Wirklich dankbar war die Aufgabe nicht, die Marius Müller am Mittwochmittag hatte. Nach dem Training der Profis von Schalke 04 war er der Auserwählte für die allwöchentliche Medienrunde. Doch obwohl das am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport 1) anstehende Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg für die Schalker essenziell wichtig ist, steht dieser Tage ein anderes Thema im Vordergrund: die Suspendierung von Mittelfeldspieler Dominick Drexler.
Wie diese Entscheidung in der Mannschaft angekommen ist, konnte man nach den Aussagen von Marius Müller nur erahnen. Denn der sonst sehr meinungsstarke Torwart verzichtete auf ausführliche Antworten zu diesem Thema – vermutlich, um sich nicht um Kopf und Kragen zu reden und auch den Trainer in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. „Es sind Entscheidungen, die vom Trainer getroffen werden“, sagte Müller. „Auch er will den maximalen Erfolg für die Mannschaft, das wollen wir alle. Wir müssen die Situation so akzeptieren.“
Was genau sich Drexler innerhalb der Mannschaft geleistet haben soll und inwiefern er sich über das Team gestellt haben soll – genau das wird dem 33-Jährigen von Trainer Geraerts vorgeworfen – wollte Müller nicht verraten. „Darüber sprechen wir intern“, bat Müller höflich um Verständnis.
Fakt ist jedoch: Diese Unruhe rund um die Drexler-Suspendierung kommt für die Schalker zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Eigentlich sollte der volle Fokus auf dem Spiel in Nürnberg liegen, doch mal wieder sorgt eine königsblaue Großbaustelle für Ablenkung. „Hier gibt’s doch jede Woche Themen“, sagte Müller, der im Sommer aus Luzern nach Gelsenkirchen gewechselt ist, dazu mit einem Schmunzeln. „Wenn du Ruhe suchst, bist du auf Schalke falsch.“
Für Müller und seine Teamkollegen gilt es nun trotzdem den Fokus auf das Spiel und den Kampf, um den Klassenerhalt zu richten. Bei diesem Vorhaben helfen ihm einerseits seine Erfahrung, andererseits aber auch Gespräche mit Kollegen. „Es wird beisammen gesessen, viel gesprochen, viele telefoniert abseits des Platzes“, beschrieb Müller. „Montag, Dienstag, Mittwoch nehmen wir uns Zeit für solche Themen, aber spätestens ab Donnerstag liegt der volle Fokus auf dem Spiel.“
Situation ist für die Schalke-Profis belastend
All die Baustellen und die Unruhe wirklich auszublenden, ist auch für routinierte Profis wie den 30 Jahre alten Müller nicht leicht. „Aber es bleibt uns keine Wahl“, sagte er. „Mithilfe der Familie und Freunden muss man einen Weg finden, um den bestmöglichen Input zu bekommen.“
Auch wenn die Situation für die Profis belastend ist: Beschweren will sich Marius Müller nicht. „Wir haben uns Anfang der Saison alle für Schalke 04 entschieden. Den Verein gibt es ja nicht erst seit zwei Jahren, wir haben hier alle mit vollster Überzeugung unterschrieben.“ Mit Unruhe müsse man daher umgehen „und trotzdem liefern können“.
Marius Müller hat seine Unterschrift auf Schalke „keine Sekunde bereut“
Speziell dem Torwart gelingt das in seiner ersten vollen Saison auf Schalke erstaunlich gut. Als Herausforderer verpflichtet, hat er sich im internen Torwart-Duell mit S04-Ikone Ralf Fährmann (35) längst durchgesetzt. Obwohl Schalke mit 55 Gegentreffern in 28 Spielen die zweitschlechteste Defensive der 2. Liga stellt, ist Müller neben Top-Scorer Kenan Karaman (30, neun Tore, acht Vorlagen) tatsächlich der leistungsstärkste Schalker in 2023/24.
Den langjährigen Kaiserslauterer scheint das unruhige und sehr emotionale Schalker Umfeld sogar zu beflügeln. Weshalb für ihn auch klar ist: „Die Unterschrift auf Schalke habe ich keine Sekunde bereut.“