Am 6. Dezember 2023 hatte die WAZ enthüllt, dass Axel Hefer, der Aufsichtsrats-Vorsitzende des FC Schalke 04, einen neuen Job gefunden hat. Nachdem der 46-Jährige zuvor im Sommer 2023 als Chef des Online-Reisebüros Trivago ausgeschieden war und einige Monate eine neue Aufgabe suchte, hatte er diese beim Wettanbieter Tipico gefunden. Eine offizielle Mitteilung gab es aber nicht - bis jetzt.
Auf der 22. Seite des Geschäftsberichts für das Jahr 2023 ist der komplette Aufsichtsrat der Königsblauen aufgeführt - inklusive Berufsbezeichnungen. Hinter Hefers Name steht „Director Tipico Group Ltd. - Vorsitzender“. Auf der offiziellen Homepage der Königsblauen war diese kleine Information auf der Vorstellungsseite des Aufsichtsrats nicht vermerkt.
Es ist eben in diesen Zeiten ein heikler Arbeitgeber - aus drei Gründen. Erstens: Der Hauptsitz von Tipico ist in Malta, Hefer ist viel unterwegs, nicht bei allen Spielen vor Ort. Hat er noch genug Zeit, sich um Schalke zu kümmern? Sein Trivago-Büro war in Düsseldorf, er lebt mit seiner Familie in Hagen. Zweitens: Noch bis 30. Juni 2024 ist Tipico-Konkurrent Betway ein Premiumpartner der Königsblauen. Drittens: Tipico ist eine Tochterfirma von CVC Capital Partners - das Unternehmen, das beinahe Investor der Deutschen Fußball Liga (DFL) geworden wäre. Die Schalker hatten im Laufe der DFL-Entscheidungsfindung ihre Meinung geändert: Zunächst waren sie gegen einen Investor, dann stimmten sie Verhandlungen zu.
Interessenskonflikte? "Da kann es in jedem Job zu kommen"
Über mögliche Interessenkonflikte hatte Hefer im Dezember der Sportschau gesagt: „Grundsätzlich kann es in jedem Job und in jeder Branche zu Interessenkonflikten kommen. Wichtig ist dabei, dass mögliche Interessenkonflikte den Gremien, insbesondere Vorstand und Aufsichtsrat, transparent gemacht werden und man sich bei den entsprechenden Abstimmungen enthält.“ Tipico ist Premiumpartner der 1. und 2. Bundesliga sowie des Rekordmeisters FC Bayern München.
Laut Sportschau sei es legal, dass Hefer im Vorstand eines DFL-Sponsors arbeitet und gleichzeitig Schalkes oberstem Kontrollgremium vorsteht. Der Grund: Schalke ist in keinem Gremium der DFL vertreten, das bei der DFL über Sponsorenverträge entscheidet. Die Folge: Solange Hefer bei Tipico arbeitet, könnte Schalke auch keinen Vertreter entsenden.
Hefer ist seit Juli 2021 Vorsitzender des Schalker Aufsichtsrats und aktuell stark in die Kritik geraten. Auch wenn er von seinen Vorgängern einen großen Schuldenberg erbte und in der 2. Bundesliga starten musste, ist auch er für die bedrohliche Lage mitverantwortlich. Bestes Beispiel: Er holte Vorstandschef Bernd Schröder, ein millionenschwerer Flop. Mit Schröder-Nachfolger Matthias Tillmann ist er eng befreundet - seitdem gibt es den Kumpel-Vorwurf bei Königsblau. Schalkes Aufsichtsrat muss qua Satzung allen Entscheidungen mit einem Volumen von über 500.000 Euro zustimmen - das heißt: Viele Fehlentscheidungen gingen vor der Unterschrift auch über Hefers Schreibtisch.
Hefer mit guten Kontakten zu den Schalke-Ultras
Auch nach rund drei Jahren hat Hefer noch nicht gezeigt, dass er über ein passendes Netzwerk in Wirtschaft und Profifußball verfügt - und sein Umgang mit prominenten Kritikern wie Ex-Boss Clemens Tönnies könnte souveräner sein. Vor allem seinen blendenden Kontakten zur aktiven Fanszene um die Ultras Gelsenkirchen ist es zu verdanken, dass lautstarke Proteste im Stadion bisher ausblieben.
Aus dem Amt gewählt werden kann er aktuell nicht. Im Sommer 2023 wurde er für drei Jahre in seinem Amt bestätigt. An einen Rücktritt denkt er nicht.