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Alle Fakten vor dem Auftakt

3. Liga: Alle Fakten vor dem Auftakt
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Die Bundesliga schwitzt noch in der Vorbereitung. Zwei Klassen tiefer geht es in Liga drei schon am Freitag wieder um Tore, Punkte, Meisterschaft.

Aber auch um finanzielle Probleme und die Zukunft der gesamten Liga. Die 3. Liga wird fünf und hat dank prominenter Absteiger mal wieder genug Potenzial, um ihren Anspruch als Prestigeobjekt des DFB mit Leben zu füllen. Würde das Privatfernsehen übertragen, hätte es längst schon die stärkste 3. Liga aller Zeiten ausgerufen. Mit dieser Einschätzung halten wir uns einstweilen noch zurück und beschränken uns darauf, vor dem Start die wichtigsten Fakten zu liefern.

Der Start Arminia Bielefeld empfängt Alemannia Aachen. Das klingt nach seligen Bundes- oder zumindest Zweitligazeiten. Eine angemessene Kulisse erhofften sich die „Spielplaner“ von dieser Ansetzung. Die Verantwortlichen auf der Alm stellen sich auf 15.000 Besucher ein. Zudem wird die Partie (Freitag, 20. Juli, 20.15 Uhr) live im WDR-Fernsehen übertragen.

Die Aufsteiger Hallescher FC: Der Meister der Regionalliga Nord zehrt von seiner Euphorie. In der vergangenen Saison gelang es den Hallensern sogar, RB Leipzig hinter sich zu lassen. Die Anhänger würdigen das mit einem Run auf die Dauerkarten. Knapp 1700 Saisontickets hat der HFC abgesetzt. Vor der vergangenen Saison waren es gerade mal 1000. Die sportliche Substanz ist jedoch löchrig. Der Großteil der Mannschaft kann keine höherklassige Erfahrung nachweisen. Maik Wagefeld kennt man noch aus Nürnberg. Der Rest muss sich seine Sporen noch verdienen. Es geht zunächst nur um den Klassenerhalt.

Borussia Dortmund II: David Wagner führt eine echte Wundertüte ins Feld. Durch einen sensationellen Lauf in der Rückserie sicherte sich die Reserve des Deutschen Meisters das Ticket für die 3. Liga. Mit echten Rückschlägen musste der Aufsteiger zuletzt aber nicht umgehen. Dass es dem schwarz-gelben Nachwuchs zum Großteil an Erfahrung mangelt, versteht sich von selbst. Zudem sind vor allem mit Top-Stürmer Terrence Boyd, Ivan Paurevic und Mario Vrancic tragende Säulen der Aufstiegsmannschaft weggebrochen. Unter den Zugängen sind mit Erik Durm und Thomas Meißner (beide FSV Mainz 05 II) zwar zwei vielversprechende Neulinge. Das Gros der Mannschaft rekrutiert sich jedoch aus unbeschriebenen Blättern. Allerdings hat die U23 ungleich weniger Druck gegenüber den Konkurrenten um den Klassenerhalt. Vielleicht der entscheidende Faktor, damit dieser Anlauf in der 3. Liga nicht wieder eine Stippvisite bleibt.

Stuttgarter Kickers: In der Regionalliga Süd war gegen den Traditionsverein kein Kraut gewachsen. Mit neun Punkten Vorsprung auf die SG Sonnenhof Großaspach sind die Kickers aufgestiegen und damit endlich zurück im Profifußball. Allein aus der großen Tradition des ehemaligen Bundesligisten lassen sich aber noch keine Ansprüche herleiten. Der Klub, bei dem einst unter anderem Jürgen Klinsmann das Fußballspielen lernte, muss kleine Brötchen backen. Noch immer drücken die Schwaben Verbindlichkeiten. Daher setzte Sportdirektor Guido Buchwald bei der Kaderzusammenstellung auf No Names. 2014 soll die Stadionrenovierung in Angriff genommen werden. Dann wollen die Kickers in der 3. Liga spielen. Nicht mehr und nicht weniger.

Die Absteiger Alemannia Aachen: Die „Öcher“ mussten bis zuletzt um die Lizenz zittern. Umso bemerkenswerter liest sich das Personal, mit dem Trainer Ralf Aussem nach Möglichkeit den direkten Wiederaufstieg in Angriff nehmen soll. Mit Freddy Borg (Hansa Rostock), Michael Melka (RW Oberhausen), Kai Schwertfeger und Sascha Rösler (Fortuna Düsseldorf) oder Rot-Weiss-Essens Kapitän Timo Brauer hat der Absteiger sich auf dem Papier gut verstärkt. Zudem können die Aachener mit Stadion und treuem Umfeld wuchern. Über 17.000 Besucher bei der Saisoneröffnung belegen eindrucksvoll, dass am Tivoli nach dem Beinahe-Aus wieder Aufbruchstimmung herrscht.

Hansa Rostock: Wie die meisten Zugpferde der Liga, plagen auch die Rostocker existenzielle Probleme. Einigermaßen zerrissen zwischen Hoffen und Bangen sind auch die Erwartungshaltungen. Eindrücklich belegte das der Test gegen den VfB Stuttgart. Zwar hatten die Rostocker den Bundeligisten am Rand einer Niederlage. Der Anlass des 1:1-Unentschiedens war jedoch durchaus betrüblich: Der VfB schaute für ein Benefizspiel vorbei. Auch wenn die fianzielle Situation weiter angespannt ist, wächst nach dem erneuten Abstieg aus der 2. Bundesliga aber wieder die Zuversicht. Trainer Wolfgang Wolf glaubt jedenfalls, dass er die personell generalüberholte Hansa-Kogge wieder flott bekommt: „Ich glaube, wir können wirklich oben mitspielen.“

Karlsruher SC: Die Typologie des abgestürzten Traditionsklubs lässt sich ohne Einschränkung auch auf den KSC übertragen. Rockte der Wildpark noch vor wenigen Jahren die Bundesliga, hat das Pendel längst umso rasanter in die Gegenrichtung ausgeschlagen. Anfreunden kann sich mit der 3. Liga aber so recht niemand. Obwohl Trainer Markus Kauczinski die Aufgabe zukommt, gleich 13 Zugänge einzubinden, gibt nicht nur Präsident Ingo Wellenreuther den direkten Wiederaufstieg als Ziel aus. Auch die Drittliga-Trainer glauben mehrheitlich, dass der KSC im Aufstiegsfeld gesetzt ist.

Die Stars Dem Karlsruher SC ist mit der Verpflichtung von Rouwen Hennings sicher einer der Königstransfers geglückt. Trotz seiner erst 24 Jahre hat der Angreifer schon 101 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga (14 Tore) vorzuweisen. Weit gereist ist Noël Alexandre Mendy, der vom englischen Zweitliga-Absteiger FC Chesterfield nach Rostock gezogen ist um dort nun als Hoffnungsträger im Mittelfeld zu agieren. Der FC Heidenheim gilt nicht umsonst als einer der Top-Favoriten auf den Aufstieg. Neben Leitwolf Marc Schnatterer, der bereits 101 Drittliga-Spiele (28 Tore) bestritten hat, ist Michael Thurk trotz seiner inzwischen 36 Lenze eine der prominentesten Figuren der Liga. Bei Alemannia Aachen steht mit Albert Streit ein leidlich bekannter Ex-Bundesliga-Star im Kader. Zudem entschloss sich Sascha Rösler, nach dem Aufstieg mit Fortuna Düsseldorf, seine Karriere am Tivoli um ein Jahr zu verlängern. Ihn begleitet Kai Schwertfeger, ebenfalls Bestandteil der Aufstiegsmannschaft aus Düsseldorf. Anton Fink wechselte erst im Winter nach Chemnitz, war aber mit sechs Toren in 15 Spielen maßgeblich am Aufschwung der Himmelblauen beteiligt. In der Saison 2008/09 wurde der Angreifer mit 21 Treffern zudem Torschützenkönig der 3. Liga.

Die Favoriten Der DFB hat vor dem Ligastart alle Trainer der Drittligisten nach den Aufstiegsfavoriten befragt. Folgende Teams schnitten am besten ab (Nominierungen in Klammern).

1. Karlsruher SC (16) 2. FC Heidenheim (15) 3. Alemannia Aachen (14) 4. Hansa Rostock (13) 5. Kickers Offenbach (11) 6. VfL Osnabrück (10) 7. Wehen-Wiesbaden (4) 8. Chemnitzer FC (3) Rot-Weiß Erfurt (3) 9. Arminia Bielefeld (2) 10. 1. FC Saarbrücken (1)

Die Finanzen Dass sich die 3. Liga als Auffangbecken für gescheiterte Bundesliga-Existenzen etabliert hat, trägt sicher zu den Problemen bei. Doch Wehklagen ist allenthalben zu vernehmen. Engelbert Kupka, langjähriger Präsident der SpVgg Unterhaching, wetterte zuletzt: „Die Dritte Liga wird ausgebeutet. Sie wurde vom DFB einst als Premium-Kind geboren, da mache ich den Vorwurf, dass man danach die lebenswichtigen Unterhaltskosten verweigert. Man kümmert sich nicht um dieses Kind! Ich habe oft das Gefühl, wir sind fast lästig. Angesichts der finanziellen Probleme seien die Vereine der 3. Liga, für die Kupka eine eigene Vermarktung fordert, „mittendrin im Desaster. Es wird vieles kaschiert, manche verkaufen etwa ihre Rasenheizungen, das muss man sich mal vorstellen. In der Politik gibt‘s wenigstens Hartz 4, hier nichts. Die Dritte Liga liegt auf der Intensivstation“, sagte Kupka. Auch wenn sich über die Aussagen streiten lässt: In den letzten Jahren mussten etliche Drittliga-Klubs um ihre Lizenz bangen. Vier Klubs (Koblenz, Ahlen, die Kickers aus Emden und Stuttgart) verloren in vier Jahren bereits die Lizenz oder wurden mit Punktabzügen belegt. Unterhaching und Babelsberg strampeln ums Überleben. Rostock, Aachen und Bielefeld steht das Wasser weiterhin bis zum Hals. Ob die 3. Liga ein Erfolgsmodell wird, hängt wesentlich auch von der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der Liga ab, die sich erst noch erweisen muss.

Die Zuschauer Mit Aachen, Karlsruhe und Rostock kommen gleich drei Publikumsmagneten aus der 2. Bundesliga herunter, die auch eine Klasse tiefer Zugpferde sein dürften. Hinzu kommen mit den Stuttgarter Kickers und dem Halleschen FC zwei Klubs, die schon mit dem durchschnittlichen Zuschaueraufkommen der vergangenen Regionalliga-Saison den Klassenerhalt in der Besucherrangliste schaffen würden. So lagen die Drittligavereine in der vergangenen Saison in der Gunst der Zuschauer:

Verein Zuschauerschitt 1. Alemannia Aachen 18.533* 2. Karlsruher SC 15.343* 3. Hansa Rostock 14.106* 4. Arminia Bielefeld 8.935 5. VfL Osnabrück 8.677 6. Preußen Münster 7.025 7. Kickers Offenbach 6.766 8. 1.FC Heidenheim 6.742 9. SV Darmstadt 98 6.100 10. Hallescher FC 5941** 11. Rot-Weiß Erfurt 5.930 12. Chemnitzer FC 5.178 13. 1.FC Saarbrücken 4.875 14. Wehen Wiesbaden 3.500 15. Stuttgarter Kickers 3.220** 16. Wacker Burghausen 2.836 17. SV Babelsberg 2.404 18. SpVgg Unterhaching 1.658 19. BVB II 1071** 20. VfB Stuttgart II 833

*(2. Bundesliga) ** (Regionalliga)

Das Fernsehen Neben dem Livespiel zum Auftakt wird auch die Samstagspartie der Eröffnungsspiels zwischen dem 1. FC Heidenheim und dem Karlsruher SC am Samstag darauf (16 Uhr) im SWR live übertragen. Auch das Derby zwischen Arminia Bielefeld und Preußen Münster am Samstag, 22. September, kommt live im WDR. Am meisten wird voraussichtlich wieder im MDR zu sehen sein. Dabei stehen in erster Linie die Ost-Klubs im Fokus. In der vergangenen Saison zeigte der MDR zudem über 20 Spiele live im Netz.

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