottes Spieler nicht als Unschuldslämmer weg.
Wie Pires-Rodrigues sich nach Özbeks Griff fallen ließ, grenzte an Peinlichkeit. Und auch als der Deutsch-Türke schon den roten Karton gesehen hatte und sich seinen „Gegner“ noch einmal zur Seite nahm, schmiss dieser sich theatralisch auf den Boden. In der Folge stieg der Duisburger dem Lotteraner noch einmal aufs Bein. Grob unsportlich und in Bezug auf die Gesundheit des Ex-Esseners fahrlässig – keine Frage. Der Tritt ist unentschuldbar und hätte allein für einen Platzverweis und eine lange Sperre ausgereicht.
Dass Özbek jedoch ob so viel Unsportlichkeit auf Seiten der Sportfreunde angefressen war, lässt sich nach Sichtung der Bilder in Teilen nachvollziehen.
Zumal: Als Kingsley Onuegbu Pires-Rodrigues wieder auf die Beine helfen wollte, kassierte der Deutsch-Nigerianer beinahe noch einen Schlag mit dem Ellenbogen. Als Özbek vom Platz schlich, stellte sich Alexander Langlitz in den Weg. Auch ihn schob der MSV-Mittelfeldspieler weg – auch der andere Ex-RWE-Spieler im Trikot der Sportfreunde zeigte eine mehr oder weniger gelungene Flugeinlage.
Die Schauspielerei der Sportfreunde war eine Seite der Medaille. Doch Özbek hätte sich natürlich nicht provozieren lassen dürfen. Schließlich ist der 30-Jährige einer der erfahreneren Spieler bei den Zebras. Das dürfte auch bei der Aufarbeitung des Falles eine Rolle spielen. Duisburgs Sportdirektor Ivica Grlic kündigte nach dem Spiel noch an: „Die Szene um die Rote Karte müssen wir uns noch einmal genauer anschauen und dann intern die Konsequenzen ziehen.“
Vielleicht kommt Lottes geballtes Schauspieltalent dem gebürtigen Castrop-Rauxeler dabei zu Gute.